Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
gemeinsam mit Will unser Date genießen, irgendwo da unten in dieser funkelnden Metropole in einem Restaurant. Stattdessen bin ich hier mit einer Meute, die hauptsächlich aus Jägern besteht. Tragbare Scheinwerfer hat man zu einem kleinen Kreis aufgestellt, in dessen Mitte eine Stereoanlage steht, aus der pulsierende Musik in die Nacht dringt.
Ich bin dankbar für die Dunkelheit, froh, dass niemand meine Haut sehen kann, die bernsteinfarben leuchtet, weil mein Körper mich warnen und anspornen will zu fliehen. Und das würde ich auch zu gerne tun … nur nicht ohne Tamra!
»Wir können jederzeit gehen«, sagt Will, der neben mir steht. Er hält meinen Arm und lässt den Daumen über meine Haut gleiten. Ich weiß, dass er ihre Veränderung spüren kann.
Ich beobachte Tamra, folge ihrem glatten langen Rotschopf, als sie zu einem Bierfass hinübergeht. Kurz überlege ich, wie sie es geschafft haben, das Fass den ganzen Weg bis nach oben zu schleppen. »Nur noch einen Moment.«
Ich löse mich von Will, straffe entschlossen die Schultern und gehe auf Tamra zu. Dann lege ich die Hand um ihren Arm und zerre sie aus dem Lichtkreis heraus, fort von der grölenden Gruppe.
Xander will hinterher, doch Will hält ihn auf. Während ich Tamra tiefer in die Schatten hineinziehe, höre ich, wie die beiden in der Nähe stehen bleiben und aufgebracht miteinander diskutieren.
Tamra hält einen leeren Becher in der Hand. Ich werfe einen bösen Blick darauf, bevor ich mich ihr zuwende. »Dir schmeckt doch Bier nicht mal!«
Im Schummerlicht erkenne ich, wie sie lächelt. Ihre Augen strahlen hell in die Nacht hinein. »Ich passe mich nur an – einer von uns muss es ja tun.«
Ich ignoriere die Stichelei. »So bist du nicht.«
»Pass bloß auf, Jacinda!«, warnt sie mich in spöttelndem Tonfall. »Du glühst ein bisschen. Andererseits könntest du deiner Verabredung natürlich einfach weismachen, dass du auf Body Glitter stehst.«
»Was machst du hier?«, will ich wissen.
»Was machst du hier?«
»Ich bin deinetwegen hier. – Xander Rutledge? Komm schon, Tamra. Du musst seinen Ruf doch kennen. Die Mädchen, die mit ihm ausgehen –«
»Och, ganz die große Schwester! Die elf Minuten Vorsprung kannst du einfach nicht vergessen, was?« Sie beugt sich näher zu mir. »Ich verrate dir mal was, ich hab schon eine Mama. Hey«, spottet sie lachend, »sogar dieselbe wie du!«
Ist sie betrunken? »Ich weiß, dass du sauer auf mich bist, aber mit diesen Kerlen solltest du dich echt nicht abgeben!«
»Ach, aber du schon, was?« Tamra wedelt mit der Hand in Richtung Will, der am Rand steht und auf mich wartet. »Du solltest zu Hause sein! Mum hat dir verboten, mit ihm auszugehen! Also was hast du hier verloren?«
Demonstrativ schaue ich auf den leeren Plastikbecher in ihrer Hand. »Ganz bestimmt wäre Mum auch nicht glücklich über das, was du hier machst.«
Tamra zuckt mit den Schultern und scharrt mit dem Schuh im Boden. Einige Kieselsteine rieseln den Hang hinunter in die dunkle Nacht. »Na ja, egal. Ich meine, was willst du schon machen, Jace? Mum anrufen?«
»Tamra, bitte. Komm mit uns mit!«
»Um dir dein Date zu versauen?« Sie lacht kurz auf. »Wohl kaum!«
»Will hat nichts dagegen.«
»Soso.« Sie legt den Kopf schief und stößt ein hässliches kehliges Geräusch aus. » Ich hab aber was dagegen. Ich hab lange genug in deinem Schatten gelebt. Xander steht auf mich und ich finde ihn süß.« An dieser Stelle kippt ihre Stimme und deshalb glaube ich ihr nicht. Keine Sekunde lang. Sie hat nichts übrig für Xander – sie will einfach nur dazugehören. Und wenn sie mir gleichzeitig eins auswischen kann, umso besser. »Hau einfach ab und lass mich in Frieden!« Damit dreht sie sich um und will zurück zur Party.
»Jacinda?« Will kommt in der Dunkelheit auf mich zu.
Zitternd drücke ich mich an ihn. Er streichelt mir über die Wange und klemmt mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr. »Alles okay? Willst du gehen?«
Gehen? Ja. Aber Tamra zurücklassen? Ich schnappe nach Luft und murmle in Wills Brust: »Wir können sie nicht hierlassen mit …«
»Xander«, beendet er meinen Satz.
Ich nicke. Nach allem, was Will mir über seinen Cousin erzählt hat, bin ich mir sicher, dass er Tamra benutzt – und sie verletzen wird. An mich oder Will kommt er nicht ran, an Tamra schon. Wenn er glaubt, dass ich ein Geheimnis habe, dass ich vielleicht eine Enkros bin, dann muss er davon ausgehen, dass auch Tamra etwas verbirgt.
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