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Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition)

Titel: Firelight 2 - Flammende Träne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Jordan
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wird.
    Seine Bewegungen sind fahrig, seine Angst ist deutlich zu spüren. Vorsichtig stützt er mich und versucht, mich von dem Transporter wegzuführen, während seine Augen wild hin und her zucken und den leeren Tankstellenparkplatz absuchen.
    Ich rühre mich nicht vom Fleck und spähe in den Transporter hinein. »Los, Miram«, sage ich eindringlich und mit fester Stimme. »Lass uns gehen.«
    Sie hockt ganz hinten im Dunkeln, wo das Sonnenlicht ihr nichts anhaben kann, und schüttelt trotzig den Kopf.
    »Miram!« Ich wiederhole ihren Namen und klinge wie eine Mutter, die ihr ungehorsames Kind schimpft.
    Wieder schüttelt sie den Kopf, diesmal heftiger, und lässt Will nicht aus den Augen. »Mit ihm gehe ich nirgendwohin.«
    »Sei nicht dumm. Er will uns helfen –«
    »Was, wenn es eine Falle ist? Was, wenn er dich reinlegt, damit du einfach mit ihm mitgehst und er dich wie ein Lamm zur Schlachtbank führen kann?«
    »Ist dir überhaupt klar, wie lächerlich sich das anhört? Was hätten die Jäger denn davon? Wir sind doch bereits ihre Gefangenen.« Ich stelle mich zwischen die beiden Flügel der weit offen stehenden Fahrzeugtür und betrachte sie mit flehendem Blick. Sie schüttelt noch immer den Kopf und drückt sich noch fester gegen die Wand am anderen Ende, als wäre ich diejenige, von der die Gefahr ausginge. »Willst du etwa lieber in diesem Transporter liegen bleiben und dich den Jägern ausliefern, statt mit uns wegzulaufen?«
    Will zieht mich am Arm. »Jacinda! Sie werden jede Sekunde zurückkommen. Das ist unsere einzige Chance!«
    »Bitte, Miram«, flehe ich. »Vertrau mir.«
    Mit dem Kinn zeigt sie auf Will. »Ihm traue ich ganz und gar nicht.« Dann sieht sie mir direkt in die Augen. »Und dir auch nicht.«
    Ich schäume innerlich vor Zorn. Sie traut mir nicht. Dabei ist sie diejenige, die mir hinterherspioniert hat!
    Wills Stimme ist jetzt ganz nah an meinem Ohr. Seine Finger krallen sich mit Nachdruck in meinen Arm. »Jacinda, sie kommen!«
    Ich gehe. Reiße mich los und lasse Miram zurück.
    Aber ihre weit aufgerissenen Augen und ihr gehetzter Blick brennen sich unwiderruflich in mein Gedächtnis ein.

19
    W ill schleppt mich ans andere Ende des Parkplatzes. Es ist ein seltsames Gefühl, am helllichten Tag vollständig verwandelt in der Menschenwelt herumzulaufen. Es ist so ungewohnt, so verboten. Jeder könnte mich sehen.
    Aber ich habe keine andere Wahl.
    Entweder bleibe ich in dem Transporter liegen wie eine Gefangene, die auf ihre Hinrichtung wartet, oder ich riskiere die fünfzehn Sekunden Sprint und bringe mich im Wald in Sicherheit. Aus meiner Sicht ist das eine ziemlich einfache Entscheidung. Warum nur hat Miram das nicht verstanden?
    Will und ich schlagen uns in die dicht beieinanderstehenden Bäume am Rande des Parkplatzes. Gerade noch verbrennt rissiger Asphalt meine Fußsohlen und schon eine Sekunde später spüre ich den weichen, sanft flüsternden Waldboden unter ihnen.
    Ein Gefühl der Verzweiflung steigt in mir hoch und nimmt mir den Atem. Ich werfe einen Blick über die Schulter, doch das Blätterdickicht versperrt mir die Sicht auf den Transporter. Ich habe Miram allein dort zurückgelassen. Ich habe sie einfach hängen lassen. Ich habe Cassian hängen lassen.
    Ich blinzle gegen das Stechen in meinen Augen an und rede mir ein, dass es nur das Sonnenlicht ist, das mich blendet. Der überwältigende Schmerz, der meinen Körper quält. Dass es nicht die zermürbende Sorge um das Mädchen ist, das ich zurückgelassen habe und von dem ich nicht weiß, was aus ihm werden wird.
    Wills Landrover steht nicht weit von hier. Er hilft mir einzusteigen. Ich setze mich auf den Beifahrersitz und beuge mich vor. Mit zusammengebundenen Flügeln kann ich mich nicht zurücklehnen.
    Ein Gegenstand blitzt zwischen Wills Fingern auf und ich bemerke, dass er ein Messer in der Hand hält. Er durchtrennt die Fesseln an meinen Armen und ich seufze vor Erleichterung. Doch das befreiende Gefühl währt nur kurz und wird wieder von stechenden Schmerzen in den Hintergrund gedrängt, als die Taubheit in meinen Händen verschwindet. Ich stöhne und senke den Kopf.
    Will reicht mir eine Flasche Wasser und untersucht meinen Rücken. Ganz sanft wandern seine Finger über meine nackten Schultern. Ich trinke in tiefen, geräuschvollen Schlucken und Wasser läuft mir über Kinn und Hals.
    Über meine Schluckgeräusche hinweg höre ich, wie er plötzlich einen erschrockenen Laut von sich gibt, als er meine Fesseln

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