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Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Titel: Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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und hoffte, dass der Geist des Mädchens sich zwischen ihren Händen manifestieren konnte – jedenfalls genug von der Essenz, ihm zu ermöglichen, die Heilmagie aufzunehmen, die Carina zu übertragen versuchte.
    Nachdem sie ihre geistige »Behandlung« beendet hatte, öffnete Carina die Augen.
    Das Geistermädchen stand vor ihr und Carina sah, dass dem Schatten die Tränen die Wangen herunterliefen. »Ich weiß nicht, ob ich überhaupt etwas getan habe«, sagte sie verlegen.
    Der Geist kniete vor ihr und wollte dankbar nach Carinas Hand greifen, doch er ging nur durch sie hindurch. Trotz der Tränen lächelnd stand das Mädchen auf, knickste noch einmal tief. Dann begann sein Bild sich aufzulösen. Carina ertappte sich dabei, wie sie einen leeren Raum anstarrte, noch lange, nachdem sich der Geist in Luft aufgelöst hatte.
    »Bei der Lady! Ich habe noch nie gesehen, dass jemand die Toten heilt!«
    Carina drehte sich um und sah Lisette neben der Tür stehen. »Ich weiß wirklich nicht, ob ich überhaupt etwas getan habe«, murmelte sie. »Sie hatte solche Schmerzen. Ich dachte mir, da sie schon tot ist, könnte ein Versuch nicht schaden.«
    Lisette sah aus, als hätten ihre Gefühle sie überwältigt. Sie kniff die Augen zusammen, eine sterbliche Geste gegen die Tränen, die die Untoten nicht ablegen konnten. »M’Lady, dieses Mädchen hat das Haus seit über zweihundert Jahren heimgesucht, immer auf der Suche nach einem Heiler, der nie kam. Sie war die Tochter des ersten Herrn von Dark Haven. Es war das letzte Mal, dass die große Pest durch das Land zog. Das Mädchen wurde krank, aber der Heiler, nach dem man schickte, kam nie. Einige Heiler starben, während sie sich um ihre Patienten kümmerten, andere flohen in Angst, sich anzustecken. Das Mädchen starb und nahm viele der Diener mit. In seinem Kummer erhängte sich der Lord. Es wird erzählt, dass es durch die Schuld an diesem Tod an diesen Ort gebunden war. Keiner hat je auch nur daran gedacht, diesen Geist zur Ruhe zu schicken. Aber Ihr habt es versucht. Das hat etwas geändert, m’Lady. Es sieht aus, als habe es seinen Frieden gefunden.«
    »Ich bin keine Seelenruferin«, stotterte Carina. »Ich habe ein Jahr mit Tris Drayke verbracht und ich habe nichts, was seiner Macht gleichkommt.«
    »Das Mädchen wollte nicht zur Lady gebracht werden. Sie wollte, dass jemand ihren Schmerz beendet. Und Ihr habt es versuchen wollen.« Lisette nahm Carinas Hände in ihre eiskalten. »Ihr seid so überwältigt, ich sollte Euch das nicht fragen. Aber wenn so etwas möglich ist, könnte es dann nicht sein, dass Ihr auch eine Geistheilerin sein könntet? Es ist nicht nur die Macht. Es ist auch die Bereitschaft notwendig, die zu berühren, die wir anderen meiden. Bitte, m’Lady, wollt Ihr es Euch nicht überlegen?«
    »Schwester Taru in Fahnlehen-Stadt ist die einzige Geistheilerin, die ich kenne. Ich werde ihr schreiben. Wenn der Schnee schmilzt, ist sie vielleicht bereit zu kommen, wenn die Chance besteht, dass ich etwas von ihr lernen kann.«
    Lisette lächelte strahlend und umarmte sie. »Die Lady hat Euch wahrlich geschickt! Die Hoffnung stirbt lange, bevor das Leben endet. Aber nach dem, was ich heute gesehen habe, habe ich wieder Hoffnung. Ich danke Euch, m’Lady.«
    Die achte Stunde hatte geschlagen, bevor Carina müde die Stufen zu ihrem Zimmer hinaufstieg. Sie freute sich auf die Gelegenheit, sich zu waschen und die Kleider vor dem Abendessen zu wechseln. Lisette sprach kurz mit zwei Dienern und folgte Carina dann die Stufen hinauf.
    »Lord Jonmarc wird bald zurückerwartet«, erzählte sie, noch bevor sie Carinas Zimmer erreichten. »Es muss noch einiges vorbereitet werden. Es ist die erste Nacht der Wintersonnenwende und als Herr des Hauses hat er viele Verantwortungen. Ich glaube, er und Lord Gabriel wollen einen Baum für das Fest fällen. Die Köche sind schon den ganzen Tag beschäftigt. Ich brauche Eure Speisen nicht, aber die Wintersonnenwende ist die eine Gelegenheit, wo ich ein paar von meinen Lieblingsspeisen nicht widerstehen kann.«
    Carina zog ihre fleckigen Heilergewänder aus. Die Schüssel mit warmem Wasser, die Lisette ihr brachte, war ihr sehr willkommen. »Ich denke, wir werden beide dankbar sein, wenn wir die Wintersonnenwende ruhig hinter uns bringen.«
    Lisette hörte mit großen Augen zu, als Carina von den Festlichkeiten des letzten Jahres am Hof König Stadens erzählte, der mit dem Attentatsversuch auf Tris geendet und der Jonmarc

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