Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
nicht durchgedrungen. Aber auch so würde Kiara sowohl von dem Angriff als auch von ihrem Fall verletzt sein.
Die Wachen hatten den Angreifer bereits niedergerungen. Soldaten trieben die Menge den Hügel hinauf zurück. Trommler und Flötisten schienen entschlossen, jedes Gespräch mit ihrer Musik zu unterdrücken. »Hast du gehört, was er gerufen hat? ›Für die Unabhängigkeit Isencrofts!‹« Kiara schauderte.
»Ich kann mir vorstellen, dass wir bei ihm etwas über Verbindungen zu den Separatisten herausfinden. Je früher du nach Margolan abreist, umso besser.«
Der Rest des Abends verging ereignislos, wenn man davon absah, dass die königliche Wache verdoppelt worden war. In Fahnlehen sind wir von weniger Soldaten festgenommen worden, dachte Kiara grimmig. Es ist schwer, einen Unterschied zwischen Schutz und Gefangenschaft zu erkennen. Donelan und Kiara waren in Anbetracht der Umstände übereingekommen, ihre traditionellen Rollen beim Fest einzunehmen. Kiara brachte die erforderlichen Toasts aus und applaudierte den Artisten, aber sie war mit ihren Gedanken woanders. Das Bankett endete in der Morgendämmerung, Kiara war noch nie so erleichtert gewesen, die Gäste abreisen zu sehen. Vielleicht bin ich in der Lage, mich in Gedanken auf das Turnier später einzurichten. Jetzt will ich nichts mehr als einen warmen Brandy und einen heißen Breiumschlag.
Donelan und Tice warteten in Kiaras privatem Wohnzimmer, während Carina sich wieder Kiaras Verletzungen widmete. Malae wirbelte geschäftig herum, bot Tee an oder Kuchen und setzte sich dann nervös neben das Feuer. In der Zurückgezogenheit von Kiaras Schlafzimmer half Carina ihr aus dem Festgewand. Kiara verzog das Gesicht, als sie ihre Arme hob. »Du hast mir nicht gesagt, dass du einen Harnisch tragen würdest«, schimpfte Carina sanft.
»Du hast nicht gefragt. Nachdem, was Jonmarc und Tris passiert ist, dachte ich, es sei eine gute Idee.« Sie brachte ein Grinsen zustande. »Und es hat sich gut angefühlt, zu wissen, wie sehr es den Schneider ärgern würde, seine Kreation mit einem Harnisch zu bedecken!«
Carina drehte den Harnisch in ihren Händen hin und her. »Nach der Stärke des Stichs zu urteilen, wärst du jetzt tot, wenn du das hier nicht getragen hättest.« Sie ließ ihre Hand über Kiaras Schultern und Hüften gleiten. »Kein Wunder, dass dir alles wehtut. Er hat vielleicht nicht deine Haut geritzt, aber er hat dir eine Rippe gebrochen.
»Das erklärt, warum das Atmen so wehtut.«
Kiara gab sich Mühe, nicht zusammenzuzucken, als Carina daran arbeitete, den gebrochenen Knochen zusammenzufügen und die schwere Prellung zu heilen. Cerise mischte ein Pulver in eine Tasse mit heißem Wasser und gab es Kiara. »Hier, trinkt das. Selbst mit der Heilung wird es noch eine Weile schmerzen. Der blaue Fleck sollte bei der Hochzeit verschwunden sein und die Rippe ist dann fast geheilt.«
»Ich habe mich auf heute Nacht gefreut«, sagte Kiara. Sie steckte ihre Nase in den Dampf und erschnupperte den herben Duft der Kräuter. »Ich habe erwartet, dass alles anders wird, wenn ich nach Margolan gehe. Mir war nicht bewusst, dass Isencroft jetzt ebenfalls anders ist.«
Cerise setzte sich neben sie auf das Bett. »Die Zeiten ändern sich. Nichts bleibt, wie es ist.«
»Ich habe nicht erwartet, dass meine Hochzeit Probleme dieser Art macht. Es ist immerhin nichts Neues – ich bin mit dem Erben von Margolan verlobt, seit ich geboren wurde.«
»Aber als das Versprechen gegeben wurde, wussten wir nicht, dass Ihr die einzige Erbin des Isencroft’schen Throns bleibt. Ursprünglich hätte diese Heirat keine Verschmelzung der Königreiche verursachen dürfen. Jahre der Dürre und der schlechten Ernten haben das verursacht. Wir haben in der Vergangenheit gegen Margolan gekämpft, um unabhängig zu bleiben. Einige Leute sehen die Hochzeit als etwas, was Margolan freiwillig das in die Hand gibt, wofür Soldaten ihr Leben gegeben haben.«
Kiara schlürfte an ihrem Tee. »Können sie denn nicht sehen, wie schlecht die Dinge stehen? Wir können so nicht weitermachen.«
»Die Leute sehen das, was sie wollen«, meinte Donelan aus dem Türrahmen. »Ich persönlich bin froh, dass du dir Gedanken um die Politik machst. Das bedeutet, dass du dich besser fühlst.«
Kiara streckte eine Hand aus. Donelan beugte sich herab und küsste sie auf die Stirn. »Haben sie irgendetwas über den Angreifer herausgefunden?«, fragte Kiara.
»Nicht so viel, wie man hoffte. Es sieht
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