Finsternis über Gan (German Edition)
Eilig gab sie einige Anweisungen an die Lichtalben und Bergmännchen in ihrer Nähe, und schon bald waren alle dabei, auf der großen Wiese zahllose Zelte aufzubauen. Hätte es nicht so stark geregnet, wären die Zelte in den verschiedenen Farben bestimmt ein wunderschöner Anblick gewesen. Stattdessen war jeder einfach nur froh, ein trockenes Plätzchen zu haben, wo er noch etwas Ruhe vor dem kommenden Tag finden konnte.
Elhadar und Auberon gönnten ihnen keine lange Nachtruhe. Es begann gerade zu dämmern, als ihre Boten schon zwischen den Zelten umherliefen und lauthals den baldigen Aufbruch ankündigten. Die Gefährten banden sich rasch ihre Umhänge um, die ihnen in der Nacht als Decke gedient hatten, und holten aus ihren Taschen ein kleines, aber nahrhaftes Frühstück hervor. Kurz darauf betrat Elhadar ihr Zelt und teilte ihnen mit, dass sie in fünf Minuten weiterziehen würden. Als die vier aus dem Zelt traten, stellten sie überrascht fest, dass die meisten Zelte bereits abgebaut und verstaut waren. Im Nu waren drei Lichtalben dabei, auch ihr eigenes Zelt abzubauen. Kurze Zeit später ging es los. Als der Zug sich in Bewegung setzte, waren die Gefährten noch gar nicht bis an seiner Spitze vorgedrungen, wo Auberon und Elhadar das Heer anführten. Die vier liefen deshalb einfach in der Menge mit und nutzten die Gelegenheit, mit einigen Leuten ins Gespräch zu kommen. Das Wetter war immer noch unangenehm. Vor allem die Bergmännchen litten sehr darunter. Stürme und Regen gab es in Untererde nicht. Tapfer kämpften sie gegen den starken Wind an.
Chika war gerade in ein Gespräch mit einem Lichtalb vertieft, der ihr erklärte, dass es bis Schloss Apelah wohl nur noch ein bis zwei Stunden dauern würde, als von vorne aufgeregte Schreie zu ihnen durchdrangen.
»Was ist los?«, schrien alle durcheinander. »Hilfe!«, riefen andere.
»Da vorne wird gekämpft«, schrie Joe.
»Das sind Schwarzalben«, hörten sie im nächsten Moment aufgeregte Stimmen rufen.
»Duckt euch!«, befahl ihnen ein Bergmännchen. Sofort traten weitere der kleinen Gesellen zu ihnen und hielten schützend ihre Schilde über sie. Die Gefährten gehorchten. Ihnen war klar, dass sie ein bevorzugtes Ziel der Schwarzalben sein würden. Immerhin hatten sie in der Hütte des Bösen einen von ihnen getötet und andere verletzt. Sie wollten Rache nehmen. So kauerten sie unter den Metallschilden und hörten über sich das Surren der Pfeile. DieSchreie und Rufe der Lichtalben, Bergmännchen und Tiere klangen schauerlich. Chika begann, leise zu wimmern, Finn und Pendo waren wie erstarrt. Sie hatten furchtbare Angst. Joe versuchte währenddessen, zwischen den Schilden hindurchzuschauen. Er wollte nicht wie ein kleines Kind beschützt werden, viel lieber wollte er mitkämpfen. Nach einer gefühlten Ewigkeit ebbten die Kampfgeräusche ab. Nur der Sturm ließ immer noch sein hässliches Pfeifen hören. Die Bergmännchen nahmen ihre Schilde wieder an sich und richteten sich auf.
Da lief ihnen schon Elhadar entgegen, die sie aufgeregt in der Menge gesucht hatte: »Äbrah sei Dank. Euch ist nichts passiert. Zum Glück wart ihr nicht in der ersten Reihe.«
»Was ist passiert? Wurde jemand verletzt?«, fragte Pendo. Sie war fürchterlich aufgeregt.
»Ja, ein Lichtalb und zwei Menschen wurden von den Lanzen der Schwarzalben getroffen. Sie werden bereits versorgt.« Elhadar hielt sich ihre Hand vor die Brust. Sie atmete tief durch. »Uns wurde der Weg abgeschnitten. Eine riesige Gruppe von Schwarzalben hat eine Art Mauer gebildet. Sie schießen auf jeden, der es auch nur wagt, näher an sie heranzukommen. Von dieser schrecklichen Angst, die sie gleichzeitig verbreiten, brauche ich euch ja nichts zu erzählen.« Die Gefährten spürten einen kalten Schauder auf der Haut, den der bloße Gedanke auslöste. Sie nahmen alle Kraft zusammen, um mit Elhadar über die nächsten Schritte reden zu können.
»Sie wollen verhindern, dass wir zum Schloss kommen. Bestimmt haben sie Angst, wir könnten den König in letzter Minute umstimmen«, überlegte Finn.
»Dann müssen wir sie jetzt überwältigen«, forderte Joe. »Das ist unsere einzige Chance. Heute Nachmittag will der König das Gesetz unterzeichnen.«
»So ein Angriff will vorbereitet sein«, entgegnete Elhadar. »Wir wollen ja nicht mehr Verletzte und Tote als nötig.«
»Aber wir sind doch bestimmt in der Überzahl«, widersprach ihr Joe.
Die Lichtalbenfrau atmete scharf ein: »Da bin ich mir leider
Weitere Kostenlose Bücher