Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
Fläschchen an seinem Gürtel, eine Einladung an Tris, auf einen Schluck bei ihm vorbeizukommen, wenn es seine Zeit erlaubte.
König Harrol von Dhasson hatte einen weniger formellen Auftritt und war dabei so burschikos, wie Tris ihn aus seiner Zeit an seinem Hof in Erinnerung hatte. Seine Tante, Königin Jinelle, Bricens Schwester, zu sehen, brachte ihm mit einem Schlag wieder in den Sinn, was er verloren hatte. Jinelle hatte Bricens Augen und ihr Lachen erinnerte ihn so sehr an seinen Vater, dass es ihm die Tränen in die Augen trieb.
»Hier bist du! Sieh dich an. Ein König. Mich schaudert, wenn ich nur daran denke.« Jair Rothlandorn von Dhasson schlug Tris auf den Rücken.
»Ich bin froh, dass du es geschafft hast. Du siehst sehr förmlich aus«, sagte Tris und betrachtete Jairs gut geschneiderte Kleider und den Reif, der ihn als den Thronerben Dhassons auswies. »Erzähl mir nicht, dass du ein verantwortungsbewusstes Mitglied der königlichen Familie geworden bist.«
Jair war so groß wie Tris, aber er war stämmiger und auch wenn in Jairs Zügen sein dhassonisches Erbe zu sehen war, konnte er seine Familienähnlichkeit doch nicht verleugnen. »Ich habe das ganze letzte Jahr damit verbracht, draußen an der Grenze gegen diese verflixten magischen Bestien zu kämpfen.« Tris sah eine frische Narbe auf Jairs rechter Wange. »Ich habe gehört, sie waren hinter dir her.«
»Wir haben ein paar von ihnen getroffen.«
»Also, wo ist deine Braut in spe? Ich bin gekommen, um ihr eine Menge Geschichten aus deiner Zeit bei uns zu erzählen. Vater sagt, er kann ebenfalls ein paar beisteuern.« Mit einem verschwörerischen Blick zu König Harrol fügte er hinzu: »Aber um ehrlich zu sein, er kennt die besten ja gar nicht.«
Tris lachte. Jair, der nur zwei Jahre älter war, hatte schon immer Tris’ Liebe für das Abenteuer geteilt, sehr zum Ärger König Harrols. »Ich werde dich Kiara beim Empfang vorstellen. Bis dahin wird es zu spät sein.«
Jair schlug ihm wieder auf die Schulter. »Ich habe einiges von dem gehört, was du durchmachen musstest, um Margolan zu befreien. Ich bin sicher, dass die Nachrichten, die Dhasson erreicht haben, nur die Hälfte davon berichten. Es tut mir leid um Onkel Bricen, Tante Sarae und Kait.«
»Danke.« Tris brachte ein trauriges Lächeln zustande. »Jetzt mach dich auf, bevor du die Festlichkeiten verpasst. Carroway wird mir nie vergeben, wenn ich die Gäste aufhalte.«
König Staden und Prinzessin Berwyn kamen noch vor der Dunkelheit aus Fahnlehen an. »Das Wenigste, was ein Magier von Euren Fähigkeiten tun könnte, ist, das Wetter ein wenig aufzubessern!«, scherzte Staden und umarmte Tris wie einen Sohn. »Es wird nicht mehr lange dauern, und die Bergpässe müssen geschlossen werden. Natürlich glaube ich auch, dass so zumindest deine Gäste aus dem Norden nicht allzu lange bleiben werden.«
»Ist Jonmarc hier?«, fragte Berry. Sie war dem Hof angemessen in ein Kleid aus dunkelgrüner Mussaseide gekleidet, das mit Perlen abgesetzt war. Ein fein gearbeitetes Diadem aus geflochtenem Golddraht bedeckte ihr rotes Haar. Es war schwer, die junge Dame an Stadens Arm anzusehen und sich dabei an die jungenhafte Gefangene zu erinnern, die Tris und seinen Gefährten geholfen hatte, sich von den Sklavenhaltern letztes Jahr zu befreien.
Tris lachte. »Ja, er ist hier. Und ich kann mir vorstellen, dass es Carina nicht allzu viel ausmacht, wenn du einen oder zwei Tänze mit ihm tanzt. Ganz unter uns, glaube ich, dass Jonmarc ihr jetzt jede Minute einen Heiratsantrag macht.«
Berry strahlte und klatschte in die Hände und vergaß sich so weit, dass sie vor lauter Vorfreude aufsprang. »Ich hoffe, du hast Recht!« Sie kehrte zu dem verschwörerischen Flüstern zurück. »Weißt du, Kiara und ich haben schon seit einer ganzen Weile an diesem Projekt gearbeitet.«
»Ich habe nie auch nur einen Moment daran gezweifelt«, erwiderte Tris.
»Eure Majestät«, unterbrach Crevan, als Tris eine Reihe von Gratulanten begrüßte. Tris fing einen Blick Carroways auf, der daraufhin den Musikern bedeutete, früher zu beginnen. »Wir haben unerwartete Gäste.«
»Wen?«
»König Kalcen von der Ostmark – und sein ganzes Gefolge«, erwiderte Crevan.
»Das ist das erste Mal, nicht wahr?«
»König Radomar, Kalcens Vater, hat Bricen das Heiratsversprechen zwischen Margolan und Isencroft nie verziehen. Wir haben Botschafter in der Ostmark, aber es hat zwischen den gekrönten Häuptern Margolans und
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