Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
konntest.«
»Das geht nicht.«
»Meinst du im Ernst, dass ich eines Tages einfach so aufwache und mir denke, hey, ich will jetzt wieder dem Rudel gehören und mit Freuden dazu dienen, eine Zuchtstute zu sein?!« Ich verschränke die Arme vor der Brust. »Nie und nimmer!«
Lange starrt er mich einfach nur an, so intensiv, dass es in meinem Bauch zu kribbeln anfängt und ich für einen winzigen Augenblick sogar verstehen kann, warum so viele andere Mädchen dermaßen auf ihn abfahren. Wie meine Schwester zum Beispiel und jedes andere Weibchen im Rudel.
»Wie du willst. Es kann dir hier unmöglich gefallen. Du kannst gar nicht bleiben wollen. Du bist nicht geschaffen für dieses Elend. Egal, was du jetzt sagst oder denken magst, du wirst die Menschenwelt bald satthaben. Diese Hitze hier muss für dein Draki die reinste Hölle sein, es regelrecht versengen. Ich werde warten. Ich komme wieder, in etwa …« Er legt den Kopf in den Nacken, als würde er überschlagen, wie lange ich es hier noch aushalten könnte. »Fünf Wochen«, kündigt er an.
Fünf Wochen, soso … Es überrascht mich beinahe, dass er mir so viel Zeit einräumt.
»Hey, meine Mutter wird sich bestimmt wahnsinnig freuen, wenn du mal vorbeikommst. Bestimmt macht sie Schmorbraten für dich.«
»Sie braucht nicht zu erfahren, dass ich dich gefunden habe oder wiederkommen werde.« Sein Mund zuckt. »Wir wollen ja nicht, dass sie noch einmal mit dir wegläuft.« Und das würde sie ganz bestimmt, da liegt er richtig.
Er durchbohrt mich mit seinem Blick und schon fühle ich einen Anflug des alten Unbehagens – aber auch etwas anderes. Etwas, das ich in Cassians Nähe noch nie zuvor gespürt habe.
Eine merkwürdige Sehnsucht.
Ich rede mir ein, dass ich mich einzig und allein nach dem Rudel sehne, nach anderen meiner Art. Meine Sehnsucht gilt nicht ihm persönlich, sondern dem, was er ist und woher er kommt. Ganz leicht kann ich die Berge und den wallenden Nebel an ihm riechen. Es kostet mich meine ganze Selbstbeherrschung, nicht zu ihm zu gehen, meine Nase gegen seine warme, duftende Haut zu pressen und tief einzuatmen.
»Ich kann warten«, fügt er hinzu.
Ich sage gar nichts, sondern erwidere schweigend seinen Blick. Mir wird ein wenig schwindelig, als ich in seine purpur-schwarzen Pupillen sehe. Wieder muss ich gegen den Impuls ankämpfen, mich ihm zu nähern.
Früher hätte ich ihn nie als geduldig beschrieben. Er war immer mehr der Schlag von Draki, der sich alles genommen hat, was er wollte, weil er es als sein Geburtsrecht angesehen hat. Er, der großartige Drakiprinz! Wie von jedem anderen weiblichen Draki hat man von mir erwartet, dass ich ihm willenlos und voller Hingabe zu Füßen liege.
Was ist in der Zwischenzeit passiert, dass er sich so verändert hat?
Ich stemme eine Hand in die Hüfte. »Warten? Du? Echt?«
Seufzend tritt er näher. Ich gehe ein Stück zurück, bis ich mit dem Rücken gegen die Mauer hinter mir stoße.
»Ich kann nicht leugnen, dass ich hoffe, zwischen uns wäre mehr, Jacinda. Etwas Ehrliches und Solides.« Er muss in meinem Gesicht gelesen haben, denn schnell betont er: »Ich hoffe darauf, ich würde dich nie dazu zwingen.«
»Und wenn ich das nicht will? Niemals?«
Er presst die Lippen aufeinander, als koste er, wie ihm das schmecken würde – anscheinend nicht sonderlich gut.
»Dann würde ich deinen Wunsch respektieren.« Er spuckt die Worte regelrecht aus, als schmerze es ihn, sie länger im Mund zu behalten.
Seine Miene ist derart voller Ekel, dass es fast zum Lachen ist. Die Vorstellung, dass ich mich nie mit ihm einlassen, mich nie mit ihm paaren und eine Schar kleiner Feuerspucker zeugen könnte, passt ihm gar nicht. Ob es ihm bewusst ist oder nicht, er betrachtet die Dinge bereits wie ein Alphadraki. Wie der König des Rudels, der sich um die Zukunft unserer Art zu kümmern hat – egal, auf wessen Kosten.
Er hat behauptet, freiwillig hier zu sein. Nur ist ihm nicht klar, dass das Rudel längst ein Teil von ihm ist. Er kann die Wünsche und Nöte des Rudels gar nicht länger von seinen eigenen unterscheiden. Und eben darin liegt die Gefahr.
»Du musst mir dein Wort geben, schwöre es: Solange ich hier bin, wirst du dich nicht einmischen und du wirst mich nicht dazu zwingen zurückzugehen!« Denn wenn er es mir verspricht, dann glaube ich ihm. Ich mag meine Meinung über ihn haben, aber er hat mich nie angelogen.
Er sieht mir fest in die Augen. »Ich schwöre es.«
»Okay«, sage ich und gehe
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