Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
Gefühl hatte, ich sollte in den Garten gehen, weil ich Sie hier finden würde.« Er breitet die Hände aus. »Und tatsächlich, hier sind Sie.«
Wir sehen einander wortlos an, lächeln, etwas unbeholfen, aber die Unbeholfenheit reicht nicht tief. Diese Verbundenheit von gestern Abend vibriert immer noch zwischen uns.
»Was machen Sie hier?«
»Ich nehme ein Sonnenbad. Genieße das herrliche Wetter. Bin im Grunde nur schrecklich faul.«
Er steht immer noch da und schaut auf mich herab. »Ich habe für heute genug gearbeitet. Möchten Sie mit mir ausgehen? Ich kenne einen großartigen Pub mit Garten ganz in der Nähe, und dort mixt man einen Pimms, der sich gewaschen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo besser ›schrecklich faul‹ sein zu können als dort mit Ihnen.«
»Sehr gern.«
»Gut. Ich werde Ihnen ein paar Ecken von London zeigen, die Sie allein nicht finden würden. Ich gehe nur schnell hoch und hole ein paar Sachen. Sollen wir uns in zwanzig Minuten vor der Tür treffen?«
»In Ordnung.« Ich strahle zu ihm auf, fühle mich leicht und fröhlich.
Die zwanzig Minuten reichen gerade aus, um die Shorts und das T-Shirt gegen mein geblümtes Sommerkleid zu tauschen und statt Turnschuhen flache Sandalen anzuziehen. Nach kurzem Zögern nehme ich ein Umhängetuch aus Spitze von einem Bügel in Celias Schrank und schlinge sie um meine Schultern. Meine frisch blondierten Haare binde ich zu einem Pferdeschwanz, und zusammen mit meiner Sonnenbrille ergibt das einen Look, der nach den Sixties aussieht. Gar nicht schlecht. Ich habe das Gefühl, dass Celias Umhängetuch mir Glück bringen wird, auch wenn ich nicht weiß, warum. Ob es ihr recht wäre, wenn ich eine Art Beziehung zu ihrem Nachbarn knüpfe? Etwas sagt mir, dass sie entzückt sein würde. Ich kann sie beinahe flüstern hören: »Nur zu, Beth, amüsiere dich! Warum auch nicht?«
Dominic wartet vor dem Eingang auf mich. Er trägt ebenfalls eine Sonnenbrille, eine schwarze, eckige Ray Ban, und liest gerade eine SMS auf seinem Handy, dann schaut er auf und entdeckt mich. Sofort verzieht sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen, und er schiebt das Handy in seine Jeanstasche. »Sie sind hier. Prima. Dann lassen Sie uns gehen.«
Wir unterhalten uns unaufgeregt, während wir durch die heißen Straßen von Mayfair schlendern. Dominic weiß, wohin es geht, und ich gebe mich ganz in seine Hand, während wir durch stille Nebenstraßen, kühle Gassen und über verborgene Plätze kommen. Die Menschen sitzen an Tischen vor Cafés und Bars, Fenster und Türen sind für die sanfte Brise geöffnet. Leuchtende Blumenkörbe lassen die Fassaden in Rot und Violett erstrahlen. Ich liebe es, neben Dominic zu gehen, als ob wir zusammengehören. Etwas von seinem Zauber färbt dabei auf mich ab – zumindest wünsche ich mir das.
»Wir sind da«, sagt Dominic, als wir uns einem Pub nähern. Es ist ein altes Haus, völlig zugewuchert von grünen Kletterpflanzen mit bunten Blüten. Im Innern ist es auf minimalistische Weise klar und modern. Dominic führt mich durch den dunklen Schankraum hinaus in einen Hof, der zu einem herrlichen Garten umgewandelt wurde, mit eingetopften Bäumen, Wannen voller Blumen und Holztischen unter grünen Sonnenschirmen. Eine Kellnerin nimmt Dominics Bestellung auf. Gleich darauf kommen schon zwei Gläser und eine Karaffe mit Pimms, in der Farbe von kaltem Tee, angefüllt mit Eiswürfeln und Fruchtstücken. Erdbeer-, Apfel- und Gurkenscheiben sowie Minzblätter schwimmen auf der schaumigen Oberfläche.
»Ohne Pimms ist es kein Sommer«, erklärt Dominic und schenkt mir ein. Eiswürfel und Obststücke fallen mit einem satten Klang in mein Glas. »Das ist eins der Dinge, die wir Engländer am besten können.«
»Manchmal klingt es, als seien Sie selbst kein Engländer«, sage ich scheu. »Sie sprechen ohne Akzent, aber hin und wieder meine ich, den Anklang eines anderen Zungenschlags zu hören.« Ich will unbedingt mehr über ihn erfahren. Dann nehme ich einen Schluck Pimms. Es schmeckt herrlich süß und aromatisch, frisch und mit einer minzigen Note. Natürlich habe ich schon früher Pimms getrunken, aber so lecker wie hier war er noch nie. Mir ist klar, wie gefährlich es ist. Den Alkohol, der definitiv vorhanden ist, schmeckt man kaum heraus.
»Sie sind sehr aufmerksam.« Dominic sieht mich nachdenklich an. »In der Tat bin ich Engländer, hier in London geboren. Aber mein Vater diente im diplomatischen Corps und hatte ständig
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