Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
stand auf und begann, auf und ab zu gehen. »Ich habe einen neuen Mann in Margolan. Er ist sehr gut platziert dort, wo er ist. Es gab ein Attentat auf Tris’ Leben, Kiara. Ein beinahe erfolgreicher Versuch.«
»Was ist passiert?«
»Ein Armbrustschütze – er war allein – hatte die Möglichkeit, einen Treffer zu landen. Dein junger Mann hatte außerordentliches Glück. Der Bolzen war nur einen Handbreit von seinem Herzen entfernt.«
»Aber Tris geht es gut?«
Donelan nickte. »Gut genug, um den Geist des Attentäters zu beschwören, den die Wachen bereits getötet hatten.«
»Was hast du noch gehört?«
»Offenbar war der Armbrustschütze von jemandem angeheuert worden, der Einfluss besitzt, vielleicht von jemandem, der von außerhalb Margolans kam.«
»Aber warum?«
»Wer weiß das schon? Auch wenn Tris allen Berichten nach einen guten Start hatte, werden ihn viele für die Hungersnot verantwortlich machen, die unweigerlich auf die von Jared ruinierten Farmen und die geflohenen Bauern zurückzuführen ist. Und es gibt auch Leute in Margolan, die die Idee zusammengeführter Königreiche nicht mögen.
Jareds Anhänger könnten das Chaos ausnutzen, das einer Ermordung des Königs folgen würde. Wenn die Gerüchte über einen königlichen Bastard wahr sind, dann könnten sie die Regentschaft für ihn anstreben, um wieder in die eigene Tasche zu wirtschaften. Andere könnten gegen einen Magier auf dem Thron sein. Einige könnten das Haus Margolan gleich ganz loswerden wollen.« Er seufzte. »Wenn du erst einmal auf margolanischem Boden bist, wirst du eine Geisel des Schicksals werden, Kiara. Die mächtigsten Könige wissen das und erlauben sich keine solche Schwäche. Ich war auch nie in der Lage, mich davon zu befreien.«
»Wir wurden schon von der margolanischen Armee und Jareds Kopfgeldjägern verfolgt. Wir waren schon in Gefahr.«
»Das ist wahr. Aber bis alle Anhänger und Verräter auf Jareds Seite vernichtet sind, werden Tris und du nicht in der Lage sein, Freund von Feind zu unterscheiden. Ich wollte nie, dass du so in Gefahr gerätst, mein Liebes«, sagte er reuevoll. »Ich hoffe nur, dass Bricen und ich ein besseres Erbe hinterlassen als den Zusammenbruch unserer beiden Königreiche.«
Er nahm Kiaras Hand. »Du und Cam, ihr müsst euch jetzt ausruhen. Spuken beginnt morgen um Mitternacht und unser Volk wartet darauf, ihre Prinzessin bei dem Fest zu sehen. Versuch, das alles aus dem Kopf zu bekommen.«
Kiara küsste ihn auf die Wange. »Wirst du deinen eigenen Rat auch befolgen?«
»Natürlich nicht. Ich bin der König. Wenn wir mehr aus Margolan hören, werde ich dir Bescheid sagen.«
Kiara drehte den goldenen Ring, den Tris ihr zur Verlobung geschenkt hatte, den Ring, der sein Wappen trug. »Spuken ist das letzte Fest hier in Isencroft, bevor ich nach Margolan gehe. Ich bin zum ersten Mal darüber traurig, dass es kommt.«
Donelan drückte ihre Hand. »Sieh nicht immer hinter dich, sonst vergisst du, was an schönen Dingen noch vor dir liegt. Du wirst das durchstehen und Isencroft ebenfalls. Und jetzt fort mit dir.«
Cam ging ohne Hilfe zur Tür. Carina bestand darauf, Kiara in ihre Räume zu bringen, auch wenn zwei Wachen ihr folgten und die Korridore des Palasts beinahe leer waren. Kiara sank in einen der beiden Sessel neben dem Feuer. Carina half ihr, die Stiefel auszuziehen, und machte sich geschäftig daran, ihnen beiden Tee zu bereiten. Sie streute ein Pulver in eine der Tassen und reichte sie Kiara.
»Trink das. Es wird die Schmerzen verschwinden lassen.«
»Weißt du, was ich am meisten an den Vorbereitungen hasse, nach Margolan zu gehen?«
»Was?«
»Diese ganzen elenden Anproben für die Schneider.«
»Hast du gedacht, du könntest einfach deine Reithosen und dein Hochzeitskleid nehmen und nichts weiter?«
»Wenn es nach mir ginge, ja.«
Carina konnte sich das Lachen kaum verbeißen. »Gib es zu, Kiara. Es musste eines Tages so kommen. Sogar Jonmarc musste schließlich lernen, sich standesgemäß anzuziehen. Vielleicht kann er dir ein paar Tipps geben, wo man am besten Waffen versteckt, wenn sie dich kein Schwert tragen lassen.«
»Eine Rüstung zu tragen hat seine Vorteile«, murmelte Kiara. »Wenn du eine findest, die passt, dann bleibt man dabei. Man trägt sie tagein, tagaus. Warum können Tris und ich nicht so bleiben, wie wir auf der Straße waren – zwei unbedeutende Niemande von Nirgendwo?«
»Du meinst die ›gute alte Zeit‹ auf der Straße? Immer gejagt von
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