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Fiona

Fiona

Titel: Fiona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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wieder ihr Feind werden; doch im Augenblick war er es nicht.
    »Tage wie diese habe ich zu meines Bruders Lebzeiten nicht erfahren«, sagte sie, und sobald sie mit ihren Bekenntnissen begonnen hatte, vermochte sie nicht mehr aufzuhören. Obwohl sie Miles bei jeder Gelegenheit Widerstand entgegengesetzt hatte, wußte sie nun, daß sie sich niemals in einer echten Gefahr befand — nicht in einer Gefahr, wie sie sie den größten Teil ihres Lebens hatte ausstehen müssen. In den letzten Wochen hatte sie Ritterlichkeit erfahren; hatte Liebe zwischen Alicia und Stephen gesehen, zwischen Miles und seinem Sohn — eine Liebe, die nicht belohnt werden wollte. Es war eine ganz neue Erfahrung in ihrem Leben.
    Statt Horrorgeschichten von all den Gräßlichkeiten zu erzählen, die Edmund begangen hatte, sprach sie von den Bindungen an ihre beiden Brüder. Roger war noch sehr jung gewesen, als seine Eltern starben und er dem Regiment seines tückischen älteren Bruders ausgesetzt war. Er hatte alles getan, was in seiner Möglichkeit stand, um seine jüngeren Geschwister vor den Nachstellungen des Ältesten zu bewahren, wollte aber gleichzeitig sein eigenes Leben führen. Jedesmal, wenn Roger in seiner Wachsamkeit nachließ, wurde Fiona aus ihrem Frauenstift geholt und als Spielzeug in seinen bösartigen Ränken verwendet. Roger pflegte dann aus Schuldgefühlen und Gewissensbissen über sein Versäumnis zurückzuschlagen und seine Gelübde zu erneuern, daß er Brian und Fiona schützen wollte; doch stets machten ihm Edmunds schleimige Methoden einen Strich durch die Rechnung und untergruben seine guten Vorsätze.
    »Er hatte nie jemanden außer uns gehabt«, sagte Fiona. »Roger ist siebenundzwanzig; doch er war nie verliebt, hatte nicht einmal Muße, einen Sommernachmittag auszuspannen. Er war schon mit zwölf ein alter Mann. «
    »Und wie steht es mit dir? « fragte Miles. »Hast du nicht daran gedacht, daß du auch einmal lachen mochtest? «
    »Lachen. « Sie schmiegte sich lächelnd an ihn. »Ich glaube nicht, daß ich in meinem Leben gelacht habe, bis ein gewisser junger Mann mit mir einen Abhang hinunterrollte. «
    »Kit ist ein entzückendes Kind«, sagte Miles stolz.
    »Kit, ha! Es war eine größere Gestalt, die selbst beim Rollen ihr feines Schwert vor Schaden schützte. «
    »Auch das hast du bemerkt«, sagte er leise und schob eine Haarsträhne hinter ihr Ohr.
    Eine Weile lang blieben sie stumm, während Fiona ihn mit verwirrten Augen betrachtete. »Du bist kein Entführer«, sagte sie schließlich. »Ich habe dich mit Männern und mit Frauen zusammen gesehen. Wenn du sonst nichts bist im Leben, so bist du jedenfalls gut zu Frauen. Warum läßt du mich also nicht frei? Nur weil, wie du sagtest, ich so viele… Probleme habe? «
    Er nahm ihre Frage sehr ernst, und es dauerte eine Weile, ehe er antwortete. »Mein ganzes Leben lang schien ich die Gesellschaft von Frauen genossen zu haben. Mir gefiel nichts besser, als eine schöne Frau in meinen Armen zu halten. Meine Brüder schienen zu glauben, daß mich das zu einem geringeren Mann machte; doch ich vermute, man kann an seiner Veranlagung nichts ändern. Was dich betrifft, Fiona, sah ich etwas an dir, das ich noch nie zuvor bemerkt hatte — den Haß und Zorn eines Mannes. Meine Schwägerin Judith könnte vermutlich ganz England mobilisieren; doch sie ist auf die Kraft und Liebe meines Bruders angewiesen. Alicia liebt die Menschen und könnte jeden dazu bringen, ihre Befehle auszuführen; doch sie ist sich selbst nicht sicher und braucht Stephens unerschütterliches Selbstvertrauen, an dem sie sich aufrichtet. «
    Er hielt kurz inne. »Aber du, Fiona, bist anders. Du könntest vermutlich allein existieren und würdest nicht einmal wissen, daß es noch andere Dinge im Leben gibt. «
    »Warum dann… «, begann sie. »Warum hältst du dann so jemanden wie mich als Gefangene? Sicherlich würde eine weichere, fügsamere Frau deinen Wünschen eher entsprechen. «
    Er lächelte über den beleidigenden Ton, in dem sie diese Worte vorbrachte. »Leidenschaft, Fiona. Ich glaube, du bist entschieden das leidenschaftlichste menschliche Wesen auf Erden. Du haßt leidenschaftlich, und ich bin sicher, du wirst genauso leidenschaftlich lieben. «
    Sie versuchte, von ihm wegzurücken, aber er drückte sie auf die Erde nieder und hielt sein Gesicht vor ihre Augen. »Du wirst nur ein einziges Mal in deinem Leben lieben«, sagte er. »Du wirst eine Zeit brauchen, ehe du deine Liebe

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