Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Jareds Wachen, in Grüften oder ausgebrannten Kellern schlafen, frieren, Hunger haben und immer wachsam sein …?«
»Wenigstens waren wir bequem angezogen!« Kiara wusste, dass sie unvernünftig war, aber es war befriedigend, es zu sein und zu bleiben. Jae stand auf und kam in der Hoffnung auf einen Leckerbissen herübergewatschelt. Kiara strich über seinen schuppigen Rücken und er gab zufrieden ein klickerndes Geräusch von sich.
»Bei jedem Wetter im Sattel sitzen, in der Kälte im Wald kampieren«, fuhr Carina fort. »Oh, und hätte ich wirklich beinahe das Im-Nu-Fluss-Ertrinken und diesen hübschen kleinen Ausflug in das Soldatenlager in Nargi vergessen? Und du hast die Sklavenhändler ausgelassen. Aber gut, da warst du auch noch nicht bei uns. Sieh den Tatsachen ins Gesicht, Kiara. Auf deinen und Tris’ Kopf waren höhere Kopfgelder ausgesetzt als auf Jonmarcs. Das spricht nicht gerade für ›zwei Niemande von Nirgendwoher‹.«
»Du hast ja Recht. Aber niemand hat mich auf die Beachtung der Etikette gedrillt, niemand hat so einen Wirbel um meine Kleider gemacht …«
»Und du hast es trotzdem geschafft, den begehrenswertesten Junggesellen der Sieben Königreiche einzufangen.«
»Du weißt ganz genau, dass das einfach so passiert ist.« Sie lächelte verschlagen. »Und wenn man die Anzahl der Leute bedenkt, die uns gejagt haben, wäre vielleicht ›meistgesucht‹ eine wirklich passendere Beschreibung.«
»Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm, wenn du erst einmal die Hochzeit hinter dir hast«, meinte Carina und zog sich einen Stuhl heran. »All die Adligen werden im Winter auf ihre Landsitze zurückkehren. Vielleicht kannst du sogar reiten oder auf dem Waffenboden üben, so viel du willst.«
»Sie werden wohl kaum Zutrauen zu ihrer Königin fassen, wenn sie wie ein Söldner in einer vernünftigen, bequemen Tunika und Hosen durch den Palast läuft.«
»Tris hat das nie gestört.«
»Um ihn mache ich mir keine Sorgen, Carina. Ich weiß, dass Vater mir nicht alles sagt, was er hört«, meinte Kiara.
»Hast du schon herausgefunden, wer sein neuer Spion ist?«
Kiara schüttelte den Kopf. »Jared hat Mostyn getötet. Der war lange genug am Hof, sodass sicher jeder wusste, dass er Isencrofts Mann war. Vater hat seinen neuen Mann an den Hof gebracht, als es ihm wieder gut genug ging, die Regierungsgeschäfte selbst zu übernehmen. Ich habe Vater sogar direkt gefragt – er sagte, er habe nicht die Absicht, die Person abzuberufen, wenn ich erst einmal verheiratet sei und er mich nicht in einen Zwiespalt bringen wolle, mich zwischen meiner Loyalität zu meinem Vater oder der zu meinem Mann zu entscheiden.« Sie schnaubte. »Wahrscheinlich will er eher, dass sein Spion ein Auge auf mich wirft … Ich habe auch an Mutter gedacht. Sie war erst sechzehn, als sie Vater geheiratet hat. Göttin! Ich weiß nicht, wie sie den Mut aufgebracht hat! Sie war beinahe fünf Jahre jünger, als ich jetzt bin, und sie hatte Vater nicht halb so gut gekannt wie ich Tris jetzt.«
»Das kommt eben davon, wenn man beinahe ein Jahr gemeinsam auf der Straße verbringt.«
»Und das weißt du mindestens genauso gut. Du kannst mir nicht sagen, dass es dich nicht freut, Jonmarc bei der Hochzeit wiederzusehen.« Sie grinste. »Habe ich nicht erst vor ein paar Tagen einen Vayash-Moru-Boten mit einem Brief aus Dark Haven gesehen?«
Carina nestelte an dem silbernen Anhänger an ihrem Hals herum, ein Geschenk von Jonmarc. »Kiara, wie kann ich Donelan verlassen – und dich – für so lange Zeit?«
»Vater geht es wieder gut.«
»Auf königliche Hochzeiten folgen meist königliche Geburten«, versetzte Carina.
»Haben wir es jetzt nicht ein bisschen eilig?«
»Kiara, ich glaube, dass Jonmarc mich fragen wird, ob wir heiraten.«
»Hast du das erst jetzt herausgefunden? Natürlich tut er das. Geh nach Dark Haven. Und wenn er dich bittet, ihn zu heiraten, sag ja. Ich habe Cerise und Malae. Beide werden mit nach Margolan kommen, um nach mir zu sehen. Cerise war Mutters Heilerin. Malae hat sich um mich gekümmert, seit ich geboren wurde. Es ist an der Zeit, dein eigenes Leben zu leben.«
Jae schmiegte sich an ihre Schulter und Kiara zog aus einem kleinen Beutel, den sie an ihrem Gürtel trug, ein Stückchen getrocknetes Fleisch, das der Gyregon in die Luft warf und dann im Herunterfallen schnappte.
Carina stand auf und ging zum Fenster hinüber. »Der andere schwere Teil ist, Cam zurückzulassen«, meinte sie. »Wir waren
Weitere Kostenlose Bücher