Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
liebenswerter, alter Drache«, erklärt Marcia voller Zuneigung. »Ich würde sie furchtbar vermissen, wenn sie nicht mehr wäre, darum hoffe ich, dass ich sie noch ein paar Jahre um mich habe.«
Marcia plaudert noch eine Weile, und ich bin dankbar, als sie sich endlich wieder ihrem Bildschirm zuwendet und leise vor sich hinmurmelt, was für eine Unordnung Edward in ihrem System angestellt hat. Den Vormittag verbringe ich damit, den Bericht für Andrei zu erstellen, aber er selbst taucht nicht auf.
»Ist Andrei nicht da?«, frage ich Marcia beim Mittagessen.
Sie schüttelt den Kopf. »Er hat sich heute Morgen schon früh zu Fuß auf den Weg gemacht. Ich weiß gar nicht genau, was er vorhat. Es ist immer alles ein wenig konfus kurz vor einem so großen Abschluss.«
Ich bin erleichtert. Ich möchte so wenig wie möglich mit ihm zu tun haben, und der Gedanke, ihn wiederzusehen, erfüllt mich – angesichts der Art und Weise, wie unser letztes Gespräch endete – mit Grauen. Den Nachmittag verbringe ich damit, Fotos der Kunstwerke zu schießen, die ich in der Wohnung aufhängen möchte. Ich erstelle außerdem Pläne der Räume, damit ich mit den Fotos experimentieren und mir besser vorstellen kann, was wo wie aussieht. Eine ziemlich unterhaltsame Arbeit. Die Zeit vergeht wie im Flug. Ich komme mir vor wie ein Kind mit einem großen Buch, in das es nach Lust und Laune kleine Klebebildchen einheften kann.
Als der Feierabend naht, gibt es immer noch kein Zeichen von Andrei, aber als ich meinen Maileingang prüfe, finde ich eine E-Mail von Dominic vor.
Danke für das reizende Wochenende, Schatz. Es tut mir leid, dass es nicht so endete, wie es anfing, aber sei versichert, dass ich Schritte unternehme, um meine Probleme zu bewältigen. Ich habe schon einiges gelöst, aber es ist offensichtlich, dass ich noch lange nicht am Ziel angekommen bin. Gib mir noch ein wenig Zeit, und alles wird gut. Ich verspreche es. Diese Woche werde ich dich nicht oft sehen können, aber warum fahren wir nicht einfach zusammen weg, wenn diese ganze Sache über die Bühne ist? Nur wir zwei. Dann kann ich dir zeigen, wie viel du mir bedeutest.
Bis wir wieder vereint sind, werde ich an dich denken und an die herrlichen Dinge, die wir miteinander tun …
Kuss, D
Die Vorstellung, mit Dominic zu verreisen, ist aufregend. Ich stelle mir einen heißen Sandstrand vor, ein herrliches Hotelzimmer und viele Stunden, in denen wir genau das tun, was uns Lust bereitet. Aber was meint er mit den ›Problemen‹, die er zu bewältigen hat? Ich hoffe, das soll nicht bedeuten, dass er wieder wochenlang untertaucht wie beim letzten Mal, aber seine E-Mail deutet an, dass wir schon in wenigen Tagen wieder zusammen sein werden, darum schiebe ich meine Ängste weg.
Gerade, als ich meine Sachen packe, um nach Hause zu gehen, mit Laura den Kickboxing-Kurs zu machen und mich danach früh schlafen zu legen, taucht eine weitere neue E-Mail auf, dieses Mal von Andrei.
Beth,
es tut mir leid, dass ich zu unserer verabredeten Sitzung nicht kommen konnte. Ich habe jetzt eine Stunde frei, können Sie mich in meinem Club treffen? Marcia besorgt Ihnen ein Taxi.
Ich lese die knappe Nachricht mehrmals verärgert durch. Er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, mit seinem Namen zu zeichnen. Er erwartet einfach, dass ich alles stehen und liegen lasse und angelaufen komme, wann immer er das wünscht. Ich freue mich wirklich darauf, von ihm fortzukommen. Wenn ich mich jetzt mit ihm treffe, werde ich es nicht rechtzeitig zum Unterricht schaffen. Besser, ich bringe es hinter mich. Schließlich ist das alles bald vorbei.
Ich tippe rasch eine Antwortmail, um ihm zu sagen, dass ich gleich komme, und bitte Marcia, mir ein Taxi zu besorgen. Es steht quasi schon im Hof, bevor ich auch nur zu Ende geredet habe, darum eile ich los, meinen Bericht in der Tasche. Das Taxi wartet mit laufendem Motor, und ich steige ein. Als wir uns in den geschäftigen Verkehr am Piccadilly einfädeln, glitzert die Stadt in der anbrechenden Dunkelheit bereits voller Lichter. Auf den Gehwegen drängen die Kaufwilligen, und die Schaufenster strahlen golden und verlockend. Die Andeutung von Weihnachten liegt bereits in der Luft. Das Taxi biegt nach links auf den Piccadilly Circus, und wir kriechen voran, behindert von Ampeln, Bussen und unachtsamen Fußgängern. Als wir endlich freiere Fahrt haben, geht es trotzdem nur langsam den Haymarket entlang zur Pall Mall. Der Wagen ist schon fast am St. James
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