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Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Titel: Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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nachsehen, ob jemand da draußen in wirklicher Gefahr ist. Ich werde diese Leute noch heute Abend versorgen. Wir machen es dem Rest so bequem, wie es nur geht. Süße Mutter mit dem Kind! Ich wäre nicht überrascht, wenn ihre Zahl sich am Morgen verdoppelt hat.«
    Lisette drängte Carina, etwas von dem Käse und dem kalten Fleisch zu essen und auch den Rest des kerifs auszutrinken, bevor sie sich wieder an die Behandlung der Dorfbewohner machte. Während sie wartete, streckte sich Carina und versuchte, die verknoteten Muskeln in ihrem Nacken und den Schultern zu entspannen. Sie konnte das Gefühl nicht abschütteln, beobachtet zu werden. Vielleicht ist es ja nur die Erschöpfung , sagte sie sich selbst. Sie hatte lange Stunden gearbeitet und eine Menge Energie hineingesteckt. Aber es war nicht nur Müdigkeit. Etwas veränderte sich in der Magie selbst, etwas, was das Heilen schwieriger werden ließ. Je länger sie in Dark Haven war, desto mehr konnte sie das Ungleichgewicht des Stroms spüren. Und obwohl sie sich nicht bewusst war, dem großen Energiestrom Kraft zu entziehen, konnte sie Verwerfungen in der Macht spüren, einen schnellen Unterstrom wie Wasser, das über Felstrümmer floss. Die Störung wurde stärker, als ob sie versuchen würde, gegen einen Sturm anzugehen.
    Carina spürte, wie eine Präsenz an ihren Geist rührte. So schnell wie das Gefühl gekommen war, war es auch wieder verschwunden.
    »M’Lady?«
    Carina blinzelte. Die Vision war verschwunden. »Ich habe zu hart gearbeitet. Ich könnte schwören, dass ich spürte, wie etwas versuchte, mich zu berühren. Wer auch immer das war, er wollte mir etwas sagen.«
    »Ich verstehe nicht.«
    Carina schüttelte den Kopf. »Ich auch nicht. Ich glaube nicht, dass es – was auch immer es war – gefährlich war. Es ist seltsam. Es war, als hätte es etwas gesucht.«
    »Ihr solltet wirklich ausruhen.«
    »Hast du die Schlange von Leuten da draußen gesehen? Ich werde später ausruhen. Habe ich dir schon gesagt, wie dankbar ich für deine Hilfe bin?«
    Lisette erwiderte das Lächeln. »Danke, m’Lady.«
    Sie kümmerte sich noch um zwei Patienten, bevor Carina signalisierte, dass sie ein paar Minuten Pause bräuchte. »Weißt du, bevor ich hierherkam, hätte ich mir so etwas wie die letzte Patientin nicht vorstellen können. Die alte Frau mit den Rückenschmerzen. Dieser junge Mann da neben ihr – der Vayash Moru. Er ist ihr Ehemann, nicht wahr?«
    Lisette nickte. »Er wurde vor vierzig Jahren hinübergebracht.«
    »Sie sind die ganze Zeit zusammengeblieben«, sagte Carina bewundernd. »Ganz offen. Ich dachte immer, dass Isencroft ein offener Platz für Vayash Moru sei, weil sie schon seit Generationen dort nicht mehr gejagt werden. Aber ich habe noch nie gesehen, dass die Lebenden, die Toten und die Untoten so zusammenleben wie hier. Ich erkenne jetzt, wie niedrig meine Erwartungen waren.«
    »Auf dem Land in den anderen Königreichen sorgen die Familien der Lieben, die hinübergebracht wurden, für Unterschlupf. Das funktioniert so lange, wie es die Nachbarn nicht merken oder sich nicht darum kümmern. Also nicht lange.«
    »Warum also wollen nicht alle Vayash Moru nach Dark Haven, wenn sie hier offen leben können?«
    »Sie bleiben aus den gleichen Gründen, aus denen die Sterblichen auch bleiben. Weil diese Plätze immer ihre Heimat waren. Weil ihre Familie dort ist und sie sie nicht verlassen wollen, auch wenn man sie nur aus der Ferne sehen kann. Weil alles bekannt ist. Nach ein oder zwei Lebensaltern ändert sich die Heimat so sehr, dass nichts mehr an sie erinnert. Das macht es leichter, sie zu verlassen.«
    »Ich glaube, ich verstehe. Jedenfalls ein bisschen«, meinte Carina und wusch sich die Hände. »Mein Bruder und ich wurden gezwungen, unsere Heimat und unsere Familie zu verlassen, als wir noch sehr jung waren. Wir waren Zwillinge, aber ich besaß Magie. Es war schon ein Skandal, dass wir Zwillinge waren, aber dass ich auch noch Magie hatte, war unverzeihlich.«
    »Das ist nicht so viel anders«, meinte Lisette. »Ausgestoßen zu werden für etwas, was man ist, aber das man sich nicht ausgesucht hat. Und in Ländern wie Nargi erleiden Zauberer und Vayash Moru oft das bekannte Schicksal.«
    »Je weiter ich von Nargi weg bin, desto glücklicher werde ich sein.« Carina trocknete ihre Hände. »Wie viele Patienten bleiben mir heute Abend noch? Ich bin während des letzten Heilens fast eingeschlafen!«
    »Hier sind noch ein halbes Dutzend,

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