Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)
an dir … du warst für mich immer das einzig Echte, das Einzige, was das Leben dort auch nur annähernd interessant gemacht hat.
Alles nur Lügen, die mich dazu bringen sollten, ihm zu vertrauen. Oder vielleicht hat er es sich auch anders überlegt. So oder so interessiert er sich nicht mehr für mich. Nicht so wie für Tamra.
Als er noch immer keine Antwort von mir bekommt, sagt er schließlich: »Du musst damit aufhören.«
»Womit aufhören?«
Er senkt den Kopf und sieht mich mit finsteren Augen an. »Hör auf, dir das Leben so schwer zu machen. Verknallst dich ausgerechnet in so einen –«
»Ich will das nicht hören.« Ich schüttle den Kopf. »Nicht, dass dich das wirklich etwas angeht, aber ich habe es schon längst vergessen.« Es ist einfacher, es zu sagen. Obwohl wir beide wissen, dass ich Will meine.
»Und warum sehe ich ihn dann immer noch in deinen Augen?«
Schmerzerfüllt schreie ich auf. Mit der Faust schlage ich auf seine muskulöse Brust ein und lasse all meine Frustration, all meinen Schmerz an ihm aus.
Er bewegt sich nicht. Ich schlage ihn noch einmal. Noch immer nichts. Er nimmt es einfach hin. Starrt mich mit seinen undurchdringlichen Augen an. Mit einem unterdrückten Schrei schlage ich wieder und wieder auf ihn ein. Ich versetze ihm einen Schlag nach dem anderen. Plötzlich verschwimmt mein Blick und ich bemerke, dass ich weinen muss.
Das macht mich nur umso wütender. Mich vor Cassian so gehen zu lassen, die Kontrolle zu verlieren, in seiner Gegenwart Schwäche zu zeigen …
»Jacinda«, sagt er und dann noch einmal, lauter, weil ich nicht aufhöre, weil ich dem Faustgetrommel gegen seinen massiven Körper kein Ende bereiten kann: »Das reicht!«
Er gebietet mir Einhalt. Vermutlich hätte er das schon längst tun können, aber jetzt tut er es wirklich. Er zieht mich fest zu sich heran und umklammert mich mit beiden Armen, aber es ähnelt eher einem Schwitzkasten als einer Umarmung.
Es ist irritierend, dass unsere Körper sich jetzt so nah sind, aneinandergedrückt werden. Unser beider Atem verfällt in denselben schnellen Rhythmus.
Ich lege den Kopf in den Nacken und sehe ihm ins Gesicht. Sehe ihn so, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe.
Er sieht mich jetzt nicht mehr an . Es ist, als sähe er direkt in mich hinein, als bohre sich sein Blick geradewegs in meine Seele. Als würde er mich so akzeptieren, wie ich bin. Ein Gefühl der Verbundenheit durchströmt mich, wie es mir noch niemand gegeben hat, seit ich wieder hier bin. Und es verspricht, meiner betäubenden Einsamkeit ein Ende zu bereiten. Wenn ich es zulasse. Wenn ich das hier zulasse.
Ich gerate wieder in Panik. Weil es hier um Cassian geht.
Ein Schluchzen steigt in meiner Kehle auf und quillt über meine Lippen. Ich schließe die Augen, halte sie einen Moment lang geschlossen und reiße mich dann wieder zusammen. Ich befreie mich aus seiner warmen Umarmung und renne an ihm vorbei.
Er greift nach meinem Arm, bremst mich in meiner Bewegung und wirbelt mich dabei herum, als würden wir gerade tanzen.
Ich starre auf seine Hand auf meinem Arm. »Lass mich los.«
Einen Augenblick sagt er gar nichts und ich sehe nur, wie sich seine Brust im Rhythmus seines Atems hebt und senkt. »Worum geht es hier wirklich, Jacinda? Warum läufst du vor mir weg?«
Zunächst sage ich kein Wort und das einzige Geräusch ist das Rasseln meines keuchenden Atems. Dann platze ich heraus: »Du hast mich belogen!«
Eine seiner großen, kräftigen Hände zerschneidet die düstere Luft. »Wann habe ich dich belogen?«
Ich tue so, als würde ich ihn nicht hören. Und das tue ich auch nicht. Nicht wirklich. Es hat mich doch getroffen, wie schnell er mich hat fallen lassen, nachdem sich Tamra verwandelt hatte. »Ich war nie jemand Besonderes für dich. Du hast in mir immer nur die Feuerspeierin gesehen. Dir ist es nie wirklich um mich gegangen.« Und jetzt geht es ihm um Tamra. Aber auch nicht wirklich um sie. Sie ist für ihn und für alle anderen nur eines: die kostbare Wächterin des Rudels. Das weiß ich jetzt. Nun erkenne ich endlich sein wahres Ich.
»Ich bin immer ehrlich zu dir gewesen.« Seine Nasenflügel blähen sich auf und auf seinem Nasenrücken erscheinen kleine Grate, die seine Wut bezeugen. Dieser Anblick sollte mich eigentlich dazu bringen, den Rückzug anzutreten, aber wann tue ich schon mal das, was ich eigentlich tun sollte.
»Klar doch«, spotte ich.
Jetzt zittert er und seine Augen wirken eher violett als schwarz.
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