Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
ist. Crevan ist an der richtigen Stelle, aber wenn es nichts zu berichten gibt, dann gibt es nichts zu berichten.«
Tice nahm seinen unruhigen Gang wieder auf. »Habt Ihr Crevan gesagt, dass wir von Curanes Spion in Shekerishet wissen? Hält er nach einem Verräter Ausschau? Selbst wenn Crevan noch neu am margolanischen Hof ist, es gibt sicher noch andere, die ihm helfen können, Verdächtige auszumachen.«
»Ich habe ihm in meinem letzten Brief Bescheid gegeben. Aber bei diesem Schneefall kann es einen Monat dauern, bis meine Nachricht ihn erreicht, auch wenn der Bote die Pferde an jedem Gasthaus wechselt.« Donelan kippte seinen Brandy herunter. »Ich hatte gehofft, dass Kiara vor den Separatisten sicher wäre, wenn sie erst in Margolan sei. Ich fand, dass es so leichter wäre, sie nicht mehr hier zu haben. Ich spüre, dass ich alt werde. Es gibt Tage, an denen ich zugegebenermaßen nichts dagegen hätte, die Krone abzulegen und auf eine lange, lange Jagd zu gehen. Ich hatte gehofft, ich müsste nie wieder in den Krieg ziehen.«
Tice legte Donelan eine Hand auf die Schulter. »Ihr habt Isencroft gut durch die schwierigen Jahre geführt. Diese Separatisten ähneln kaum einer Armee. Wenn Tris Curane besiegt, dann wird die trevathische Unterstützung für die Separatisten verschwinden und sie werden sich sicher auflösen. Nehmt Zuversicht daraus, dass Kiara derzeit sicher ist. Shekerishet ist sicher. Und so schwer es auch sein mag, versucht, nicht darüber zu grübeln. Bestimmt gibt es auch ein paar gute Nachrichten.«
Cam grinste. »Mag jemand wetten, wie bald wir aus Dark Haven hören, dass Jonmarc und Carina ein Kind erwarten? Jetzt, im tiefen Winter, reisen selbst die Vayash Moru nicht. Ich weiß nicht, wann mein Brief sie erreichen wird oder wenn es ihr möglich sein wird, einen zu schicken.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist ein beängstigender Gedanke – Jonmarc als Vater.«
Donelan lachte leise. »Ich wage die Behauptung, dass es eine ganze Menge Leute gab, die dasselbe über mich sagten. Nach ein paar Jahrzehnten auf dem Thron verblassen die Erinnerungen an die Jugendsünden allerdings. Vielleicht wird Jonmarc einen ganz anderen Ruf bekommen, wenn einst die Geschichtsbücher geschrieben werden.«
Cam ging zum Fenster und sah hinaus. »Es ist schwer zu glauben, dass bald die Wintersonnenwende kommt. Letztes Jahr waren Tris und die anderen in Fahnlehen im Exil. Und jetzt hat sich alles geändert. Vielleicht liegt das alles zur nächsten Wintersonnenwende schon hinter uns und wir können endlich normal leben.«
Tice stellte sein Glas ab. »Ich hoffe, dass die Dinge nächstes Jahr um diese Zeit wirklich etwas geregelter sind. Aber ich fürchte, normal werden sie nie. Zu viel ist passiert. Ich hoffe nur, dass, egal was kommt, das neue Gleichgewicht auch den Frieden bringt.«
Cam drehte sich vom Fenster weg. »Ich glaube, wir werden es in einem Jahr wissen, nicht wahr?«
KAPITEL 22
M’ Lady, Ihr seid müde. Bitte legt Euch nieder.« Lisette zupfte an Carinas Ärmel. Carina sah aus dem Fenster auf die lange Reihe von Dorfbewohnern, die immer noch auf ihre Behandlung warteten.
»Ich bin hier seit sechs Uhr heute Morgen und die Schlange ist immer noch kein Stück kürzer.« Carina nahm dankbar einen Becher mit kerif entgegen. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang halfen sterbliche Diener Carina bei der Arbeit. Sobald der Abend kam, arbeitete sie mit Lisette bis spät in die Nacht. Ihre Patienten kamen aus dem Herrenhaus, dem Dorf und von Orten, die mehrere Tagesritte entfernt lagen. Dass einige Kranke und Verletzte sogar Fahnlehens schweren Winterstürmen getrotzt hatten, war ein Zeugnis dafür, wie sehr sie eine Heilerin mit wahrer Kraft brauchten.
»Ihr seid wie Lord Jonmarc, Ihr wollt immer noch ein Stück weiterkommen.«
»Stur, eigensinnig, getrieben und verdammt gut in dem, was wir tun. Nichts gemeinsam«, kicherte sie.
»Bitte?«
»Etwas, was Jonmarc mir einmal gesagt hat. Du hast Recht. Aber sie sind von so weit hergekommen und sie brauchen so nötig eine Behandlung.«
»Wenn ich dafür sorge, dass die, die Ihr heute nicht mehr behandeln könnt, einen warmen Platz zum Schlafen in den Ställen bekommen, werdet Ihr dann in einem Kerzenabschnitt aufhören? Lord Jonmarc hat mir deutlich zu verstehen gegeben, dass ich auf Euch achtgeben soll.« Lisette lächelte. »Aber vielleicht können wir beide dieses Geheimnis ja für uns behalten, nicht wahr?«
Carina lachte. »In Ordnung. Lass uns
Weitere Kostenlose Bücher