Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
immer kann ich nicht reden – spricht er jetzt ernsthaft über Erste Hilfe? Mein Bein kitzelt und pocht, wo er mich berührt hat. Sanft greift er nach meiner Hand und wieder spüre ich, wie alles in mir zu kribbeln beginnt.
Da ich noch immer schweige, blickt er mich forschend an. Nimmt mich gefangen mit diesen braunen Augen, in denen die Pupillen weit, groß und pechschwarz sind – seltsam, aber wunderschön.
»Du bist anders«, flüstere ich, sehe ihm fest ins Gesicht und habe seine Frage schon vergessen. In meinen Händen prickelt es. Ich wünschte, ich könnte sein Gesicht berühren.
Ich glaube, du bist anders als deine Cousins. Ganz anders als alles, was ich je über Jäger gelernt habe. Auch anders als alle Drakijungen, die ich kenne. Cassians wachsame Blicke haben mir nie den Atem verschlagen, nie den Draki in mir erweckt oder mich so aufgewühlt.
Ich befeuchte meine Lippen und atme tief und hastig ein. »Wo sind deine Cousins? Ich dachte, ihr macht immer alles zusammen.«
Das darf ich nämlich auf keinen Fall vergessen. Niemals. Denn auch wenn ich nicht glaube, dass Will für mich eine Bedrohung ist, sind sie es ganz bestimmt.
Ein Schatten fällt auf sein Gesicht, er lässt meine Hand los und rutscht ein Stück zurück. »Dann hat man dich also schon über mich und meine Familie aufgeklärt.«
»Du selbst hast mir gesagt, dass ich mich von ihnen fernhalten soll. Das hat mich natürlich neugierig gemacht. Ich habe nur gehört, was die Leute so reden.« Na ja, was Catherine so redet.
Langsam nickt er. »Stimmt, das habe ich gesagt. Und du solltest darauf hören.« Seufzend fährt er sich mit der Hand durchs Haar. »Und wo wir schon dabei sind, solltest du dich am besten auch von mir fernhalten. Wenigstens sollte ich dir das sagen.« Er lässt den Kopf gegen die Stütze seines Sitzes sinken und schließt die Augen.
Seine Miene wirkt so unendlich traurig. Wieder will ich ihn berühren, ihm über die Wange streicheln, um ihn zu trösten und das zu verscheuchen, was an ihm nagt.
Seine Worte hallen in mir nach. Du solltest dich von mir fernhalten.
Ich wünschte, ich könnte es. Ich wünschte, ich würde nicht diesen Drang spüren, diesen Zauber, der mich immer wieder in seine Arme treibt. Wünschte, mein Draki würde nicht in seiner Gegenwart aufleben. Ich schiebe meine linke Hand unter mein Bein und klemme sie dort ein.
»Du bist derjenige, der mich verfolgt«, erinnere ich ihn und bereue es im selben Moment. Ich befreie meine Hand wieder und massiere mir das Bein, dort, wo ich noch immer seine heiße Berührung spüren kann.
»Du hast recht.« Er öffnet die Augen, startet den Landrover und rollt vom Gehsteig herunter. Einige Straßen und Abbiegungen später bemerke ich, dass er mich nach Hause fährt. Verzweiflung krallt sich in mein Herz und ich höre mich fragen: »Warum bist du hierhergekommen?« Mitten in der Nacht?
Seine Handknöchel treten weiß hervor, so fest umklammert er das Lenkrad. »Ich hatte nicht erwartet, dich auf der Straße zu treffen, aber …«
»Aber?«, hake ich nach.
Vor meinem Haus bremst er abrupt ab und schaltet die Scheinwerfer aus. Dann dreht er sich in seinem Sitz um, beugt sich zu mir herüber und legt einen Arm um meinen Sitz, sodass er beinahe meine Schulter berührt.
Sein Ausdruck ist unergründlich und seine Augen mit den pulsierenden Pupillen wirken fremdartig. »Du bist nicht wie andere Mädchen. Du bist etwas Besonderes.«
Eine berauschende Wärme breitet sich in meinen Wangen aus. Ich freue mich über sein Geständnis, freue mich, dass ich für ihn ebenso einzigartig bin wie er für mich. Zu Hause habe ich mich immer nur sicher, beschützt und verehrt gefühlt. Selbst was Cassian angeht, hatte ich nie den Eindruck, dass er mich als Person mochte, sondern er mochte mich, weil ich wichtig für das Rudel war.
Jeder Augenblick mit Will bedeutet für mich ein Risiko, ich fühle mich ausgeliefert. Über mir schwebt die Gefahr, so dicht und drückend wie der schwere Nebel, den ich zurückgelassen habe. Und doch kann ich nicht genug davon – von ihm – bekommen.
»Ich habe versucht, es mir auszureden«, fährt er fort. »Aber jedes Mal, wenn ich dich sehe … Wärst du wie andere Mädchen …« Er lacht heiser auf. »Wärst du wie die anderen, wäre ich nicht hier.«
Plötzlich fühle ich mich unwohl in meiner Haut, rutsche unruhig auf meinem Sitz herum und umkralle meine Knie. Würde er die Wahrheit kennen, wäre er nicht hier. Wenn er wüsste, wer ich
Weitere Kostenlose Bücher