Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
war?«
»Bei dir natürlich.«
»Hier?« Ich benetze mir die Lippen. »Das hat er gesagt?«
»Na ja, so gut wie. Zumindest wollte er das von mir hören, als er mir in der Freistunde auf die Pelle gerückt ist.«
Ich schlucke. Es nutzt alles nichts – Xander glaubt immer noch, dass ich zu viel weiß.
»Warum hat dieser Typ dich so auf dem Kieker?«, fragt Catherine.
»Weiß ich auch nicht.«
»Na ja, wie auch immer, ich finde ihn jedenfalls zum Fürchten. Er erinnert mich an den alten Freund meiner Mutter, Chad. Xander hat denselben krassen Blick. Für Chad mussten wir schließlich vor Gericht Kontaktverbot beantragen.«
»Ich glaube, mit Xander wird es nicht so weit kommen.«
Catherine schüttelt mit weiser Miene den Kopf. »Das weiß man vorher nie genau, Jacinda. Man kennt niemanden jemals wirklich. Nicht völlig.«
»Stimmt«, murmle ich und wünschte, es wäre genau umgekehrt. Ich wünschte, ich könnte die Menschen genau so sehen, wie sie wirklich sind – keine Lügen, keine Schwindeleien, keine Masken. Andererseits hätte ich ohne meine eigene Maske wohl nur ein sehr kurzes Leben.
Später am Abend ist meine Haut noch immer warm und glüht sogar ein bisschen, nachdem ich den halben Tag mit Will verbracht habe.
Ich habe das ganze Haus für mich. Catherine ist zum Abendessen geblieben, aber kurz bevor Mum zur Arbeit musste, ist sie wieder gegangen. Und Tamra hat sich mit einer Lerngruppe getroffen. Ich liege auf dem Bett und lese Wer die Nachtigall stört. Obwohl ich das Buch gut finde, starre ich seit einer halben Stunde auf dieselbe Seite. Meine Gedanken schweifen immerzu ab.
Das Schaben an meinem Fenster beginnt ganz leise. Ich gleite vom Bett und starre konzentriert auf die Scheibe zwischen meinem und Tamras Nachttisch. Im schwachen Schein der Außenbeleuchtung erkenne ich eine undeutliche Gestalt hinter den Jalousien. Sofort muss ich an Xander denken und stelle mir vor, dass er gekommen ist, um mich zu holen, weil er die Wahrheit herausgefunden hat. Selbstverständlich nicht, weil Will sie ihm erzählt hat, sondern weil Xander es sich alleine zusammengereimt hat!
Dann geht mir das Rudel durch den Kopf, Cassian, Severin.
Ich atme tief ein und dehne meine Lungen aus, erinnere mich daran, dass ich kein Opfer bin. »Wer ist da?«, frage ich laut.
Das Geräusch an meinem Fenster wird lauter, als mühe sich jemand mit der Scheibe ab. Plötzlich rutscht das Fenster ein Stück hoch.
»Wer ist da?«, frage ich noch einmal, während mein Mund sich mit Rauch füllt, meine Wangen sich aufblähen und eine kleine Dunstwolke meine Lippen verlässt. Auf meinem Rücken prickelt es, als meine Flügel sich unter der Haut zu regen beginnen, wie aufgescheuchte Tiere, die aus ihrem Gefängnis ausbrechen wollen.
Da gleitet der untere Teil des Fensters ganz nach oben, woraufhin die Jalousie geräuschvoll zu wackeln anfängt. Meine Haut färbt sich rot, als ein gewaltiger Schwall Hitze sie durchströmt. Ich öffne den Mund, bereit, das Feuer in mir freizusetzen.
Das Rollo hebt sich und darunter kommt Wills Kopf zum Vorschein. Seine blitzenden Augen suchen nach meinen. »Hi«, flüstert er.
»Will!« Ich stürze vorwärts und halte die Jalousie hoch, damit er ins Zimmer klettern kann. »Was machst du denn? Du hast mich fast zu Tode erschreckt!«
»Ich hab gesehen, wie deine Schwester weggegangen ist, aber ich dachte, es wäre vielleicht keine so gute Idee, einfach an der Tür zu klopfen. – Ist deine Mum zu Hause?«
»Sie ist arbeiten.«
Grinsend kommt er rein und nimmt mich locker in die Arme. »Dann hab ich dich also ganz für mich.«
Ich lächle, erwidere seine Umarmung und genieße die Gewissheit, dass er mich genauso vermisst hat wie ich ihn, auch wenn wir uns erst heute Morgen gesehen haben. Mit ihm an meiner Seite fühle ich mich stärker und die Welt scheint weniger schrecklich und überwältigend.
Mit dem Rücken an mein Bett gelehnt, sitzen wir auf dem Boden, halten Händchen und unterhalten uns. Er erzählt mir von seiner Familie, von seinen Cousins und allen anderen – sogar von seinen Onkeln und übrigen Verwandten. Aber mir macht nur Xander Sorgen.
»Xander kann meinen Mut nicht ertragen«, meint Will.
»Warum?«
Er schweigt kurz und ich spüre, wie er sich verkrampft. »Mein Vater und meine Onkel … sie mögen mich lieber als ihn.«
»Warum?«
Er seufzt und in seine Stimme mischt sich ein gequälter Ausdruck. »Ich will nicht so gerne darüber reden …«
»Sag’s mir!«, fordere
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