Finsterwald: Fantasy-Roman (German Edition)
schwer bewaffnen, denn wir würden Gold bewachen. Er bot uns an, die Hälfte sofort zu bezahlen – solchen Handel schließen wir gern ab, also haben wir da zugestimmt, auch wenn wir noch nicht wussten, warum er sich gerade an uns gewandt hat.« Der Blick des Geistes verdüsterte sich. »Auf dem Gold muss ein Fluch gelegen haben. Sobald wir es angenommen hatten und es in unseren Taschen lag, begann es zu glühen. Wir konnten es nicht loswerden. Bei der Vettel! So habe ich mich noch nie gefühlt! Als hätte sich jemand anderes in meinen Kopf gedrängt und meinen Körper übernommen. Ich konnte nicht denken, nicht wegrennen, mich nicht einmal vom Fleck bewegen.
Dann sagte uns der Fremde, wofür er uns wirklich angeheuert hatte, zu Euch und Euren Leuten zu reiten, wenn Ihr den Tempel verlassen hättet, und alle zu töten. Es machte keinen Unterschied, was ich dachte – mein Körper gehorchte ihm. Ich wusste, was mein Körper tat, aber ich konnte mir nicht helfen. Wir wussten, ob wir nun versagten oder siegten, wir wären tote Männer und dass wir nie überleben würden, um das verfluchte Gold auszugeben. Aber so sehr ich auch dagegen ankämpfte, ich konnte nicht anders, als den Willen des Fremden auszuführen. Jetzt bin ich frei von diesem Fluch, aber werde wohl zur Vettel eingehen, weil ich versucht habe, den König zu töten. Bitte! Eure Majestät. Habt Mitleid!«
»Kannst du sonst irgendetwas aus seinem Gedächtnis lesen?«, fragte Soterius. Tris dehnte noch einmal seine Kraft aus, fand jedoch nichts.
»Nicht ein Ding. Es ist gesäubert. Ich wette, wir werden bei den anderen dasselbe finden. Da hat jemand nichts dem Zufall überlassen.«
»Wer auch immer sie geschickt hat, hat dunkle Magier auf seiner Seite.«
»Aber ist es Curane oder jemand anders?« Tris wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Geist zu seinen Füßen zu. »Steh auf«, sagte er mitleidig zu dem panischen Gespenst. »Ich weiß, dass du mir die Wahrheit gesagt hast. Die Lady hat deine Geschichte gehört. Du hast nichts zu fürchten.«
Auf den Ebenen der Geister konnte Tris das Herannahen der Lady spüren, aber es war Athira die Hure, nicht die Vettel, die kam, um die verhexten Kämpfer zu holen. Er spürte die Geister, als sie ihren Ruf erkannten, und murmelte die rituellen Worte des Hinübergehens, während die Seelen zur Ruhe eilten. Er trat zu seinem Pferd und fiel beinahe, als sein Knöchel unter ihm nachgab. Dennoch lehnte er Hilfe ab, als er sich selbst in den Sattel schwang.
»Lasst uns nach Shekerishet zurückkehren. Ich muss mir überlegen, wie wir das alles erklären.«
Seine Hände brannten vor Kälte und seine Füße waren taub. Er vertraute seinem Wirken bei den Pferden, aber er machte sich dennoch Sorgen um Kiara. Wie Kalcen und Donelan zu dem Vorfall standen, beunruhigte ihn mehr als der Klatsch der Höflinge.
Ich würde es Donelan nicht verdenken, wenn er seine Zustimmung zu dieser Heirat zurückzöge. Ein König, der sein eigenes Land nicht kontrollieren kann, nutzt niemandem. Curane weiß das. Und er wartet nicht darauf, dass wir ihm den Krieg erklären.
Bevor Tris und die Wachen noch einen halben Kerzenabschnitt geritten waren, erklang vor ihnen auf der Straße das Geräusch von Pferdehufen.
»Hebt die Schilde!«, befahl Soterius. »Schützt den König!«
Die Soldaten formten einen Verteidigungsring und Tris zog sein Schwert, auch wenn er sich im Zentrum der Soldaten befand, die ihrerseits die Waffen und Schilde erhoben hatten. Die herankommenden Reiter verlangsamten ihre Geschwindigkeit, kurz bevor sie auf der Straße sichtbar wurden.
»Nicht schießen!« Es war Harrtucks Stimme. Drei Reiter erschienen auf der Bildfläche. Selbst aus der Entfernung erkannte Tris Cam, Harrtuck und Jonmarc.
Auf ein Signal ihres Kommandanten senkten Soterius’ Wachen ihre Waffen und lenkten ihre Pferde beiseite, sodass Tris zu den anderen reiten konnte. Tris sah ein Kontingent von mindestens 50 berittenen Soldaten hinter seinen Freunden herankommen.
»Wo findet die Party denn statt?« Jonmarc trug keine sichtbare Bewaffnung, aber Tris war nach der letzten Wintersonnenwende sicher, dass sein Freund auch nicht einen Schritt ohne sein Kettenhemd unter dem Umhang ging.
»Kiaras Kutsche hat also Shekerishet erreicht? Sie ist in Sicherheit?« Tris kam auf sie zu, Soterius dicht hinter sich.
Harrtuck nickte. »Aye! Die Pferde sind gelaufen, als wäre die Formlose hinter ihnen her. Kiara geht es gut – nur ein wenig zerschlagen von der
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