Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
Raums zu mir dringt. Mein Kopf ist zu beschäftigt damit, einen Plan zu entwerfen, um den Beweis dafür zurückzuerlangen, dass ich nicht menschlich bin.
Tamra fordert keinerlei Erklärungen und freiwillig gebe ich ihr auch keine. Dass ich mich aus dem Haus geschlichen habe, ist schlimm genug – mehr braucht sie nicht zu wissen, um anzunehmen, dass ich nichts Gutes im Schilde führe.
Als sie sich zur Seite rollt, quietscht ihr Bett, aber mir fällt nichts ein, was ich sagen könnte. Nichts, um sie zu beruhigen. Nichts, um meine Schuldgefühle zu lindern und mich weniger egoistisch zu fühlen.
Auf meinen Lippen brennt noch immer die Erinnerung an Wills Kuss. Um ein Haar hätte ich mich verraten – und uns alle fast ins Verderben gestürzt.
Was immer noch passieren kann, wenn ich Wills T-Shirt nicht in die Finger bekomme.
Ich muss es haben. Um jeden Preis.
14
M ir rinnt der Schweiß über den Rücken, als ich die letzte Meile zu Wills Haus laufe. Das Geräusch meiner Füße, die über den Asphalt traben, wirkt merkwürdig beflügelnd auf mich.
Ich habe Mum versprochen, zum Abendessen wieder zu Hause zu sein. Samstagabends isst sie gerne schon früher und es liegt bereits genug Spannung in der Luft, dass ich sie nicht auch noch wegen solcher Kleinigkeiten verärgern will.
Mit ein bisschen Glück benutzt Will genau wie Tamra und ich einen Wäschekorb. Ich male mir aus, wie das zusammengeknüllte T-Shirt unbemerkt darin liegt – und darauf mein Blut, das selbst außerhalb meines Körpers purpurfarben schimmert und glänzt.
Hoffentlich! Denn wenn es auch den meisten nicht auffallen würde – Will würde die rotvioletten Flecken sofort identifizieren. Und die Entdeckung, dass ich eine Draki bin, würde uns alle in Gefahr bringen. Kein Draki wäre mehr sicher, nicht einmal Mum und Tamra. Allein, weil sie mit mir verwandt sind, wären ihre Leben verwirkt.
Ich bin fast da. Hinter einer Reihe Bäume erblicke ich eine Villa mit spanischen Dachziegeln und verlangsame meinen Schritt. Ich habe mir die Wegbeschreibung, die Catherine mir am Telefon gegeben hat, gut eingeprägt. Zum Glück hat sie, abgesehen von einem bedeutungsschweren Hmmm , nichts weiter dazu gesagt, nicht nachgebohrt oder gefragt, warum ich wissen will, wo Will wohnt.
Das Tor steht offen. Atemlos renne ich die Einfahrt entlang, als ich plötzlich den Landrover bemerke, der vor der Garage neben dem Haus parkt. Zögerlich bleibe ich vor der geschwungenen Haustür stehen und überlege, was ich als Nächstes tun soll.
Wäre das Leben wie im Bilderbuch, wäre niemand zu Hause und ein Fenster stünde offen oder wäre nur angelehnt. Ich könnte mich reinschleichen, das T-Shirt finden und wäre in fünf Minuten wieder draußen. Aber mein Leben war noch nie wie im Bilderbuch.
Mir bleibt also nichts anderes übrig, als zu klingeln, denn ich kann keinen Tag länger warten. Ich muss das jetzt durchziehen. Mit einem unterdrückten Fluch auf den Lippen gehe ich weiter. Bevor ich es mir anders überlegen kann, stehe ich schon auf der Treppe und klopfe an die riesige Flügeltür. Ich höre, wie das Geräusch im Innern widerhallt, als erstrecke sich auf der anderen Seite eine große Höhle oder ein Abgrund. Nervös warte ich, dass jemand kommt. Ich wünschte, ich hätte etwas anderes angezogen als meine gestreiften kurzen Jogginghosen und mein Spaghettiträgershirt. Die Haare habe ich mir vorhin zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, der mir locker über den Rücken hängt – nicht gerade mein attraktivstes Outfit.
Als die Tür dann aufschwingt, überkommt mich wieder dieses komische Gefühl und sofort weiß ich, dass Will dahinter steht, noch bevor ich ihn tatsächlich sehe.
Er gibt sich nicht einmal die Mühe, so zu tun, als freue er sich über meinen Besuch. Doch nachdem ich gestern so überstürzt aus seinem Auto geflohen bin, kann ich es ihm wohl nicht übel nehmen.
»Jacinda, was machst du denn hier?«
Schlagfertig wiederhole ich seine Worte der vergangenen Nacht: »Ach, weißt du, ich dachte, ich schau mir mal an, wo du wohnst. So für alle Fälle.«
Will lacht nicht über meinen Scherz, er ringt sich nicht einmal ein Lächeln ab. Aber wenigstens schreit er nicht auf der Stelle das ganze Haus zusammen, weil ein Draki vor der Tür steht. Anscheinend hat er sich sein T-Shirt doch nicht näher angesehen.
»Willst du mich denn nicht reinbitten?«, frage ich hoffnungsvoll.
Er wirft einen besorgten Blick hinter sich.
»Will, wer ist denn da?« Die
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