Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
stirbt, damit sie seinen Tod miterleben. Wenn Margolan erst einmal hier ist, dann können wir sie nach unserem Belieben der Reihe nach vernichten.
So ist das Geschäft, meine Lords. Ist der Kindkönig von Margolan geschlagen, dann wird Jareds Sohn den Thron besteigen. Solange dieser ein Kind ist, wird Margolan Regenten benötigen. Wir werden Margolan regieren, bis er auf dem Thron sitzt – und dann durch ihn wie durch eine Marionette, die wir selbst geschaffen haben.«
Drostan lehnte sich zurück. »Euer Mann in Margolan hat versagt.«
Curane winkte den Einwand hinweg. »Wir haben Drayke seine Verletzlichkeit vor Augen geführt. Und wir haben erfolgreich das Gerücht gestreut, dass Trevath dahintersteckt. So können wir unseren widerwilligen König Nikolaj zur Handlung zwingen.«
Drostan runzelte die Brauen. »Ihr solltet die Trevath-Karte nur vorsichtig ausspielen, Curane. König Nikolaj und Lord Monteith könnten eine eigene Übereinkunft treffen, die Ihr vielleicht nicht mögt.«
»Überlasst Lord Monteith mir.«
»Weder Isencroft noch Dhasson würden es hinnehmen, dass Margolan durch Trevath bedroht wird – sowohl aus Gründen des Handels und verschiedener Abkommen heraus als auch aus Gründen der Blutsverwandtschaft. Fahnlehen wird wahrscheinlich in jeden Krieg an der Seite Margolans eintreten und der König der Ostmark ist mit der Verlobten von König Martris verwandt. Ein so umfassender Krieg wird uns alle ins Unglück stürzen und wird auch die Südländer und die westlichen Räuber einladen, uns alle anzugreifen.«
»Nicht jeder nimmt Blutsbande so leicht wie Ihr.« Cadocs Stimme ließ die anderen sich umdrehen. Der Luftmagier war in Gewänder gekleidet, die die Farbe von grauem, dunklem Nebel hatten. Sein dunkelrotes Haar ließ seinen Kopf aussehen wie einen blutigen Skalp und seine Haut so blass wie eine Leiche.
»Was soll das heißen?«, bellte Curane.
»Ihr hattet keine Skrupel, Eure Enkelin Jared Draykes Lust zu überlassen, als sie kaum das heiratsfähige Alter erreicht hatte.«
»Ich habe eine Dynastie gesichert.«
Cadoc hob eine Augenbraue. »Bei den Bauern kann ein Mann für ein derartiges Arrangement gesteinigt werden. Könige und Armeen sind nicht so leidenschaftslos, wie Ihr glaubt. Die, die jetzt noch schwanken, könnten solchen von Euch gering geschätzten Blutsverwandtschaften zuliebe den Krieg dem Gold vorziehen. Gold wird nicht alle kaufen.«
»Nun, es hat euren Dienst erkauft, nicht wahr?«, grollte Curane. »Und ihr habt eine Menge Blut im Dienst Jareds vergossen. Wir werden sehen, was diese Blutsbande wert sind. Martris Drayke wird sich nicht gegen alle unsere Magier behaupten können.«
»Was ist mit der Hochzeit in Margolan?«, fragte Drostan.
»Ich habe jemanden in Shekerishet. Es wird nicht nur keinen Erben in Margolan geben, sondern mehr als nur ein Gast des Königs wird in Stücken nach Hause zurückkehren. Wir werden ja sehen, wie sehr die anderen Königreiche Drayke dann lieben.«
KAPITEL 11
K önig Martris Drayke stand auf den Stufen, die zum Palast Shekerishet hinaufführten. Der schwere Mantel, der ihn vor den frühen Schneefällen schützte, versteckte auch seine Nervosität. Kiaras Kutschen waren gerade von Isencroft angekommen, samt König Donelan, der Prinzessin selbst und ihrem Gefolge.
Eine einsame Gestalt stand auf einem der Schlossbalkone. Jonmarc. Er und Gabriel waren vor zwei Nächten von Dark Haven gekommen, am Vorabend der heftigen Schneefälle, die jetzt die margolanische Landschaft bedeckten. Tris war lange mit ihnen zusammen aufgeblieben und hatte mit ihnen geredet und eine Flasche Brandy geleert.
Soterius schob die Menge weg vom Platz, auf dem die Kutschen auffuhren, und hielt sie außerhalb der Reichweite eines Bogens. Der Pomp, den Tris an seinem Königtum so hasste, umgab ihn überall. Zachar hatte sich selbst verausgabt, um sicherzugehen, dass alles perfekt nach Protokoll ablief. Crevan, Zachars Assistent, hatte den Empfang übernommen, um Zachar so die dringend benötigte Pause vor der Hochzeit zu ermöglichen. Carroway war ganz außer sich über den plötzlichen Wechsel und seine Sorge übertrug sich noch auf Tris’ Unruhe.
Herolde ließen ihre Trompeten erschallen, als König Donelans Kutsche herankam. Jedem Element der Ereignisse folgte das nächste wie in einem sorgfältig inszenierten Bühnenstück, selbst die formellen Begrüßungen, die ganz entsprechend dem Protokoll ausfielen, aber sich dennoch gestelzt und seltsam anhörten.
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