Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
beinahe nie getrennt, bis auf wenige Ausnahmen letztes Jahr und dann das eine Mal vor sieben Jahren. Ich habe ihn jedes Mal schrecklich vermisst. Warum fühle ich mich nur so, als würde ich ihn im Stich lassen, wenn ich weggehe?«
»Hast du mit Cam darüber geredet?«
»Ich weiß, das hätte ich tun sollen. Aber ich schiebe es immer wieder vor mir her.«
»Ich bezweifle, dass Jonmarc eine Anstandsdame haben wollte«, grinste Kiara. »Ich habe festgestellt, dass Cam ziemlich viel Zeit mit der Tochter des Bierbrauers verbringt. Vielleicht ist es Zeit für euch beide, sich niederzulassen.«
Nachdem sie Kiara geheilt hatte und auf dem Weg zurück in ihr Zimmer war, wurde Carina langsamer, als sie an Cams Tür vorbeikam. Sie holte tief Luft und klopfte. »Cam? Ich bin’s.« Sie drückte die Tür auf. Wie immer herrschte in Cams Schlafkammer ein fürchterliches Chaos.
»Wie geht’s Kiara?«
»Kiara geht es gut. Ich wollte nach dir sehen.«
Carina lehnte die ihr angebotenen Kuchen ab.
»Mach es dir bequem«, sagte er und verschlang seinerseits einige. »Was hast du auf dem Herzen?«
»Die Dinge entwickeln sich so schnell. Tris’ Krönung. Jetzt die Hochzeit. All der Ärger hier. Und ich, auf dem Weg nach Dark Haven.«
Cam nahm Carinas Hand. »Ich bin sehr glücklich über dich und Jonmarc, Carina. Wirklich. Er ist ein guter Mann. Er liebt dich. Ich bin wählerisch, was diejenigen angeht, die meine Schwester heiraten wollen. Er ist in Ordnung.«
»Er hat mich noch nicht gefragt.«
»Nimmst du noch Wetten an? Er hat schon lange ein Auge auf dich geworfen.«
Carina nestelte am Ärmel ihres Gewandes herum. »Es war schwer für mich, letztes Jahr von dir getrennt zu sein. Nicht zu wissen, wo du warst und ob du noch am Leben warst. Ich habe versucht, es mir nicht anmerken zu lassen – es stand so viel auf dem Spiel und wir waren so oft in Gefahr. Aber ich habe dich schrecklich vermisst.«
»Ich habe dich auch vermisst.« Cam drückte ihre Hand. »Aber vielleicht war das eine gute Sache. Wir mussten lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Wir können uns immer besuchen. Und außerdem«, sagte er mit einem Grinsen, »während du dich ins Abenteuer gestürzt hast, habe ich vielleicht das Mädchen meiner Träume gefunden. Eine hübsche Rothaarige, deren Vater ein Bierbrauer ist. Das wäre doch mal eine Verbindung, auf der der Segen der Göttin läge!«
Carina küsste ihn auf die Wange. »Danke.«
»Na los! Geh packen. Und bereite dich auf morgen Abend vor – ich bin an der Küche vorbeigekommen und der Koch bereitet ein Dinner zu, dass selbst Geister hungrig werden könnten!«
Spuken begann um Mitternacht. Große Scheiterhaufen brannten lichterloh in einer langen Reihe bis zum Horizont hin und erinnerten so an die Toten, die Isencroft im Krieg verloren hatte. Im Palast erfüllte der Duft nach gebratenem Wildbret die Luft. Rehfleisch, Kaninchen, zusammen mit geröstetem Gemüse, heißem Punsch und einer erstaunlichen Vielfalt an Kuchen und Pasteten. Isencrofts Armee, trotz ihrer kleinen Größe berühmt für ihre Schlagkraft, marschierte zu Trommeln und dem Trillern von Flöten im Hof auf. Feuer klebten wie Punkte an den Abhängen der Hügel. Jede Familie, die jemanden in einer Schlacht verloren hatte, zündete ihr eigenes Feuer an, um die Erinnerung an die Toten zu ehren. Im Vorhof des Palastes brannte das größte von ihnen, um an die zu erinnern, die in der Schlacht gestorben waren und deren Körper nicht nach Isencroft zurückgekehrt waren. Menschen aus allen Teilen des Königreichs waren zum Palast gereist, um ein wenig Holz oder Töpferware ins Feuer zu werfen, um derer zu gedenken, die ihnen lieb und teuer gewesen waren und um die Geister einzuladen, nach Hause zurückzukehren und zur Ruhe zu kommen.
Die Nacht begann mit einer akrobatischen Darbietung und Bravourstücken von Kraft. Der Höhepunkt des Festes würde am nächsten Tag nach den königlichen Tjosten stattfinden, einem Ereignis, das sich von mittags bis zum Abendbrot hinziehen würde und Duelle der besten Kämpen des Königs zeigen würde. Jetzt, wo Kiara und Donelan in der königlichen Kutsche in der Prozession zum Fluss saßen, sah Kiara traurig hinaus zu den lodernden Feuern.
»Deine Gedanken sind woanders«, sagte Donelan.
Kiara lächelte. »Ich frage mich, wann ich wieder in Isencroft feiern werde.«
Die Kutsche hüpfte über die Pflastersteine. Sie bewegte sich langsam, als die Menge sich dagegen drückte. Die Straßen waren voller
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