Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
ungestörter als im Treppenhaus oder bei unserem ersten Treffen in der kleinen Höhle. Jetzt sind wir ganz allein, nur wir zwei, ohne die Pausenglocke, die uns jeden Moment wieder trennen könnte. Und was noch alarmierender ist: Jetzt stehen keine Geheimnisse mehr zwischen uns! Keine Grenzen, absolut nichts, um uns aufzuhalten.
Ich halte den Atem an, bis ich seine Lippen auf meinen spüre und mir sicher bin, noch nie im Leben einer anderen Seele so nahe und ausgeliefert gewesen zu sein. Wir küssen uns so lange, bis uns beiden die Luft wegbleibt. Warm und ganz rot im Gesicht kuscheln wir uns auf dem Sofa aneinander. Seine Hand streichelt mir unter meinem T-Shirt über den nackten Rücken und fährt zärtlich jeden Wirbel nach. Mein Rücken kitzelt, als meine Flügel nur knapp unter der Haut zu vibrieren anfangen. Ich sauge die Kühle von seinen Lippen ein und fülle meine feurigen Lungen damit.
Es macht mir nicht einmal etwas aus, als er innehält und beobachtet, wie meine Haut die Farbe ändert, und mein Gesicht berührt, als es neue Konturen annimmt. Will küsst meine sich wandelnden Züge, meine Wangen, die Nase, meine Augenwinkel, und nach jeder Liebkosung seufzt er meinen Namen wie ein Dankgebet. Als seine Lippen meinen Hals hinuntergleiten, stöhne ich auf, strecke mich ihm entgegen, bin ihm ganz und gar verfallen. Jetzt, mit ihm, bin ich dem Himmel so nah, wie ich es nur sein kann.
Zum Mittagessen mache ich Käsetoast, zwei für Will und einen für mich. Wir haben zwar keine Pommes frites, aber dafür finde ich in der Vorratskammer ein Glas saure Gurken.
»Das ist mit Abstand das Leckerste, was ich je gegessen habe!« Er macht eine kurze Pause, um einen Schluck zu trinken und mich über den Rand seines Glases anzusehen.
»Das liegt am italienischen Käse«, sage ich, bevor ich meinen letzten Bissen hinunterschlucke.
»Nein, das liegt an der Köchin.«
Ich werde rot und gucke verschämt zur Seite.
Dann hören wir Musik, unterhalten uns und küssen uns wieder, bis meine Haut rotgolden schimmert, aufgewärmt vom intensiven Glimmen in meinem Innern.
Dann legt Will sein Gesicht an meinen Hals, um meinen Duft einzuatmen. Als sei ich etwas zu essen. Sanft gleitet er mit seinen Händen über meine Arme und lässt mich damit noch mehr lodern.
»Geht das anderen Feuerspuckern auch so?«, fragt er zwinkernd, während er meine kleine Hand in seiner großen kräftigen hält. »Oder liegt das an mir und meinen magischen Händen?«
»Kann ich nicht sagen. Ich bin die einzige Feuerspeierin in meinem Rudel.«
Mit einem Mal blickt er mir direkt in die Augen und ist wieder völlig ernst. »Ehrlich?«
Ich nicke. »Darum haben wir das Rudel ja verlassen. Mum sagt, dass ich dort nicht länger sicher bin.«
Sein Griff um meinen Arm wird fester. »Sie würden dir etwas antun?«
Schaudernd denke ich an ihre Pläne, mir die Flügel zu stutzen, und löse zaghaft seinen Griff. »Nein, nicht so, wie du vielleicht denkst. Sie wollten nur mein ganzes Leben für mich verplanen.« Cassian fällt mir ein. »Sie wollten, dass ich ihnen gehöre.«
»Wie meinst du das?«
»Du lagst mit deiner Vermutung nicht ganz falsch. Auch wir haben gedacht, dass Feuerdrakis ausgestorben sind. Aber dann bin ich aufgetaucht – die erste Feuerdraki seit Generationen!« Ich zucke mit den Schultern, um meinen Worten die Schwere zu nehmen. »Und jetzt wollen sie mehr von meiner Sorte. So einfach ist das.«
Vom Flügelstutzen erzähle ich ihm nichts. Vielleicht, weil ich nicht möchte, dass Will uns für Barbaren hält. In Anbetracht seiner Familie sollte mir das zwar egal sein, ist es aber nicht. Ich schäme mich dafür, dass meine Brüder und Schwestern mich auf so grausame Art verstümmeln wollten.
Lange blickt er mich wortlos an, bohrend und grübelnd. Dann scheint er zu verstehen, welche Pläne mein Rudel hatte, um an mehr Feuerdrakis wie mich zu kommen. Seine braunen Augen werden dunkler, bis sie das Grün eines dichten Waldes angenommen haben. Er stößt einen leisen Fluch aus. »Dein Rudel erwartet von dir, d–«
»Nicht das ganze Rudel«, falle ich ihm ins Wort. Ich glaube nicht, dass Nidia es auch wollte. Wahrscheinlich hat sie uns deshalb in jener Nacht entkommen lassen. Und Az und meine anderen Freunde hätten es genauso wenig gebilligt, dass man mir etwas antut. »Aber unser Anführer hat bestimmt, dass ich die Gefährtin für seinen Sohn Cassian sein soll …« Wills Gesichtsausdruck lässt mich unwillkürlich zusammenzucken und
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