Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
Vermutlich fände er es unangenehm, mich überhaupt noch zu sehen …
»Und?«, fragt er. »Werden Sie mitkommen?«
»Das ist sehr nett von Ihnen, Andrei, aber …«
Er schaut plötzlich erstaunt. »Sie wollen nein sagen?«
»Ich kann das nicht annehmen, ich kann einfach nicht. Ich kann es Ihnen nicht erklären, und ich muss Sie bitten, nicht weiter in mich zu dringen. Es ist ein wunderbares Angebot, aber … danke, nein.« Ich stehe jetzt ebenfalls auf, und wir schauen einander quer über den Schreibtisch an. Er beugt sich vor, legt die Hände auf die polierte Oberfläche und funkelt mich finster an.
»Sie sind mir ein Rätsel«, sagt er mit einer Art leisem Knurren. »Warum wollen Sie nicht annehmen, was ich Ihnen bieten kann?«
»Das habe ich doch eben gesagt, ich kann Ihnen meine Beweggründe nicht erläutern. Aber eins ist sicher: wenn ich etwas von dem annehme, was Sie mir offerieren, dann wäre ich Ihnen nicht länger ein Rätsel. Sie würden mich als das sehen was ich bin: eine ganz gewöhnliche Frau, die nicht in Ihre Welt passt. Und Sie können offenbar nicht verstehen, dass ich das auch gar nicht will.« Ich lächele ihn an. »Ich möchte, dass wir Freunde sind, Andrei, das möchte ich wirklich. Und ich möchte, dass Sie mit meiner Arbeit zufrieden sind. Wenn sonst nichts ansteht, dann gehe ich jetzt. Ihre Bilder hängen dann in ein bis zwei Tagen. Auf Wiedersehen, Andrei.«
Er sagt nichts, sieht mir aber nach, als ich mich umdrehe und quer durch den Salon zur Tür gehe. Als meine Hand auf der Türklinke liegt, drehe ich mich kurz noch einmal um.
»Danke für dieses Angebot«, sage ich leise. »Ich werde es immer zu schätzen wissen, auch wenn ich es nicht annehmen kann.«
Dann gehe ich.
Auf dem Weg aus dem Club rufe ich Dominic von meinem Handy aus an, aber er nimmt nicht ab. Ich hinterlasse keine Nachricht. Er hat zu tun. Nur noch wenige Tage, dann habe ich ihn ganz für mich allein.
Als ich nach Hause komme, bin ich erschöpft, aber es bleibt gerade noch genug Zeit, um meine Sachen für den Kickboxen-Kurs zu packen. Von Laura ist nichts zu sehen. Als ich mich umziehe, zwitschert mein Handy, eine SMS ist eingegangen. Es ist Laura, die mir mitteilt, dass sie es zum Training nicht schaffen wird, weil sie im Büro aufgehalten wurde. Ich gehe allein zum Kickboxen, und hinterher geht es mir in der Entspannung, die ein ordentliches Training erbringt, schon gleich viel besser. Als Laura endlich nach Hause kommt, ist es schon fast 22 Uhr. Sie lässt ihren Aktenkoffer im Flur fallen und sinkt neben mir auf das Sofa.
»Hallo.« Ich lächle sie an. »Es gibt noch etwas zu essen, wenn du möchtest. Nur ein paar Nudeln mit Soße in der Pfanne, aber du kannst sie gern haben.«
»Alles, Hauptsache, es erfordert nur ein Minimum an Arbeit«, sagt sie müde. »Ich bin völlig erledigt. Tut mir leid, dass ich den Unterricht heute verpasst habe. Wie war Sid?«
»Mach dir deswegen keinen Kopf, so was kommt vor. Sid war toll. Ein Tyrann, aber großartig. Zieh deine Arbeitsklamotten aus, ich mache dir die Nudeln warm.« Ich stehe auf und gehe in die Küche. Kurz darauf kommt auch Laura herein, in ihren karierten Wohlfühlhosen und dem bequemen, alten T-Shirt, das sie zu Hause gern trägt.
»Riecht gut«, sagt sie, lächelt und wirkt schon entspannter. »Deine Nudeln sind immer lecker.«
»Danke. Du siehst aus, als könntest du eine warme Mahlzeit vertragen.«
»Das kannst du laut sagen.« Sie nickt. »Im Büro geht es heiß her. Sie mögen viel zahlen, aber sie sorgen auch dafür, dass sie für ihr Geld etwas kriegen. Der alte Booth hat mich heute Anfragen und Berichte prüfen lassen, bis mir die Buchstaben und Zahlen vor den Augen verschwammen. Und wie geht’s dir? Ich habe in letzter Zeit nicht viel von dir gesehen. Eine von uns beiden scheint immer gerade unterwegs zu sein, bei Arbeit oder Vergnügen.«
»Mir geht’s gut.« Ich nehme den Parmesan aus dem Kühlschrank, damit ich eine ordentliche Portion davon über Lauras Nudeln reiben kann. »Diese Woche werde ich Dominic nicht oft zu sehen bekommen, darum besteht die Chance, dass wir wieder einiges aufholen können. Er arbeitet an diesem großen Abschluss, aber sobald das unter Dach und Fach ist, verreisen wir für ein paar Tage. Nur ein kleiner Abstecher, irgendwo, wo es ruhig und romantisch ist. Klingt das nicht wundervoll?« Ich höre nur Schweigen, darum schaue ich zu Laura. Sie wirkt wehmütig.
»Ja, das klingt großartig. Es ist nur …«
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