Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
Café WLAN .
Während ich mich anziehe, frage ich mich, was Laura über meine Trennung denken wird. Sie wird natürlich Mitleid haben, aber ich weiß, dass sie tief in ihrem Innern froh sein wird. Sie hat um meinetwillen versucht, Adam zu mögen, aber als sie sich kennengelernt hatten – Adam hatte mich an der Uni besucht und in unserer gemeinsamen Studentenbude übernachtet –, da war sie mit ihm nicht warmgeworden. Ich hatte den Blick in ihren Augen gesehen, während sie sich unterhielten, ein Blick, der mir sagte, dass sie ihre Ablehnung nur mit Mühe unterdrücken konnte. Später versuchte sie, sich lieber die Zunge abzubeißen, als etwas zu sagen, aber schließlich meinte sie: »Findest du ihn nicht ein wenig … langweilig, Beth? Ich meine, er hat den ganzen Abend immer nur über sich geredet und kein einziges Mal über dich.«
Natürlich verteidigte ich ihn. Ja, gut, Adam konnte ein wenig egoistisch sein, manchmal redete er ein wenig viel – aber er liebte mich, da war ich mir sicher.
»Ich fürchte nur, dass er dich womöglich nicht genug liebt. Er sieht dich als selbstverständlich an«, sagte sie, Besorgnis im Blick. »Ich weiß nicht, ob er dich verdient, Beth, das ist alles. Aber wenn er dich glücklich macht, dann ist es gut.« Mehr hatte Laura nicht gesagt, kein Wort darüber, was sie wirklich von Adam hielt, aber als ein Jurastudent im dritten Semester sich für mich interessierte, drängte sie mich, doch etwas Zeit mit ihm zu verbringen und einfach abzuwarten, wie es sich entwickelte. Was ich natürlich nicht getan hatte. Ich war ja schon vergeben.
Der Gedanke an Laura weckt in mir den Wunsch nach Gesellschaft. Ich bin jetzt schon eine Weile allein, und ich brauche Leute um mich. Sofort reift ein Plan in mir. Allein durch Galerien zu wandern – tja, das kann noch einen Tag warten.
»Oh, das steht Ihnen ganz ausgezeichnet, wirklich ganz ausgezeichnet!«
Ich bin sicher, dass ist nur ein Verkaufsspruch – die Verkäuferin sagt vermutlich zu allen Kundinnen, dass sie in den Kleidern des Hauses ganz ausgezeichnet aussehen, wie selbstverständlich jeder –, aber in ihrem Blick liegt eine Offenheit, die mich ihr glauben lässt.
Und wenn man dem Spiegel trauen darf, dann sehe ich in diesem Kleid wirklich überraschend gut aus. Auf dem Bügel sah es nach nichts aus, und obwohl es nur ein ziemlich normales schwarzes Kleid ist, scheint es meine verborgenen Reize zur Geltung zu bringen. Es schmiegt sich wie angegossen über meine Brüste und folgt der Kurve meiner Taille und meiner Hüften in einer perfekten Linie bis hinunter zu den Knien. Der Stoff ist irgendeine Seidenmischung, was bedeutet, dass es eng anliegt, aber gleichzeitig fließend ist und ganz leicht glänzt.
»Sie müssen es unbedingt kaufen«, flötet die Verkäuferin und schaut über meine Schulter. »Ich will sagen, es steht Ihnen soooo gut.« Sie lächelt mein Spiegelbild an. »Soll es für eine besondere Gelegenheit sein?«
»Für eine Party«, lüge ich kühn. »Heute Abend.«
»Heute Abend?« Ihre Augen werden groß. Sie spürt, dass eine interessante Geschichte dahinterstecken muss, wenn eine Frau ihr Partykleid erst am Tag des Ereignisses kauft. »Dann wollen Sie heute einen Verschönerungstag buchen?«
Ich starre mein Spiegelbild an. Das Kleid ist so hübsch. Ich finde mich darin umwerfend, sexy und kultiviert.
Das Einzige, was nicht dazu passt, sind mein ungeschminktes Gesicht, das unfrisierte Haar und die fehlenden Schuhe. Ein Verschönerungstag? Was würde das wohl kosten?
Ich war immer sehr besonnen, habe mein Geld stets zusammengehalten. Man kann mich wirklich nicht als verschwenderisch bezeichnen, und ich war nie einfach nur so shoppen. Anders als meine Mitstudierenden beendete ich mein Studium ohne Schulden, abgesehen von dem üblichen Studentendarlehen, und meine Ersparnisse befinden sich in einem gesunden Zustand.
Warum nicht zur Abwechslung ein wenig leben?, fragt eine Stimme in meinem Kopf. Warum nicht ausnahmsweise einmal sorglos sein? »Ja, das könnte ich eigentlich tun«, meine ich zögernd.
Die Verkäuferin klatscht begeistert in die Hände. Das kommt ihr offenbar sehr entgegen. »Oh, bitte lassen Sie mich Ihnen helfen. Als Erstes müssen Sie dieses Kleid kaufen, und das sage ich nicht einfach nur so. Sie sehen toll darin aus. Sie können das Kleid hierlassen, und ich passe darauf auf. Wir haben hier im Haus alles, was Sie brauchen – ein Kosmetikstudio, Wellnessangebote …«
»Wir wollen
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