Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
abgekühlt haben.
Gleich darauf fürchte ich, dass ich zu weit gegangen sein könnte. Sein Gesicht verschließt sich, als ob jedes Gefühl blockiert würde. Die freundliche Offenheit verflüchtigt sich, wird ersetzt durch etwas Kaltes und Ausdrucksloses.
»Tut mir leid«, stammele ich, »das war unhöflich von mir. Ich wollte nicht …«
Dann scheint der Schalter auf einmal wieder umgelegt. Die Kälte verschwindet, und mir gegenüber sitzt wieder der Dominic, den ich kennengelernt habe, auch wenn sein Lächeln ein wenig gezwungen wirkt. »Aber keineswegs«, sagt er. »Sie waren überhaupt nicht unhöflich.«
Eine Welle der Erleichterung durchläuft mich.
»Ich habe mich nur gerade gefragt, was Sie denken lässt, Vanessa und ich seien ein Paar.«
»Na ja, Sie wissen schon … sie strahlte so etwas aus, als ob Sie beide sich sehr nah stehen, sehr vertraut miteinander sind, wie zwei Menschen in einer Beziehung …« O Gott, ich bin so unbeholfen, wenn es darum geht, etwas Wichtiges zu formulieren.
Nach kurzer Pause sagt er: »Vanessa und ich sind nicht zusammen. Wir sind nur gute Freunde.«
Ich erinnere mich plötzlich wieder an den Privatclub, an
das Asyl
. Ich weiß doch, dass sie ihn zusammen aufgesucht haben. Sie müssen schon enorm gute Freunde sein, um gemeinsam an so einen Ort zu gehen. Ich weiß immer noch nicht, wie ich den Club mit Dominics nach außen hin so normalem Verhalten in Einklang bringen soll. Dieses Geheimnis werde ich später lösen.
Er schaut auf den Tisch und fährt mit den Fingern über dessen polierte Holzoberfläche. Langsam, fast grüblerisch sagt Dominic: »Ich will Sie nicht anlügen, Beth. Vanessa und ich waren einmal zusammen. Aber das ist lange her. Heute sind wir nur noch Freunde.«
Ich weiß noch, wie sie gestern Abend hereinkam. Sie hat nicht einmal geklopft und besitzt offenbar einen Schlüssel zur Wohnung. Sind die beiden wirklich nur Freunde? »Schon gut.« Meine Stimme ist leise und schüchtern. »Ich wollte nicht neugierig sein, Dominic.«
»Ich weiß, ist in Ordnung. Hören Sie, wie wäre es, wenn wir hier noch einen Drink nehmen, und dann lade ich Sie zum Abendessen ein?« Es ist offensichtlich, dass er das Thema wechseln möchte. »Was halten Sie davon?«
»Tja …« Ich frage mich, wie man sich in einer solchen Situation korrekt verhält. Ich kann mich doch von einem Mann, den ich kaum kenne, nicht zum Essen einladen lassen, oder doch? »Das wäre wirklich nett, aber ich zahle selbstverständlich für mich selbst.«
»Darüber reden wir später«, sagt er leicht amüsiert und in einem Tonfall, der mich vermuten lässt, dass er das nicht zulassen wird. Aber es ist mir egal. Wichtig ist nur, dass ich Dominic den ganzen Abend für mich haben werde, und wenn nicht etwas Außergewöhnliches passiert, muss ich mir absolut keine Gedanken machen, dass Vanessa auf einmal hereinplatzen und das Steuerruder übernehmen könnte.
Ich seufze glücklich und sage: »Dann lassen Sie mich wenigstens die nächste Runde ausgeben.«
»Einverstanden.« Dominic lächelt und ich stehe auf, um die Getränke zu bestellen.
Es ist ein wunderbarer Abend. Ich finde es herrlich, Dominic nahe zu sein, mich an seinem guten Aussehen, seiner Ausstrahlung zu erfreuen. Es erfüllt mich nicht nur, ihn anzuschauen, er scheint auch wirklich an mir interessiert. Das lässt mich denken, dass ich mit Adam vielleicht doch nicht so glücklich war, wie ich mir immer einbildete. Vor unserer Trennung hatte Adam sich keinerlei Mühe mit mir gegeben. Als ich von der Uni zurückkam, war offensichtlich, dass Adam einfach annahm, ich würde mich in sein Leben und in seinen Freundeskreis integrieren, würde mich in seinen Alltag aus Kneipe, Fernsehen, Bier und Essen zum Mitnehmen nahtlos einfügen.
Dominic und ich sitzen im idyllischen Garten des Pubs, und die Sonne sinkt in einen goldenen Abend. »Und, Beth?«, fragt Dominic. »Was erträumen Sie sich für die Zukunft?«
»Ich möchte gern reisen«, erwidere ich. »Bislang war ich kaum irgendwo. Ich möchte meinen Horizont erweitern.«
»Ehrlich?« Sein Gesichtsausdruck lässt sich nicht entschlüsseln, aber im Funkeln seiner schwarzen Augen liegt der Hauch von etwas Gefährlichem. »Wir wollen sehen, was wir diesbezüglich tun können.«
Mein Magen macht einen Hüpfer. Wie meint er das? Ich schlucke rasch und versuche, etwas Amüsantes zu sagen, aber dann plappere ich doch nur über all die Länder, die ich gern besuchen möchte. Die Erregung, die in
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