Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
Kosmetikschalter gebracht, wo eine quirlige, junge Frau aus dem East End meine Nägel leuchtend rot lackiert, während sie mir von den Problemen mit ihrem Freund erzählt. Ich höre kaum zu, um ehrlich zu sein. Ständig muss ich an Mr R. denken, verliere mich in einer Phantasiewelt, in der ich ein Restaurant durchquere, auf ihn zugehe, er springt auf, sein Mund öffnet sich vor Erstaunen und dann, als ich direkt vor ihm stehe, kann er nicht anders, als mich in seine Arme zu reißen. Er fährt mir mit den Fingern durchs Haar, dann gleitet seine Hand meinen Rücken herunter, umfasst mit festem Griff meinen Hintern und presst meine Hüften an sich. Ich merke, dass er hart ist, und spontan öffne ich die Beine, um seine Erektion noch stärker zu fühlen, ich möchte ihn in mir spüren, ihn in mich aufnehmen und …
»Fertig!«, verkündet die Nagelpflegerin zufrieden. »Jetzt müssen Sie es zwanzig Minuten trocknen lassen, nur um auf Nummer sicher zu gehen.«
Ich atme tief durch. Wow! Woher kam diese Phantasie denn? Hoffentlich ahnt niemand, was sich gerade in meinem Kopf abgespielt hat. Offenbar passieren unerwartete Dinge mit mir, wenn ich mich schön und attraktiv und sexy fühle.
Nach dem Stylingprogramm gibt es noch ein Letztes zu tun. Ich muss Schuhe kaufen, und zwar ein Paar, das zu meinem schwarzen Kleid passt. Meine Kreditkarte fühlt sich schon ganz heiß an, wegen der Summen, die mittlerweile abgebucht wurden, aber jetzt bin ich so weit gekommen, dass ich nicht mehr umkehren kann. Ein kurzer Ausflug in die Schuhabteilung beschert mir ein Paar hochhackige, spitz zulaufende, schwarze Schuhe. Anschließend, nachdem ich alles hinter mich gebracht habe, kehre ich wieder zu der ursprünglichen Verkäuferin zurück.
»Oh!«, ruft sie und klatscht in die Hände. »Sie sehen … umwerfend aus! Ich hätte wirklich nicht geglaubt, dass Sie so gut aussehen könnten. Ehrlich, was für eine Verwandlung!«
Sie hat recht, ich weiß, dass sie recht hat. Mit dem Kleid und den Schuhen, dazu die neue Frisur und das Make-up … tja, mein Selbstvertrauen wächst ins Unendliche. Vielleicht gibt es doch ein Leben nach Adam. Vielleicht kann mich ein anderer lieben, mich begehren, sich nach mir verzehren … Mr R. ist natürlich eine reine Phantasterei, klar, aber irgendein anderer …
»Danke«, sage ich aus tiefstem Herzen. »Sie waren sehr freundlich. Das weiß ich wirklich zu schätzen.«
»Seien Sie nicht albern, Sie haben es verdient.« Sie beugt sich zu mir und lächelt verschwörerisch. »Und jetzt ziehen Sie los, machen Sie Party und lassen Sie es ordentlich krachen heut Abend!«
Als ich das Kaufhaus verlasse, habe ich das Gefühl, dass mich alle anschauen, mein neues Kleid und die neue Frisur bewundern. Vor drei Tagen bin ich verschwitzt und schäbig in London angekommen. Und was bin ich jetzt für ein Anblick! Ich hoffe, ich sehe wie jemand aus, auf den Celia stolz wäre.
Zufällig komme ich an einem kleinen Platz vorbei, der am Ende einer Gasse liegt, die von der Hauptstraße abgeht. Ich beschließe, in einem der Restaurants hier etwas zu essen. Meine Verwandlung hat Stunden in Anspruch genommen und ich bin so hungrig, dass es mir egal ist, allein essen zu müssen. Während ich einen Teller mit köstlicher Pasta verschlinge, fällt mir wieder ein, dass ich bei meiner Ankunft viel zu verschüchtert war, um an so etwas auch nur zu denken. Tja, jetzt esse ich hier allein, und nichts Schlimmes passiert. Niemand stürmt herbei, um indigniert zu fragen, wie ich es wagen kann, hier zu speisen, kein Kellner rümpft verächtlich die Nase über mich und weigert sich, meine Bestellung aufzunehmen. Ich werde mit dezentem Respekt behandelt, und das fühlt sich ziemlich gut an.
Hinterher bin ich noch nicht in der Stimmung, nach Hause zu gehen, obwohl es mittlerweile später Nachmittag ist. Ich wandere nach Norden, zurück zu den schicken Straßen, die ich an meinem ersten Tag beim Lebensmitteleinkauf entdeckt habe. Natürlich laufe ich Mr R. nicht über den Weg, dieser kleine Traum existiert nur in meiner Vorstellung, aber ich möchte nicht, dass diese Phantasie jetzt schon endet. Und nur, weil ich in dieser Stimmung bin, habe ich den Mut, den Laden zu betreten, in dessen Schaufenster ich die Karte entdecke. Das Schaufenster gehört zu einer großflächigen, lichtdurchfluteten Galerie mit hellem Holzboden. An den weißen Wänden hängen übergroße Bilder moderner Kunst. Die Galerie weckt sofort mein Interesse, da eine
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