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Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht

Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht

Titel: Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sadie Matthews
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Posten im Ausland inne, darum bin ich seit frühester Jugend viel herumgekommen. Einen Großteil meiner Kindheit habe ich in Südostasien verbracht. Einige Jahre lebten wir in Thailand, dann wurde mein Vater nach Hongkong versetzt, was großartig war. Aber gerade, als ich neugierig auf die Welt um mich herum wurde, schickte man mich nach England zurück.« Er verzieht das Gesicht zu so etwas wie einer Grimasse. »Ins Internat.«
    »Hat es Ihnen dort nicht gefallen? Ich fand immer, dass es ungeheuer romantisch sein müsse, ein Internat zu besuchen.« Ich erinnere mich, wie ich als Kind unbedingt ins Internat wollte. Mich begeisterte die Vorstellung von Mitternachtsfeten und gemeinsamen Schlafräumen und dem ganzen Rest. Eine gewöhnliche Schülerin in der Schule vor Ort zu sein und jeden Tag nach Hause zu marschieren, mit einem Berg Hausaufgaben in der Tasche, schien unglaublich öde im Vergleich zu dem, was man in Büchern über Internate las.
    »Das war es nicht.« Dominic zuckt mit den Schultern. »Schon allein die Entfernung. In ein Flugzeug gesetzt zu werden, um über die Ferien nach Hause zu fliegen, ist ja ganz okay. Aber in ein Flugzeug gesetzt zu werden, um zurück zur Schule zu fliegen, ist so ziemlich das Schlimmste, was man sich vorstellen kann.«
    Ich sehe es förmlich vor mir: ein kleiner Junge, der auf gar keinen Fall weinen will, der versucht, tapfer zu sein, während er sich am Flughafen von seiner Mutter verabschiedet. Eine Stewardess führt ihn fort. Er umklammert seine Mütze und seine Handschuhe, winkt zum Abschied. Als er seine Mutter nicht mehr sehen kann, vergießt er doch ein paar Tränen, aber nur ein paar, weil er nicht will, dass die Stewardess merkt, wie traurig er ist. Dann wird er auf seinen Sitz gesetzt und tritt die lange, einsame Reise nach England an. Eine grimmige Hausmutter mit großem Busen, die grauen Haare zu einem festen Knoten zurückgebunden, nimmt ihn am Flughafen in Empfang und bringt ihn zur Schule. Ich sehe ein furchteinflößendes Gebäude in einem öden Moorgebiet, meilenweit nichts als Landschaft, und kleine Jungen, die ihre Mütter vermissen. Plötzlich erscheinen mir Internate gar nicht mehr so romantisch.
    »Alles in Ordnung?« Dominic mustert mich.
    »Ja, ja danke, alles gut.«
    »Sie haben nur gerade unglaublich traurig ausgesehen.«
    »Ich dachte daran, wie Sie damals zur Schule mussten, welches Heimweh Sie hatten, so weit weg von zu Hause …«
    »So schlimm war es ja gar nicht, wenn man erst einmal dort war. Eigentlich hatte ich nach der Eingewöhnungsphase eine schöne Zeit. Ich teilte mir ein Zimmer mit zwei anderen Jungen, und wir hatten unsere Überdecken von zu Hause und Plakate an den Wänden, unsere Lieblingsbücher im Regal. Ich liebte Sport, und dafür gab es jede Menge Möglichkeiten. An den meisten Wochenenden spielte ich für die Schule bei irgendeinem Turnier Rugby, Fußball oder Cricket.« Er lächelt angesichts der Erinnerung. »Eins muss man englischen Internaten lassen: sie sind stets hervorragend ausgestattet – Swimmingpool, Tennisplätze, Kunst- und Werkräume und was nicht noch alles, und ich habe das Beste herausgeholt.«
    Das trübselige Gruselschloss meiner Phantasie, das einem Roman von Dickens entsprungen sein könnte, wird durch ein fröhliches Ferienlager ersetzt. Plötzlich klingen Internate wieder hervorragend.
    Er fährt fort. »Aber so sehr es mir an der Schule gefiel, als es ans Studium ging, beschloss ich, die Latte ein wenig höher zu hängen. Also ging ich ins Ausland.«
    »Zurück nach Hongkong?«
    Er schüttelt den Kopf. »Nein, ich wollte in die Vereinigten Staaten. Ich ging nach Princeton.«
    Ach du lieber Himmel. Eine der besten amerikanischen Universitäten, wie Oxford und Cambridge bei uns. Superschwer und teuer. Die Ivy League, ja genau, so nennt man die dortigen Elite-Unis. »Hat es Ihnen in Princeton gefallen?«
    Er lächelt. »Ich hatte eine ausnehmend schöne Zeit.«
    Während er spricht, höre ich einen ganz leichten amerikanischen Tonfall heraus, als ob die Erinnerung an Princeton etwas von der Sprache, die er dort aufschnappte, die aber durch die Jahre in London wieder überdeckt wurde, zu neuem Leben erweckte.
    »Was haben Sie studiert?« Ich nehme noch einen Schluck Pimms. Eine Erdbeere stößt an meine Lippen, und ich öffne den Mund und lasse sie kurz auf der Zunge ruhen. Sie hat durch den Drink einen köstlichen Geschmack bekommen. Ich kaue sie langsam, während ich mir einen jüngeren Dominic

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