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Fiona

Fiona

Titel: Fiona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Zorn soweit zu beherrschen vermochte, daß sie zu einem Gedanken fähig war. Als die Vernunft die Oberhand gewann, beschloß sie, Bilanz zu ziehen und aus dem, was sie hatte, etwas zu machen. Sie würde nicht zulassen, daß ihr Kind so aufwuchs wie sie. Sie würde vermutlich niemals mit Miles Zusammenleben, so daß Roger ihm so weit wie möglich den Vater ersetzen mußte.
    Sie fand Roger vor dem Kamin, wo er vor sich hinbrütete, und wäre sie ein Mann gewesen, hätte sie ihn aus seinem Sessel gezogen und seiner Kehrseite einen kräftigen Tritt gegeben.
    »Roger«, sagte sie mit honigsüßer Stimme, »es ist mir bisher gar nicht aufgefallen, aber du bekommst ein Fettpolster an der Taille. «
    Er legte verblüfft die Hand auf seinen flachen Magen.
    Fiona mußte ihr Lächeln unterdrücken. Roger war ein sehr gutaussehender Mann und gewohnt, daß Frauen ihm nachsahen. »Vielleicht wird ein Mann in deinem Alter etwas behäbiger«, fuhr sie fort, »und seine Muskeln schwach. «
    »Ich bin nicht so alt«, sagte er, stand auf und zog den Bauch ein.
    »Das gefiel mir in Schottland ganz besonders: daß sich die Männer schlank und rank hielten. «
    Er sah sie mit schräggelegtem Kopf an. »Was willst du mir damit sagen, Fiona? «
    »Ich versuche, dich von einem Leben in einer Welt des Selbstmitleides abzuhalten. Brian ist tot, und wenn du für den Rest deines Lebens jeden Abend betrunken in dein Bett fallen würdest, könntest du ihn damit nicht zurückholen. Also trommle deine faulen Ritter zusammen und schick sie an die Arbeit. «
    Da war nur eine Andeutung eines Lächelns in seinen Augen. »Vielleicht brauche ich selbst ein bißchen Übung«, sagte er, ehe er den Raum verließ.
    Sechs Wochen später wurde Fiona von einem sehr großen, gesunden Knaben entbunden, den sie Nicholas Roger taufte. Man konnte schon dem Säugling ansehen, daß er Gavin Montgomerys hohe Wangenknochen geerbt hatte. Roger faßte eine Zuneigung zu dem Kind, als wäre es sein eigenes.
    Als sie von ihrem Wochenbett auf stand, ging sie daran, für den kleinen Nicholas ein Heim zu schaffen. Als erstes befahl sie, daß das Baby Tag und Nacht bewacht werden mußte, weil Lilian zu glauben schien, das Kind habe Judith und Gavin als Eltern, und Fiona traute dieser verrückten Frau nicht über den Weg.
    Nicholas war noch keinen Monat alt, als der erste Brief von Judith Montgomery eintraf. Es war ein zurückhaltender Brief, der sich nach dem Wohlergehen des Kindes erkundigte und in dem Judith bedauerte, daß sie Fiona nicht kennengelemt habe; aber Alicia ihr Loblied sänge. Kein Wort von Miles stand in dem Brief.
    Sogleich setzte Fiona sich hin und beantwortete den Brief, indem sie von dem kleinen Nick schwärmte und sagte, er sähe Gavin sehr ähnlich, und ob Judith einen Rat für eine unerfahrene Mutter habe?
    Judith antwortete mit einer Kiste voll wunderschöner Babysachen, die ihrem Sohn, der inzwischen zehn Monate alt war, nicht mehr paßten.
    Fiona zeigte Roger mit einem gewissen trotzigen Stolz die Babykleider und offenbarte ihm, daß sie den Briefverkehr mit Judith Montgomery aufgenommen habe. Roger, schweißgebadet von den Übungen auf dem Turnierfeld, sagte nichts;
    doch Lilian hatte eine Menge zu sagen, obwohl ihr niemand zuhörte.
    Erst im fünften Brief erwähnte Judith Miles, und dann auch nur beiläufig. Sie schrieb, Miles lebte bei Raine, beide Männer wären ohne ihre Frauen, und daher sehr unglücklich. Diese Neuigkeit versetzte Fiona eine Woche lang in eine wunderbare Stimmung. Sie lachte über Nick und erzählte ihm alles über seinen Vater und seinen Stiefbruder Kit.
    Im September schickte Fiona Judith Blumenzwiebeln für ihren Garten, und als Unterlage war ein Wams beigelegt, das, sehr im Stil eines Erwachsenen, Fiona für Kit geschneidert hatte. Judith schrieb zurück, daß Kit ganz verliebt sei in das Wams, aber daß er und Miles glaubten, Judith habe es angefertigt, was Gavin sehr erheiterte, weil Judith viel zu beschäftigt sei, um die Geduld zum Nähen aufbringen zu können.
    Kurz nach Weihnachten schickte Judith eine langen, ernsthaften Brief. Raine habe sich mit seiner Frau wieder vereint, und Miles habe sie besucht, ehe er zu seinem eigenen Landsitz zurückgekehrt sei. Judith sei erschrocken über Miles’ Veränderung. Er war stets ein Außenseiter gewesen, doch nun spräche er nur noch selten ein Wort. Und, was am schlimmsten war — seine Liebe für Frauen schien ihm abhanden gekommen zu sein. Zwar fühlten sich die Frauen immer

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