Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
aus, als habe er aus eigener Initiative heraus gehandelt – auch wenn er wohl kaum der Einzige ist, der solche Ideen vertritt.«
»Ich hätte schneller reagieren sollen. Ich hätte ihn abblocken müssen.«
»Sogar die Wachen haben das nicht vorausgesehen. Gibt dir nicht die Schuld. Du bist eine hervorragende Kämpferin, Kiara. Aber es wird nicht ausreichen, dich nur auf deine Fähigkeiten zu verlassen. Wenn du und Tris erst einmal verheiratet seid, wird der Ruf nach einem Erben lauter als je erschallen – besonders, wenn Tris plant, den Rebellenlord in den südlichen Ebenen zu bekämpfen. Wenn die Gerüchte, dass Jared einen Bastard gezeugt hat, wahr sind, dann wird ein legitimer Erbe umso notwendiger sein. Du magst eine noch so exzellente Kriegerin sein, meine Liebe, aber du kannst – du darfst nicht in einen einzigen Kampf verwickelt werden, wenn du das Kind des Königs trägst.« Donelan wandte sich ab. »Tris wird verwundbarer sein, bis das Kind geboren wird. Einige Leute würden davon profitieren, wenn er in der Schlacht ohne einen Erben stirbt, oder mit einem Erben, der noch nicht großjährig ist. In Margolan wirst du nicht hinter dem Thron regieren können, wie du das in Isencroft getan hast.«
Kiara fühlte den Knoten in ihrem Magen. Wir wären in einem Haufen Vayash Moru sicherer gewesen, als wir es in der Öffentlichkeit innerhalb Shekerishets sind!
»Was ist mit Trevath und Nargi?«
»Beide Länder haben Margolan an den Grenzen herausgefordert. Curanes Ländereien befinden sich in der Nähe der Grenze zu Trevath. Ich bezweifle, das Trevath so mutig sein wird, ihm mit Truppen auszuhelfen, aber es ist nahe genug, sodass Trevath Margolans Stärke auskundschaften und sich entscheiden kann, wann und ob die Zeit reif für einen Überfall ist. Ich bezweifle auch, dass Tris derzeit einen Krieg gegen Trevath gewinnen könnte.«
»Und Nargi?«
»Nargi und Trevath sind sich zwar nur in ihrem Hass auf Margolan einig. Wenn Trevath aber entscheidet, dass Margolans Armee schwach ist, dann ist eine Allianz zwischen Nargi und Trevath zu einem Krieg und dem anschließenden Aufteilen der Beute sicher zu erwarten.«
»Und wenn Margolan fällt? Was wird dann aus Isencroft?«
Donelan lachte kurz und bitter auf. »Isencrofts Schicksal ist jetzt mit dem Margolans verbunden. Unsere Verbündeten sind größtenteils auf der anderen Seite Margolans zu finden. Wenn Margolan Nargi und Trevath zum Opfer fällt, haben Fahnlehen, Dhasson und die Ostmark außerdem ihre eigenen Probleme. Sie werden uns nicht retten können. Die Räuber aus dem Westen oder von jenseits der Nördlichen See würden sicher nach einer Jahreszeit wieder auftauchen.«
»Also hängt das Schicksal von uns allen von einer einzigen Entscheidung ab«, meinte Kiara.
Donelan sah ihr in die Augen. »Oder von einem einzigen Pfeil.«
KAPITEL 10
S ind wir fertig?« Lord Curane sah auf die kleine Gruppe, die um seinen Tisch herumstand.
In der Mitte des Tisches lag eine große Landkarte, die seinen Landsitz Lochlanimar und die südlichen Ebenen Margolans zeigte. Die fünf Männer sahen erst einander und dann ihn an und nickten.
»So fertig, wie wir sein können.« Cathel, Lord Curanes Seneschall, war derjenige, der antwortete.
»Aber?«
»Eine Belagerung ist immer schwer vorhersehbar, mein Lord. Vieles kann schiefgehen.«
»Dafür haben wir Magier.«
Cathel schürzte die Lippen und wählte seine nächsten Worte sorgfältig. »Das ist wohl wahr. Aber es ist einfacher, der Belagerer zu sein als der Belagerte. Wenn eine Armee sich erst einmal festgebissen hat, werden unsere Optionen begrenzt sein.«
Curanes Stimme war der Ärger anzuhören. »Wir haben Vorräte für viele Monate. Die Quellen unter dem Landsitz versorgen uns mit frischem Wasser. Das Thema ist nicht unsere Bereitschaft, es ist ihre. Eine Armee ist verwundbar, während sie ein Lager aufschlägt. Wir können früh zuschlagen und sie damit überraschen. Die margolanische Armee besteht nur aus Bruchstücken, und ihr König ist wenig mehr als ein Kind.«
»Er ist ein Seelenrufer.« General Drostans ernste Stimme zog die Aufmerksamkeit auf sich. »Martris Drayke hat immerhin König Jareds Armeen und auch Foor Arontala besiegt. Er überwand den Obsidiankönig und hat die Geister im Wald von Ruune Videya besiegt. Es wäre gefährlich, ihn zu unterschätzen.«
Curane verzog verächtlich das Gesicht. »Magier oder nicht, er kann sterben. Umso besser, wenn er vor den Augen seiner eigenen Armee
Weitere Kostenlose Bücher