Fire after Dark - Tiefes Begehren: Roman (German Edition)
lassen. Kein Wunder, dass Sie sich so schläfrig fühlten. Bitte verzeihen Sie mir.«
»Selbstverständlich verzeihe ich Ihnen«, sage ich, etwas unbeholfen, weil es mir so peinlich ist. »Ich hoffe, ich habe mich nicht allzu dumm aufgeführt.« Mein Blick wandert unwillkürlich zu Dominic. Er schaut mich intensiv an. Sein Gesicht gibt nichts preis, zeigt nur einen Hauch von Zärtlichkeit und Ermunterung, gemischt mit Sorge, was aber bestimmt nur ich sehen kann. »Guten Morgen«, sage ich und wünschte, dass wir uns umarmen, uns zur Begrüßung küssen könnten. Ich möchte mich an der Weichheit seiner frisch rasierten Haut trösten, an dem warmen Zitronenduft seines Aftershaves. Verdammt, ich wünschte, wir hätten die ganze Nacht aneinandergekuschelt schlafen können. Diese Situation ist doch verrückt .
»Guten Morgen«, sagt Dominic. »Haben Sie gut geschlafen?« Seine Stimme klingt absolut normal, aber ich meine, einen Unterton an Intimität zu entdecken, den hoffentlich sonst niemand heraushört.
»Ja, danke.«
Andrei tätschelt meine Schulter. »Sind Sie bereit? Dann lassen Sie uns nach Hause fahren. Der Wagen wartet vor dem Hotel.«
Zu viert gehen wir hinaus zur Auffahrt. Das Hotel sieht ganz anders aus als letzte Nacht, als es von goldenen Scheinwerfern erhellt wurde. An diesem grauen Herbstmorgen wirkt es schlichter, ist aber immer noch sehr beeindruckend. Der Bentley steht bereit, die Vorderreifen schon erwartungsvoll in Richtung Ausfahrt gewendet. Wir steigen ein, Andrei und Dominic vorn, Anna und ich im Fond. Als Andrei den Motor anlässt und in aufwirbelndem Kies zum Tor fährt, lehne ich mich auf dem Ledersitz zurück. Das Gefühl der Verwirrung, das mich vorhin beschlichen hatte, kehrt wie die Erinnerung an einen Albtraum zu mir zurück.
Was macht mich denn so unruhig?
Abgesehen davon, dass ich so tun muss, als ob ich meinen Freund kaum kenne?
Und abgesehen von der Tatsache, dass ich ohnmächtig wurde und von meinem Chef hinausgetragen werden musste?
Das ist es, wird mir unter kaltem Schaudern klar. Anna sagte, sie und Dominic hätten auf mich gewartet, und Andrei hätte mich aus den Katakomben getragen. Aber meine letzte Erinnerung ist, dass ich mit Dominic zusammen war und Andrei völlig aus den Augen verloren hatte.
Ich starre blicklos aus den Wagenfenstern.
Was ist nur los? Wie kann es sein, dass ich einen derart großen Aussetzer habe? Ich überlege, ob Dominic mich irgendwann allein gelassen und dann ganz raffiniert Dubrovski auf die Suche nach mir geschickt hat.
Er soll mich ohnmächtig in einer Höhle zurückgelassen haben? Das würde er doch nie tun. Vielleicht war ich da noch nicht ohnmächtig. Vielleicht war ich bei Bewusstsein, kann mich nur an nichts erinnern.
Ich weiß noch, wie ich Dominic ins Gesicht schaute und ihn sagen hörte, dass ich lernen müsse, ihm mehr zu vertrauen. Er hat sicher alles richtig gemacht. Bestimmt wusste er genau, was zu tun war. Welche andere Erklärung könnte es sonst geben? Meiner lebhaften Phantasie kann ich kaum vertrauen. Sie schlägt nur allzu gern Purzelbäume und malt Bilder, die so real erscheinen, dass ich mir manchmal nur mit Mühe ins Gedächtnis rufen kann, dass sie nur in meiner Vorstellung existieren.
Wir sind jetzt schon auf der Autobahn, gewinnen rasch an Geschwindigkeit, überholen mühelos die anderen Fahrzeuge. Es geht zurück nach London.
Aber dieses Mal , fällt mir voller Erleichterung ein, ist Dominic dort. Endlich sind wir zusammen.
Zum ersten Mal lächele ich und versuche, meine Gedanken ausschließlich darauf zu konzentrieren.
Andrei verkündet, ich hätte den Rest des Tages frei.
Als wir im Albany ankommen, begleiten uns Dominic und Anna nicht hinein, sondern fahren mit ihrem Gepäck gleich weiter. Ich sehe ihnen nach. Es fühlt sich merkwürdig und falsch an, dass Dominic mit Anna wegfährt und mich bei Andrei zurücklässt. Im Gästezimmer ziehe ich meine Kleider von gestern an, lege mein wunderschönes, neues Kleid aufs Bett – schließlich gehört es mir nicht – und die Ohrringe in ihre Schachtel auf den Nachttisch. All die geborgte Pracht, dort zurückgelassen, wohin sie gehört. Meinem Handy ist über Nacht der Akku ausgegangen, das Display ist schwarz, es reagiert nicht, weigert sich, wieder zum Leben zu erwachen, bevor ich ihm nicht etwas Strom gebe.
Nachdem ich mich angezogen habe, verlasse ich leise das Gästezimmer und hoffe, niemandem zu begegnen. Ich höre eine mir fremde Stimme im Büro, als
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