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Finsteres Licht

Finsteres Licht

Titel: Finsteres Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kalea Thalanys
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entsetzt an und hielten sich die Ohren zu. Anscheinend konnte niemand außer mir diese Stimmen hören. Dann erinnerte ich mich wieder. Dort hinten, wo Ramira gestanden hatte, war ein magisches Tor. Die Stimmen kamen von einer unsichtbaren Wand. Dort waren weitere Gefangene. Mein Blick wechselte zu Ramira, die ihre Hand längst wieder von meinem Arm genommen hatte.
    „Hast du sie befreien können?“, meine Stimme war nicht mehr so laut und mit weniger Magie versetzt.
    Doch sie wirkte noch immer befremdlich. Möglicherweise auch etwas bedrohlich. Nur machte mir das im Moment nichts aus.
    Ramira verneinte mit einem schwachen Kopfschütteln. In ihren Augen konnte ich ihr Schuldbewusstsein erkennen. Schließlich war sie die erfahrene Hexe. Nicht ich. Mich aber interessierte das derzeit kaum. Alles was ich wissen wollte war, wer sich dort hinten verbarg.
    Mit einer schwungvollen Bewegung meines Armes in Richtung der magischen Barriere öffnete ich das unsichtbare Tor . Fragt mich nicht, wie ich das zustande gebracht hatte. Ich könnte keine Antwort darauf geben. Es war einfach instinktiv geschehen. Und ich war mir nicht sicher, ob ich es noch einmal vollbringen könnte.
    Was aber dann folgte, war unbestreitbar das Unglaublichste was ich je gesehen hatte. Naja, wenn man die Meerhexe Kassia mal außer Acht lässt. Sie zu treffen war schon sehr beeindruckend gewesen. Aber das hier schien weit über meinen Verstand zu reichen.
    Zunächst war nicht s als ein schwarzes Loch zu sehen. Aber schon nach wenigen Sekunden duckten sich drei nicht sehr hochgewachsene, überdurchschnittlich schlanke Mädchen hindurch. Schmutzige zerrissene Kleider, die man wohl nur noch als Lumpen bezeichnen konnte, hingen ihnen vom Leib. Blut klebte überall. Auf der Haut, an der Kleidung und in den Haaren. Sie wirkten genauso verwahrlost wie die Menschen in den Käfigen. Aber doch unterschied sie etwas von ihnen. Ich wusste nicht sofort was es war, denn es war nicht offensichtlich genug. Sie hatten blonde zerzauste und verfilzte Haare , smaragdgrüne wirklich zu Tode verängstigte Augen und Lippen die so rot waren, wie das Rot einer reifen Kirsche. Trotzdem erkannte ich noch nicht das Wesentliche.
    Dicht aneinandergedrängt blieben sie direkt neben dem Tor an der Wand wie angewurzelt stehen. Die drei suchten eingeschüchtert den Raum nach etwas ab. Bis ihr Blick an Levana hängen blieb. Sie starrten sie eine Weile an. Dann richteten s ie alle ihre wahnsinnig grünen Augen auf mich.
    „Sie ist tot, nicht wahr?“, fragte eines der Mädchen mit hell klingender Stimme.
    Ich erkannte sie als eine von ihnen, die mich zugetextet hatten.
    „Ja“, antwortete ich etwas verwirrt.
    „Gut, dann haben wir jetzt nichts mehr zu befürchten“, meinte sie zu den anderen beiden und Erleichterung breitete sich unter ihnen aus.
    „Danke“, sagte eine andere.
    „Gern geschehen“, erwiderte ich gedankenverloren, weil ich nach irgendetwas suchte, was mir diese ganze Situation verständlicher machte. Vergeblich.
     
    William hatte sich seinen Weg durch das von mir aufrechterhaltene Chaos gebannt und stand nun direkt neben mir. Seine wunderschönen tiefblauen Augen betrachteten mich mit Sorge.
    „Sarah, du kannst jetzt aufhören. Levana ist tot und Constantin ist keine Bedrohung mehr. Er sagt die Wahrheit“, bestätigte er.
    Unsicher, ob ich ihm glauben sollte unterzog ich Constantin einer ordentlichen Kontrolle . Ich las in seinen Gefühlen und stöberte nach etwas, das mir schon die ganze Zeit nicht an ihm gefallen hatte. Doch irgendwie konnte ich nur Schuldgefühle, Trauer und Verbitterung erkennen, die ihn zu beherrschen schienen. Ich bohrte tiefer, doch außer den Hass auf ihn selbst, konnte ich nichts finden.
    „Wenn du lügst … wirst du dir wünschen nie geboren worden zu sein!“, drohte ich mit finsterer Stimme, die alles offenbarte, was ihn erwartete, wenn er es wagen sollte mich und meine Freunde anzulügen.
    Jetzt da sei ne Hexe nicht mehr zu Hilfe eilen konnte, war er auf sich allein gestellt.
    „Bestimmt nicht“, schwor er mit gesenktem Blick kleinlaut.
    „Er sagt die Wahrheit Sarah!“, mischte sich eines der drei blonden Mädchen ein.
    „Levana ist an alledem Schuld.“
    Wer waren diese Mädchen? Woher kamen sie und warum waren sie hier abgeschottet von den Menschen eingesperrt? Ich zwang meine Neugierde in den Hintergrund. Denn es war weder der richtige Ort, noch der richtige Zeitpunkt um das zu besprechen. Sie waren Opfer wie die Menschen.

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