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Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)

Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)

Titel: Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
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also ein grauhaariger Sechzigjähriger bin, dann siehst du aus wie …?«
    »Jünger«, sage ich schlicht, während sich mir der Hals immer weiter zuschnürt – was nicht daran liegt, dass er dann älter oder weniger gut aussehend sein wird, sondern weil ich tatenlos zusehen muss. Wenn ich bleibe, werde ich erleben, wie er altert, schwächer wird, verfällt und schließlich stirbt, ohne etwas daran ändern zu können.
    »Können wir das Thema wechseln?« Ich reiße meine Hand von ihm los, um mir durch mein störrisches Haar zu fahren, in der Hoffnung, dass er so nicht bemerkt, wie ich mir kurz über die Augen wische.
    In diesem Moment höre ich, wie die Haustür geöffnet wird.
    In Windeseile springen wir auf die Füße, und kurz bevor Tamra das Zimmer betritt, ist Will aus dem Fenster geklettert.
    Ich lümmle auf meinem Bett herum, versuche, ganz normal zu wirken, und vermeide es, zu den Jalousien zu schauen, hinter denen Will eben verschwunden ist. Vergeblich versuche ich, nicht an unser letztes Gespräch und den Ausdruck in Wills Gesicht zu denken … oder an die Kälte in meinem Herzen, als mir klar wurde, dass er lange vor mir sterben wird.
    Ich habe noch nie darüber nachgedacht, noch nie über diese ferne Zukunft gegrübelt. Aber mit dem Wissen, das ich jetzt habe – dass Will mich liebt, dass ich diesen Ort nicht mehr verlassen werde, damit wir für immer zusammen sein können –, ist dieser Gedanke unausweichlich.
    Denn »für immer« wird für Will nicht so lange dauern.

27
    A m nächsten Morgen weckt mich der Duft von frischem Kaffee und Frühstücksspeck. Ich schnuppere noch einmal. Nein – Würstchen! Ganz eindeutig, und Spiegeleier.
    Ich werfe einen Blick auf Tamras leeres Bett und dann auf den Wecker: acht Uhr. Die herrlichen Gerüche hüllen mich ein. Nachdem ich mir den Schlaf aus den Augen gerieben habe, stütze ich mich auf meinen Ellbogen hoch und frage mich, ob Mum vergessen hat, die Kaffeemaschine auszuschalten. Auch wenn das nicht erklärt, warum es nach Essen riecht.
    »Na ja, ich schätze, das beantwortet meine Frage.« Die tiefe samtene Stimme erschreckt mich.
    Ich fahre in die Höhe und greife mir mein Kissen, als könne ich mich damit verteidigen.
    Da taucht Will in der Tür auf und nimmt einen Schluck aus einer Thermostasse. Das graue T-Shirt, das er trägt, sitzt so eng um Schultern und Brust, dass mein Herz automatisch einen Gang zulegt.
    »Welche Frage?«, will ich wissen.
    »Ob du morgens genauso schön bist wie den Rest des Tages.«
    »Ach«, sage ich benommen und streife mir die wirren Haarsträhnen von den Schultern, weil mir ganz klar ist, dass ich so frisch aus dem Bett gerollt bestimmt nicht gut aussehe. Nicht, dass ich mir sonst auffallend viel Mühe mit meinem Äußeren gebe, aber dennoch … Wer sieht schon gut aus, wenn er morgens aus dem Bett steigt? »Du bist wieder da«, nuschle ich verschlafen.
    »Offensichtlich.«
    »Kannst einfach nicht ohne mich sein, was?«
    »Offensichtlich nicht.«
    Ich muss lächeln, ich kann gar nicht anders.
    »Ich hab dir Frühstück gemacht«, sagt er.
    »Du kannst kochen?« Ich bin beeindruckt!
    Er grinst. »Schon vergessen: Ich lebe in einem Junggesellenhaushalt. Meine Mum ist gestorben, als ich noch klein war. Ich kann mich kaum noch an sie erinnern. Es hat also kein Weg daran vorbeigeführt, kochen zu lernen.«
    »Ach so«, murmle ich, dann setze ich mich mit einem Ruck kerzengerade auf. »Warte mal! Wie bist du denn hier hereingekommen?«
    »Durch die Haustür.« Er nimmt noch einen Schluck aus seiner Tasse und sieht mich an, als stecke ich in Schwierigkeiten. »Deine Mum sollte wirklich absperren, wenn sie das Haus verlässt.«
    Ich hebe fragend eine Augenbraue. »Hätte das dich denn aufgehalten?«
    Er lächelt. »Du kennst mich einfach zu gut!«
    Und damit hat er vermutlich recht. Ich verstehe dieses ganze Dilemma, nicht so sein zu wollen, wie die Familie einen haben will. Ich weiß selbst nur zu gut, wie es ist, eine ständige Enttäuschung zu sein. Da geht es uns ziemlich ähnlich.
    Sein Lächeln schwindet. »Aber es gibt noch ganz andere Gefahren …«
    »Und eine verschlossene Tür würde mich davor bewahren, meinst du?«
    Im selben Augenblick bereue ich es auch schon, ihn daran erinnert zu haben, denn ein trauriger Schatten fällt über sein Gesicht und färbt seine Augen dunkelgrün.
    »Hey«, sage ich und stehe endlich auf, entschlossen, ihn die bösen Mächte auf dieser Welt vergessen zu lassen, die mich verletzen und

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