Fire after Dark - Dunkle Sehnsucht
gibt das Muster vor, und wir lernen, wie wir es verbessern können. Und dank der Launen und Marotten diverser Monarchen können wir das heute alles genießen.«
Er rudert anstrengungslos, offensichtlich hat er Übung darin. Die Ruderblätter heben sich aus dem Wasser, schweben kurz über der Oberfläche, dann tauchen sie wieder in einer fließenden Bewegung ein und bringen uns voran. Wir gleiten sanft über den See, es gibt nur einen fast unmerklichen Ruck, wenn Dominic sein Gewicht in die Ruder legt. Ich strecke meine Hand aus und tauche mit den Fingerspitzen in das kalte Wasser ein. »Wissen Sie viel über diesen Ort?«
»Es ist mir immer wichtig, etwas über die Orte in Erfahrung zu bringen, an denen ich lebe«, antwortet er. »Und die Geschichte Londons ist besonders faszinierend. Es gibt so viel Geschichte, und dieser Park hier ist förmlich durchsetzt davon. Charles I. hat den Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – bis dahin war er allein der königlichen Erbauung vorbehalten. Was für ein Glück, dass er das tat. Halb London kam hierher, als die große Pest in der Stadt ausbrach. Man hoffte, so der Ansteckung zu entkommen.«
Ich schaue auf die gepflegten Rasenflächen, die nach den vergangenen regenlosen vierzehn Tagen ziemlich trocken und gelb aussehen, auf die herrlichen Bäume und die eleganten Gebäude, die hin und wieder in mein Sichtfeld geraten. Vor einem Café sitzen Menschen im Freien und genießen Eis und Kaltgetränke. Ich stelle mir eine riesige Menschenmenge aus armen Londonern des 17 . Jahrhunderts vor, die zu Tausenden hier in schrecklicher Angst vor Krankheit kampieren – ihre Streitereien und ihre Gespräche, den Dreck und den Gestank, Kinder und Frauen mit Hauben und schmutzstarrenden Schürzen, die versuchen, über offenen Feuerstellen etwas zu kochen, während die Männer Pfeife rauchen und überlegen, wie sie ihre Familien am Leben halten können.
Am sonnigen Seeufer sehe ich eine Familie von heute. Die Mutter schiebt einen teuren Buggy mit einem Baby darin, der Vater versucht, seine Tochter mit Sonnenmilch einzureiben, während sie alles daransetzt, sich loszureißen und auf ihrem rosafarbenen Mini-Scooter zu entfliehen.
Andere Zeiten, andere Probleme.
Ich wende meine Aufmerksamkeit wieder dem Boot zu. Es ist solch ein Vergnügen, Dominic beim Rudern zuzuschauen. Die Muskeln unter seinen Hemdsärmeln zeichnen sich ab, während er kraftvoll rudert, und wenn er sich vorbeugt, fällt das weiße Leinenhemd ein wenig auf, und ich kann seine schwarzen Brusthaare sehen. Der Anblick lässt mein Herz schneller schlagen. Ich hole tief Luft und atme langsam aus. Ich muss mich zusammennehmen, denn ich will nicht, dass er merkt, welche Wirkung er auf mich hat, also wende ich den Blick ab, hoffe, verbergen zu können, wie ich auf seine Nähe ganz unwillkürlich reagiere, wie magnetisch er auf mich wirkt und wie sehr er mich aufwühlt. Während ich mit den Fingern kleine Wellen im kühlen Wasser schlage, merke ich, dass auch er mich beobachtet. Ich sehe aus den Augenwinkeln, dass sein Blick unter der Sonnenbrille auf mir ruht. Vielleicht glaubt er, ich könne nicht sehen, wie er mich anschaut. Die Wirkung, die das auf mich ausübt, ist elektrisch: Es ist, als ob allein sein Blick meine Haut wie ein Laser verbrennen kann. Das Gefühl ist unglaublich intensiv, ebenso angenehm wie schmerzhaft, und ich will nicht, dass es endet. Endlos lange rudert er weiter, mit kräftigen Ruderschlägen, und wir gleiten immer weiter über den See. Doch irgendwann fragt er, ob ich übernehmen möchte, und der Zauber ist gebrochen.
»Lieber nicht«, sage ich und muss lachen. »Ich bin nicht so stark wie Sie.« Ich kann nicht anders, ich muss ihm einen koketten Blick zuwerfen. »Trainieren Sie viel?«
»Ich halte mich in Form«, erwidert er. »Ich lasse mich nicht gern gehen. Da ich so viel Zeit am Schreibtisch verbringe, muss ich für einen Ausgleich sorgen.«
»Im Fitnessstudio?«
Er schaut mich mit einem unergründlichen Blick an, seine dunklen Augen wirken beinahe wieder nachtschwarz.
»Wo immer es mir möglich ist«, sagt er leise, und die Bedeutung, die er in seine Worte hineinlegt, sendet erregende Schauer über mein Rückgrat. Zum ersten Mal blühe ich unter seinem Blick auf. Irgendetwas ist heute anders. Hier geht es um mehr als nur um einen Mann, der aus reiner Nachbarschaftlichkeit eine Frau ausführt. Ich fühle mich wie eine Frau, die er begehrt, und mir wird mit einem wohligen Schauder
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