Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Flüssigkeit in Cams Wunde. Cam schnappte vor plötzlichem Schmerz nach Luft. »Es tat weniger weh, als das Schwert mich getroffen hat.«
»Du klingst schon wie Jonmarc.«
»Hast du nicht irgendwas in deiner Tasche, das nicht eklig schmeckt oder wehtut?«
»Nein. Und jetzt sitz still.«
Allestyr warf einen Blick auf Kiaras Arm und brachte ihr ein Glas Brandy. »Ich bin nicht sicher, ob es eine kluge Entscheidung war, dass Ihr mit den Truppen ausgeritten seid. Wir werden in Kürze nach Margolan aufbrechen«, meinte der Seneschall. »Davon abgesehen, dass Ihr Euch in Gefahr gebracht habt, geziemt es sich wohl kaum, Eurem Bräutigam gegenüberzutreten, als wäret Ihr gerade aus einer Kutsche gefallen.«
»Ich habe meinen Anteil an blauen Flecken schon abbekommen, als wir letztes Jahr auf der Straße unterwegs waren – und keiner von uns hatte den Luxus zur Verfügung, regelmäßig zu baden, als wir zurückkehrten. Ich wage zu behaupten, dass Tris mich schon schlimmer erlebt hat.
Donelan seufzte. »Tris wird sicher bereit sein, über jeden Kratzer hinwegzusehen. Wenn du dir um etwas Sorgen machen solltest, dann um den margolanischen Hof.«
»Mutter hat mich vom Tag meiner Geburt an darauf vorbereitet. Das war alles in der Idee ›von Geburt an versprochen‹ mit eingeschlossen. Ich mache mir fast noch mehr Sorgen um das, was mit Isencroft passiert, wenn ich erst einmal den Hof verlassen habe – und ob du wagen solltest, mit mir zu meiner Hochzeit zu kommen oder nicht.«
»Der Tag, an dem ich einer Bande von Räubern erlaube, mich daran zu hindern, an der Hochzeit meiner Tochter teilzunehmen, ist noch nicht gekommen. Außerdem wird der beste Weg, ihre Gerüchte zu widerlegen, der sein, ihnen zu beweisen, dass sie falsch sind. Es gibt sowieso erst einen gemeinsamen Thron, wenn ich sterbe. Wenn ich ein sehr alter Mann werden sollte, werden du und Tris einen passenden Erben für den Thron Isencrofts haben. Der einzige Vorteil, den die Separatisten haben, ist die Angst im Volke. Wenn ihre Anhänger erst einmal gesehen haben, dass deine Hochzeit nichts ändert – wenigstens nicht so bald –, dann werden sie vielleicht einen Rückzieher machen.«
Kiara streckte ihre rechte Hand aus und ergriff die ihres Vaters. »Habe ich schon mal erwähnt, wie sehr ich deine Art mag, die Dinge zu betrachten?«
Carina, die Cams Bein fertig verbunden hatte, richtete ihre Aufmerksamkeit jetzt auf Kiaras Arm. »Ein typischer Schildbruch. Nicht so schlimm wie einige andere, die ich schon gesehen habe. Ich kann ihn auf den Weg der Heilung bringen und die Schwellung und die Prellung vor der Hochzeit lindern – aber keine Kriegsausflüge mehr. Es gibt eine Grenze für das, was ich heilen kann, und wir wollen schließlich nicht, dass du in der Kirche der Göttin zu deinem Bräutigam humpelst wie ein Grenzlümmel!«
»Verdammt, Carina, hier ging es um mich! Diese Separatisten und Räuber behaupten da draußen, dass ich eine Verräterin an der Krone sei – eine Verräterin an Isencroft. Wir haben Jared vom margolanischen Thron vertrieben und einen König gekrönt, der Isencroft niemals zu seinem eigenen Vorteil ausplündern würde. Ich hätte Isencroft ganz sicher betrogen, wenn ich einfach nur zu Jared gegangen wäre, um ihn zu heiraten und ihn das Land ausrauben zu lassen, so wie er es mit seinen eigenen Dienern getan hat.«
Donelan legte eine Hand auf Kiaras Schulter. »Es wird immer ignorante, gefährliche Leute geben, die die Wahrheit zu ihrem eigenen Vorteil verdrehen. Keine Argumentation wird ihre Meinung ändern können, weil sie nicht auf Tatsachen, sondern ihrem eigenen kleinlichen Standpunkt basiert. Das gehört dazu, wenn man eine Krone trägt, Kiara. Das hat es immer – und wird es immer. Es ist das Dilemma eines Königs. Erkläre den Leuten, wie schlecht es wirklich ist, und sie brechen in Panik aus. Sag ihnen weniger als die volle Wahrheit, dann werden sie sich über den einzigen Weg ereifern, den wir einschlagen müssen. Wenigstens werden die Separatisten nach heute Nacht Zeit brauchen, um sich wieder neu zu formieren, und vielleicht dauert das lange genug, um dich sicher nach Margolan zu bringen. Wenn die Hochzeit erst einmal vorbei ist, wird das alles im Sande verlaufen.«
Kiara zog eine Grimasse, als Carina ihr den Arm verband. »Und wenn es das nicht tut?«
Donelan lächelte müde. »Dann werden Cam und ich schon damit fertig.« Er tauschte einen Blick mit Allestyr.
»Du verheimlichst mir doch etwas.«
Donelan
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