Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
Licht und Musik ist hypnotisierend. Die Lautstärke wurde hochgedreht, und jetzt ist es beinahe zu laut, um sich noch zu unterhalten. Wir stehen an der Bar, nippen an unseren Drinks und beobachten die Menge. Mein Blick wird von den aufblitzenden Lichtern, den Filmfetzen der Schwarzweißfilme an den Wänden angezogen, und wann immer ich versuche, Dominic in der Masse an Tänzern auszumachen, scheitere ich. Manche haben ihre Masken abgenommen, aber die meisten tragen ihre noch, und ich verliere mich im Anblick so vieler anonymer Gestalten, die sich im Rhythmus der Musik bewegen. Sie scheinen jetzt fremd, die Masken bizarr, alles wirkt merkwürdig. Ich drehe mich zu Andrei um, aber er ist verschwunden. Ich bin umgeben von Menschen, und alle Männer sehen wie er aus, in ihren Smokings und Masken, aber keiner von ihnen ist Andrei, da bin ich mir sicher. Ich würde die blauen Augen und die markante Unterlippe sofort erkennen, aber sie sind nirgends zu sehen. Ich schlängele mich durch die Menschenmenge vor der Bar, halte Ausschau nach ihm. Er war doch eben noch hier, stand noch vor einem Augenblick direkt neben mir. Er muss ein paar Schritte zur Seite getreten sein, ich finde ihn gleich.
Ich gehe um die Bar herum, luge über die breiten Rücken der Männer und die schmalen Schultern der Frauen, aber er ist nirgends zu sehen. Es wird langsam heiß. Ich merke, wie die Wände vor Feuchtigkeit schimmern, und sehe, dass große Tropfen, wie gigantische Tränen, an ihnen herunterfließen. Die Böden werden schlammig und rutschig. Die Hitze, die all diese Tänzer und ihre Körper ausstrahlen, kondensiert in den alten Katakomben. Plötzlich wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dieser feuchten Hitze zu entkommen und frische Luft zu atmen, um meine Benommenheit abzuschütteln. Aber erst muss ich Andrei finden, wo kann er nur sein? Ich beschließe, in die Höhle zurückzukehren, in der wir uns zuerst aufgehalten haben. Vielleicht wollte er sich dort einen Moment lang in Ruhe hinsetzen. Ich gehe in die Richtung, an die ich mich erinnere, aber nach wenigen Augenblicken wird mir klar, dass ich falsch abgebogen sein muss. Ich stolpere durch einen schummrig beleuchteten, niedrigen Gang, vorbei an Menschen, die in innigen Umarmungen verschlungen sind, einige gegen die Wände gepresst, ungeachtet der Feuchtigkeit und des weißen Kalks, der auf ihre Kleider und ihre Haut abfärbt. Ich komme an Ausbuchtungen und kleinen Höhlen vorbei, in denen es noch mehr Aktivitäten gibt: schattenhafte Gestalten, eng an eng, sich im Rhythmus bewegend, einige stehen, andere liegen ineinander verschlungen auf einem Kissenlager. Die Haut auf ihren Körpern glüht und funkelt, wenn das schwache Licht darauf fällt. Hände langen nach Körpern, Finger streicheln, Zungen lecken, Lippen saugen. Ich gehe immer weiter, weiß nicht, wo ich landen werde, aber ich habe das Gefühl, ich darf nicht stehen bleiben, sonst werde ich von einem dieser dunklen Orte aufgesogen, werde zu einem Körper wie die anderen, werde von anonymen Händen wie ein Netz eingeholt und zu einem von ihnen gemacht, obwohl es fast die Versuchung wert ist, mich all dem hinzugeben, einfach ein Körper zu sein, der sich körperlichen Genüssen hingibt. Ich könnte die Augen schließen und meine Zunge und meine Hände wandern lassen, wohin immer sie wollen …
Nein. Tu es nicht. Ich habe das entsetzliche Gefühl, dass ich für immer verloren gehe, wenn ich in eine dieser Höhlen trete.
Mein Herz pocht, in meinem Kopf dreht es sich, und langsam breitet sich Panik in mir aus. Ich habe mich verirrt. Ich muss … es ist mir egal, wo Andrei ist, ich muss Dominic finden. Wenn ich ihn finde, bin ich in Sicherheit. Aber er ist jetzt hinter mir, in der großen Haupthöhle, tanzt … ich muss dorthin zurück. Ich drehe mich abrupt in der Düsternis um und stolpere in die Richtung zurück, aus der ich gekommen bin. Eine übelriechende Hitze steigt von unten auf, als ob ich mich einem Ofen nähere. Ich komme zu einer Weggabelung und kann mich nicht erinnern, von wo ich gekommen bin. Oder überhaupt an einer Weggabelung vorbeigekommen zu sein. Ich entscheide mich für die wahrscheinlichere Richtung, laufe weiter, vorbei an Paaren, die sich in den Gängen küssen und streicheln.
Mist, ich muss mich für den falschen Weg entschieden haben!
Ich bin jetzt offensichtlich in die Irre gegangen, entferne mich vom Zentrum der Katakomben und nähere mich ruhigeren und kühleren Höhlen. Ein panisches Schluchzen
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