Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
Und in ihrem jetzigen Zustand ist sie eine leichte Beute für ihn. Weil sie so schrecklich sauer auf mich ist und die Schnauze voll hat von dem Leben, das man ihr jahrelang aufgezwungen hat.
»Kannst du sie nicht dazu bringen, mit uns zu gehen?«
»Sie ist viel zu wütend auf mich«, wispere ich und verschlucke mich fast dabei.
»Ach, Jacinda.« Will hebt mein Gesicht hoch und küsst mich mit kühlen, trockenen Lippen. »Mach dich deswegen nicht so fertig. Du kannst doch nichts dafür, dass du bist, wie du bist.«
Ich nicke, auch wenn ich mir da nicht so sicher bin.
Ich kann nicht gerade behaupten, dass ich mir Mühe gegeben hätte, mich anzupassen, so wie Mum und Tamra es sich gewünscht hätten. Ganz im Gegenteil, ich habe dagegen angekämpft, habe sie bekämpft, so gut ich konnte. Obwohl es sicherer für uns alle gewesen wäre, wenn ich mein Drakidasein einfach aufgegeben hätte, habe ich mich daran geklammert. Ich habe ihnen noch nicht einmal erzählt, dass Cassian uns gefunden hat. Sie haben recht, wenn sie mir vorwerfen, egoistisch zu sein.
Und egal, was ich mir auch einzureden versuche – wenn ich ehrlich bin, ist der einzige Grund, weshalb ich doch geblieben bin, Will.
Will küsst mich zum zweiten Mal und ich lasse zu, dass er mich ablenkt. Mit Freuden vergesse ich, wo ich gerade bin. So verrückt es auch klingen mag, aber Will ist meine Zuflucht. Der eine, der alles über mich weiß und mich trotzdem mag. Mich sogar liebt. Er versteht mich und ist nicht darauf aus, mich zu ändern. Und was das angeht, ist er der Einzige, von dem ich das behaupten kann.
Ich weiche einen Schritt zurück, um ihn zu betrachten, dann schlinge ich meine Arme um seine muskulösen Schultern und streiche ihm über den Rücken. Unser Atem vermischt sich, wird schneller und heftiger. Seine Augen glänzen wie winzige Fackeln aus Gold in der Dunkelheit, während ich meine Finger in sein Hemd kralle. Wieder berühren sich unsere Münder – einmal, zweimal –, während wir es genießen, den anderen zu schmecken.
Urplötzlich verändern sich seine Lippen, fühlen sich kalt und eisig an. Ein Schreck fährt mir in die Glieder, als mir klar wird, dass es mal wieder an mir liegt. Nicht er ist kalt, sondern meine Temperatur ist in die Höhe geschossen. Meine Haut bricht auf vor lauter Hitze und zischt wie ein Tropfen auf einer heißen Ofenplatte.
Das Wummern der Musik verstummt. Stimmen und Gelächter verklingen, während das Feuer in mir wächst und züngelnde Flammen mir den Hals hinauflecken.
Ich seufze, fühle, wie der Rauch mir durch die Lippen entweicht, noch bevor ich ihn aufhalten kann.
Will fährt zusammen und zieht seinen Mund ruckartig weg. »Jacinda …«
Bevor ich mich ein Stück abwenden und kalte Luft in meine Lungen pumpen kann, ertönt eine donnernde Stimme und lässt mich sogar noch schneller zu Eis erstarren. Der Funke in meinem Innern erlischt, und noch während ich Will bei den Händen nehme, drehe ich mich langsam um.
»Deshalb also willst du hierbleiben!«
Cassian ist nicht zu übersehen. Sein riesiger dunkler Schatten erhebt sich vor uns aus der Nacht. Während er zu Will und mir herüberläuft, weht ihm sein schwarzes Haar über die Schultern.
»So viel zu deinem Versprechen!«, gifte ich ihn an.
Will verkrampft sich und zieht mich beschützend an sich.
Cassian! Jede Faser meines Körpers bebt und pocht vor Wut.
Doch er sieht mich nicht einmal an, als würde er mich gar nicht wahrnehmen. Stattdessen starrt er voller Zorn Will an, die Lippen zu einem Knurren verzogen. »Nimm die Finger von ihr!«
»Cassian, lass das!« Noch im selben Augenblick wird mir mein Fehler bewusst und schuldbewusst zucke ich zusammen. Ich hätte seinen Namen nicht aussprechen sollen.
Jetzt weiß Will Bescheid.
Der blickt mich mit einem Mal verdattert an, dann fängt der Nerv neben seinem Auge zu zucken an. »Cassian?«, fragt er.
Ich gebe keine Antwort, wage es nicht einmal zu atmen, um keinen Rauch auszustoßen. Dabei würde ich den heißen Dampf nur zu gern Cassian ins Gesicht schleudern. Ich drehe mich um und werfe Cassian warnende Blicke zu.
»Das ist Cassian ?«, wiederholt Will.
»Will, lass mich das alleine regeln.«
»Du hast gewusst, dass er hier ist?«, fragt Will und presst die Lippen fest aufeinander. »Und hast mir nichts davon gesagt, Jacinda?«
Schuldbewusst gebe ich zu: »Er hat versprochen, sich nicht einzumischen.«
»Aber ich habe nicht versprochen, seelenruhig zuzuschauen, wie du mit einem
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