Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
muss mich immer noch an meine blonden Locken und die kurvenreiche Figur gewöhnen, die mir das schwarze Kleid verleiht. Auch wenn ich die Stelle nicht bekomme, freut es mich, dass ich den Mut hatte, einfach in die Galerie hineinzumarschieren und den Versuch zu wagen. Ich beschließe, dass ich ungeachtet aller Umstände zurückkehren und mit James reden und mir seinen Rat einholen werde, was ich als Nächstes tun sollte, wenn ich in der Kunstwelt Fuß fassen will.
Überrascht sehe ich beim Blick auf meine Uhr, wie spät es schon ist. Ich mache mich auf den Heimweg. Erstaunlich, wie viel Zeit Shoppen und Stylen in Anspruch nehmen können, wenn man es denn zulässt.
Die Wohnung gegenüber liegt im Dunkeln. Ich starre eine Weile hinüber, hoffe, dass plötzlich das Licht angeht und Mr R. sich materialisiert. Ich muss ihn unbedingt sehen. Er spukt mir schon den ganzen Tag im Kopf herum, ist immer da, fast als sei er derjenige, der mich heimlich in meinem Alltagsleben beobachtet. Heute Abend fühle ich mich auf andere Weise für ihn bereit. Noch bevor ich ins Wohnzimmer gehe, um nachzusehen, was gegenüber passiert, frische ich mein Make-up auf, fahre mir mit den Fingern durch die Haare und streiche mir das Kleid über den Hüften glatt. Ich fühle mich schick und sexy, als ob ich meinem Ziel, so elegant zu sein wie seine Freundin, einen winzigen Schritt näher gekommen wäre.
Als ob ihm das auffallen würde!
Als seine Wohnung weiterhin dunkel bleibt, empfinde ich die Enttäuschung wie einen Messerstich. Während meines allein eingenommenen Abendessens bleibt das Fenster gegenüber unbeleuchtet. Eine leere Wohnung hat etwas unglaublich Einsames an sich; ohne einen Bewohner, der sie zum Leben erweckt, scheint sie traumlos zu schlummern. Nichts hat eine Bedeutung, wenn keiner da ist, der sie anschaut, sie benutzt, in ihr lebt. De Havilland schmollt, weil ich ihn nicht auf meinen Schoß lasse, aber ich will keine Katzenhaare auf meinem neuen Kleid. Beleidigt stolziert er hinüber zum Sofa, rollt sich mit dem Rücken zu mir ein und ignoriert mich ostentativ.
Und plötzlich nimmt ein Plan, der mir schon den ganzen Tag diffus durch den Kopf ging, Gestalt an.
5. Kapitel
Beth Villiers – Meisterspionin.
Nein. Wie wäre es mit … Beth Villiers, die Mata Hari von Mayfair?
Ich muss über mich selbst lachen. Ich bin wieder in meinen hochhackigen Schuhen unterwegs. Eigentlich sollten meine Füße höllisch schmerzen, aber das tun sie nicht. Ich trage Celias Trenchcoat und gehe innerlich meinen Text durch.
Ach, was für ein Zufall, Sie hier zu treffen! Ja, ich bin mit einem Freund verabredet, sein Name ist James. James McAndrew. Ihm gehört eine Galerie in der Nähe, und er schlug vor, dass wir hier einen Drink zu uns nehmen. Keine Ahnung, warum er sich verspätet. Sie möchten mich zu einem Drink einladen? Sehr gern, vielen Dank, wie schön. Dieses Kleid? Es steht mir? Wie nett von Ihnen, das zu sagen …
Mr R. und ich verstehen uns in meiner Phantasie hervorragend, auch wenn ich mir streng alle Gedanken verbiete, die über eine Konversation hinausgehen. Ich erreiche die hell erleuchteten und belebten Straßen von Soho. An den Weg kann ich mich noch sehr gut erinnern. Ich kann sogar jeden einzelnen Schritt nachvollziehen. Auch die Schaufenster, in die ich sah, sind mir noch bestens in Erinnerung, ebenso die Gesichter der Menschen, an denen ich vorüberkam. Aus diesem Grund werden von der Polizei wahrscheinlich so schnell wie möglich Verbrechen nachgestellt, bevor die Erinnerungen der Zeugen verschwimmen und undeutlich werden.
Ich biege nach rechts ab, in die dunkle, unauffällige Seitenstraße mit den Regency-Häusern. Seltsam, ausgerechnet hier eine Bar zu eröffnen. Man musste schon sehr genau wissen, wohin man wollte, um sie zu finden, und selbst dann schien es keine Lokalität, in die man einfach einkehrte, so versteckt wie die Bar im Souterrain lag.
Am Eisengitter bleibe ich stehen und hole tief Luft. Ich brauche all das Selbstvertrauen, das sich im Laufe des Tages in mir aufgebaut hat.
Ich werde es tun. Ich werde die Gelegenheit beim Schopf packen. Ich habe keine Angst.
Ich steige die Metalltreppe hinunter. Meine Schritte klingen selbstsicherer, als ich mich in Wirklichkeit fühle. Am Fußende der Treppe schaue ich durch das Fenster, aber was immer dahinter liegt, ist nur schwach beleuchtet. Ich sehe Menschen, die an Tischen sitzen, Kerzenleuchter, die auf jedem Tisch flackern. Gestalten bewegen sich
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