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Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)

Titel: Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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noch nicht lallte, der dennoch die Klarheit fehlte, die sie in Uris seltenen Momenten ohne Branntwein hatte. »Merkt euch meine Worte: Die Tage des Rats sind gezählt. Es wird schon bald ein völlig neues Spiel geben. Unser Spiel. Das Abkommen liegt auf dem Totenbett.«
    Mit einer leichten Geste signalisierte Malesh Senan und Berenn, ihm zu folgen. Sie schlüpften aus dem Raum, ohne dass Uri es bemerkte. Er erzählte bereits die nächste Geschichte, mit der er seine Höflinge in Atem hielt. Malesh ging den ganzen Weg herab, in die Räume im niedrigsten Keller, in denen seine eigenen Leute auf ihn warteten.
    Verglichen mit der Pracht der großen Halle war Maleshs Salon sachlich eingerichtet. Die Möbel, weniger als die in der Eingangshalle, waren seit Generationen in Maleshs Familie. Ahnen hatten sie ihm hinterlassen, die bekannter waren als die Handwerker, die diese Schätze hergestellt hatten. Die Ölminiaturen zeigten Maleshs wirkliche Vorfahren: Männer und Frauen, die den Königen von Fahnlehen lange gedient hatten, bevor man Uri hinübergebracht hatte. Ein halbes Dutzend seiner Geschöpfe wartete schon auf ihn. Noch mehr würden kommen, wusste Malesh, wenn Uri genug getrunken hatte und ihre Abwesenheit im Kreis seiner Bewunderer wahrscheinlich nicht mehr bemerken würde.
    »Ist der Unsinn, den Uri redet, zu fassen?« Senan fiel in einen Sessel.
    »Das ist eben Uri«, erwiderte Sioma, eine schöne, rothaarige Vayash Moru. Die Langeweile in ihrer Stimme war deutlich zu hören. Sioma war derzeit Maleshs Gefährtin und als sich ihre Blicke trafen, versprach ihr leichtes Lächeln ihm Freuden, noch bevor die Morgendämmerung sie in den Schlaf schicken würde.
    »Wie gewöhnlich redet er viel und sagt wenig«, fügte Malesh hinzu. Er lehnte einen Kelch mit Blut ab. Er wollte den süßen Nachgeschmack der Jagd auf seiner Zunge nicht verderben. Mit Sioma und der Jagd erinnerte sich Malesh besonders gut daran, wie es war, sterblich zu sein – ungebremste Leidenschaft und der Rausch der Macht. Die Dunkle Gabe verstärkte all diese Gefühle und fügte sie dem Fest der nie endenden Jugend und der wahren Unsterblichkeit hinzu.
    »Also, was ist nun mit dem Abkommen und dem Rat?«, fragte Berenn und suchte sich einen Platz.
    Malesh stellte seinen Stiefel auf die Tischkante. Seine schlanke, muskulöse Gestalt überragte alle anderen wie ein Stawar, der gleich zustoßen würde. »Uri verlässt den Rat, weil er Aufmerksamkeit will. Er liebt es, andere aus der Reserve zu locken. Was glaubt ihr denn. Da oben sitzt er, trinkt vergiftetes Blut und ergötzt sich an der Anbetung seiner Schoßhündchen. Was hätte er zu gewinnen, wenn er den Rat verlässt? Sie würden ihn nur durch einen anderen ersetzen und das weiß er auch.«
    »Und das Abkommen?«
    Malesh stieß sich ab und begann, auf und ab zu gehen. »Uri war die letzten dreihundert Jahre zufrieden damit, Blut von Betrunkenen und Traumkrautabhängigen zu trinken. Was hat er davon, wenn er das Abkommen aufkündigt? Er hat so viel verdorbenes Blut, wie er von den Säufern in den Gassen nur bekommen kann.«
    »Was ist mit Vahanian?«
    Malesh lehnte sich gegen die Wand zurück und verschränkte die Arme. Die exquisite Spitze an seinen Handgelenken schäumte über seine feingliedrigen Hände. Seine Mahlzeit machte den Unterschied zwischen seiner sonst blassen Haut und der weißen Spitze nur noch deutlicher.
    »Vahanian ist nicht so weich, wie Uri glauben möchte, aber auch nicht so unschlagbar, wie Gabriel hofft. Ich habe für einen Moment Furcht in seinen Augen gesehen, aber im nächsten hat er sich schon gegen Kolin gewehrt, um zu kämpfen. Furcht allein wird ihn nicht aufhalten. Und was Darrath angeht und dass er Vahanian beinahe getötet hätte – das stimmt. Aber das war, nachdem er bereits drei ausgezeichnete Soldaten Darraths getötet hatte und zusammengeschlagen worden war und ausgepeitscht. Der Magier, der ihn gerettet hat, war kein anderer als Martris Drayke. Vahanian ist ein genauso guter Kämpe, wie die Geschichten von ihm behaupten – und er könnte sich sogar gegen einen von uns behaupten.«
    »Einen«, schmunzelte Senan. »Wir sind mehr als einer.«
    »Darum geht es nicht.« Malesh begann wieder, auf und ab zu gehen. »Den Herrn von Dark Haven umzubringen, ist nicht das Ziel. Das Abkommen und der Rat müssen mit ihm sterben. Wir haben eine Eröffnung. Gabriel hat die Erlaubnis des Rats bekommen, den Vayash Moru von Margolan den Kampf gegen Jared den Thronräuber zu

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