Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
ihn arbeiten möchte. Und er könne mich jederzeit auf meinem Handy anrufen.
Kaum habe ich die Mail abgeschickt, fängt mein Handy auf dem Tisch an zu klingeln.
Ich greife rasch danach. »Hallo?«
»Beth, hier spricht James.«
»Hallo!«
»Dann wollen Sie also meine neue Assistentin sein?« Ich höre das Lächeln in seiner Stimme.
»Ja, nur zu gern!« Ich erwidere dieses Lächeln.
»Wann können Sie anfangen?«
»Wie wäre es mit Montag?«
Er lacht. »Sie sind ja wirklich voller Begeisterung. Montag passt mir gut.« Er erzählt mir kurz etwas über die Stelle und das Gehalt – kaum mehr als das, was ich als Kellnerin verdiene, aber so sieht dann wohl die Realität eines Fuß-in-der-Tür-Jobs aus – und erklärt zum Abschluss, wie sehr er sich freut, mich am Montag bei sich begrüßen zu dürfen. Nachdem ich ihm überschwänglich gedankt habe und wir das Gespräch beendet haben, bin ich bester Laune und optimistisch. Öffnet London wirklich gerade seine Türen für mich? Ich schicke schnell eine E-Mail an meine Eltern, teile ihnen die gute Nachricht mit und versichere ihnen, dass alles gut läuft. Draußen vor dem Schaufenster des Coffeeshops fällt das Sonnenlicht golden auf die Stadt.
Meine letzten freien Tage, bevor ich mit der Arbeit beginne – ich sollte ins Freie und das Beste aus ihnen herausholen.
Ich trinke meinen Kaffee aus, packe meinen Laptop ein und kehre zur Wohnung zurück. Nachdem ich meine Sachen abgeladen habe, ziehe ich los, um die National Gallery und einige andere Sehenswürdigkeiten auf meiner Liste abzuhaken, die man unbedingt gesehen haben muss. Alles erscheint mir strahlend und aufregend. Erstaunlich, wie sehr ein Stimmungswandel alles beeinflussen kann. Die National Gallery ist natürlich viel zu groß, um bei nur einem Besuch alles sehen zu können, also fange ich bei den Räumen mit der Kunst des 20 . Jahrhunderts in Europa an und nehme dann noch einige herrliche Meisterwerke der Renaissance mit, um mit etwas aufzuhören, das ein Übermaß an theatralischer Größe und reicher Lebendigkeit zu bieten hat.
Dann schlendere ich unternehmungslustig zum Trafalgar Square mit seinen schwarzen Löwen, die über die Brunnen wachen. Es wäre echt ein Verbrechen, den Rest dieses Sommertages im Haus zu verbringen. Also bahne ich mir durch die Touristen- und Besucherströme meinen Weg zurück zur Wohnung, wo ich mir Decke, Sonnenbrille, ein Buch, eine Flasche Wasser und etwas Obst schnappe. Dann gehe ich in den Garten hinter dem Haus und beziehe meinen Stammplatz in der Nähe der Tennisplätze. Dominic ist nicht da, die Plätze sind leer, und irgendwie bin ich enttäuscht, obwohl ich mir sage, dass er um diese Uhrzeit bei der Arbeit sein muss. Ich frage mich, was er beruflich macht. Diese Woche hat er mitten am Tag Tennis gespielt, darum hat er vermutlich flexible Arbeitszeiten. Wer weiß?
Ich lege mich mit dem Buch hin, fange an zu lesen und genieße das warme Sonnenlicht auf meinen Armen und Beinen. Doch egal, wie sehr ich mich auch auf das Buch konzentriere, meine Gedanken kehren immer wieder zu Dominic und unserem gemeinsamen Moment gestern Abend zurück. Er muss es auch gespürt haben, da bin ich sicher. Ich erinnere mich, wie verwirrt er schien, verblüfft über das Ausmaß der Verbindung zwischen uns, als ob er dachte: Sie? … Aber … das sollte nicht sein …
Ich seufze tief, lege das Buch zur Seite, schließe die Augen und gebe mich der Erinnerung an sein Gesicht hin, seine Augen, seine Berührung auf meiner nackten Haut, die Stromstöße durch meinen ganzen Körper schickte.
Beth.
Ich kann seine Stimme so deutlich hören, als würde er direkt neben mir stehen. Es fällt mir schwer, von ihrem Klang nicht erregt zu sein, so tief und melodisch. Ich seufze und fahre mir mit der Hand über die Brust, wünsche mir, dass er wirklich hier wäre.
»Beth?«
Jetzt klingt sie lauter, fragender. Ich öffne die Augen und schnappe nach Luft. Dominic ist da, steht direkt neben mir, lächelt zu mir hinunter. »Tut mir leid, wenn ich Ihnen einen Schreck eingejagt habe«, sagt er.
Ich setze mich blinzelnd auf. »Ich habe Sie hier nicht erwartet.«
Er trägt weite Jeans und ein weißes T-Shirt und sieht umwerfend aus – der Freizeitlook steht ihm ebenso gut wie der Businesslook. In seinen Augen liegt ein seltsamer Ausdruck, den ich nicht lesen kann. »Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht genau, warum ich hier bin«, sagt er. »Ich habe oben gearbeitet, als ich plötzlich das
Weitere Kostenlose Bücher