Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
den Fingern nervös aufs Lenkrad. »Uns trennen nur drei Monate, weißt du?«
Nein, das habe ich nicht gewusst.
Er fährt fort: »Xander hat eine Klasse wiederholt, weil er so viel auf die Jagd geht – wann immer er kann. Er ist so besessen davon, dass er sogar alleine loszieht und Angus zurücklässt.«
Ich ziehe überrascht die Augenbrauen hoch, als ich das höre.
»Verrückt, ich weiß. Aber er ist schon eine ganze Weile völlig neben der Spur, seit …« Er unterbricht sich.
»Seit?«
»Seit ich so gut im Fährtenlesen geworden bin und deshalb immer wichtiger für die Familie wurde – wichtiger als Xander.«
Bei der Erinnerung daran, dass er ein Spurenleser ist, noch dazu der beste seiner Familie, versteife ich mich. Wie viele Drakis sind durch sein Verschulden schon ermordet oder eingefangen worden? Trotzdem tut er mir gleichzeitig leid, weil ich weiß, wie es ist, benutzt zu werden.
»Seit unserer Geburt sind wir immer wieder miteinander verglichen worden. Unsere Väter haben uns das angetan – genauso wie ihre Väter es ihnen angetan haben.« Will nickt. »Vermutlich ist es für sie ganz normal – um uns stärker zu machen und abzuhärten. Früher, als wir die Technik noch nicht auf unserer Seite hatten, war das Drakijagen noch viel gefährlicher. Damals sind viele Jäger nie wieder heimgekehrt.«
Das ist nicht neu für mich. Zumindest weiß ich, dass die Drakis noch nie so verwundbar waren wie heute. Heute, in der Zeit der Netzkanonen, Geländewagen und mobilen Kommunikationsmittel, die es immer leichter machen, uns Drakis aufzuspüren, einzukesseln und zu fangen, nimmt unsere Zahl stetig ab. Noch dazu, wo immer mehr Drakis das Erbe unserer Drachenvorväter verlieren, das uns über so viele Generationen beschützt hat.
Jetzt sind Will und sein Volk im Vorteil …
Wie furchtbar! Ich hasse es, über ihn und mich als zwei verschiedene Völker zu denken. Hasse dieses Bild von ihm und mir als Feinde. Doch solange sein Volk uns Drakis jagt, wird sich das nicht ändern.
»Xander hasst mich«, sagt Will, als wäre das ganz natürlich.
»Das verstehe ich nicht«, entgegne ich kopfschüttelnd. Trotz aller Meinungsverschiedenheiten zwischen Tamra, Mum und mir würde meine Familie mir nie absichtlich wehtun. Wir sind viel zu eng miteinander verbunden.
Will blickt mich an, während er etwas vom Gas geht. »Sicher, dass ich anhalten soll? Bei der ersten Gelegenheit wird er dich mir klauen, und wenn auch nur, um mir eins auszuwischen!«
Ich verschränke die Arme und hebe trotzig das Kinn. »Er kann mich nicht klauen . Ich bin nämlich kein Spielzeug, über das zwei kleine Jungs sich streiten können. Fahr rechts ran!«
Und trotzdem habe ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Wenn Xander je die Wahrheit herausfindet, wird er alles dafür tun, um mich zu vernichten, nicht nur weil ich eine Draki bin, sondern allein, um Will zu verletzen. Dessen bin ich mir auf einmal sicher.
Wir fahren auf den Parkplatz einer Raststätte, wo es nach fettigem Speck riecht. Weit hinten, entfernt von den wenigen Autos, die nahe dem Eingang parken, bleiben wir stehen und warten.
Ein großer Geländewagen nähert sich uns. Ich blicke an Will vorbei, als die Fenster heruntergelassen werden. Vorne im Wagen sitzen Xander und Angus, beide mit einem künstlichen Lächeln auf den Lippen. Sie geben sich auf eine Art freundlich und gelassen, die ich einfach nur gruselig finde.
»Hey, wir waren bei dir zu Hause«, ruft Xander Will zu. »Aber dein Vater hat gesagt, dass du ausgegangen bist.«
»Stimmt.« Will drückt meine Hand. »Ich hab schon was vor.«
»Das sehe ich.« Den Blick auf mich gerichtet nickt Xander. »Wir sind auf dem Weg zum Big Rock. Wollt ihr mit?«
»Wir haben andere Pläne.«
Die wulstigen Lippen von Angus verziehen sich zu einem Grinsen. »Schon kapiert – stehst schon unter der Fuchtel, was?«
Ich kann ihn echt nicht ausstehen!
»Halt die Klappe!«, schnauzt Will ihn an und will gerade weiterfahren, als ich hinter Wills Cousins eine Bewegung wahrnehme. Jemand lehnt sich nach vorne und hält sich an Xanders Kopfstütze fest.
»Will, warte!«, zische ich ihm zu.
Da taucht Tamras Kopf im Blickfeld auf.
»Tamra?«, rufe ich und schiebe meinen Kopf zu Wills Seite rüber, um besser sehen zu können.
Sie gibt sich mit Xander ab? Ist das der neue Kerl, von dem sie geredet hat … den sie süß findet? Kein Wunder, dass sie nicht wollte, dass ich mit Will ausgehe. Ihr muss klar gewesen sein, dass wir uns mit
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