Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
sollen. Wir hätten es locker hier herausgeschafft, genau wie alle anderen Drakis, die wahrscheinlich schon auf dem Weg nach Hause sind. Wenn wir einfach weitergelaufen wären, wären wir bereits in Freiheit. Aber so stecken wir jetzt hier unten fest. Mit ihm .
Ich spüre ein Kribbeln im Nacken und bekomme Gänsehaut. Unwillkürlich werfe ich einen Blick über die Schulter, um mich zu vergewissern, dass er nicht hinter mir steht und unser Duell an dem Punkt wieder aufnehmen will, an dem wir stehen geblieben sind. Doch ich habe mir alles nur eingebildet. Hinter mir liegt nichts als ein in nebliges rotes Licht getauchter Flur. Als ich mich wieder umdrehe, trifft mein Blick auf Lias.
Sie scheint meine Gedanken erraten zu haben und zuckt entschuldigend mit den Schultern. Klar. Jetzt wünscht sie sich ebenfalls, sie hätte nicht auf diesen Knopf gedrückt und ihn befreit.
Ich mache den Mund auf und beschließe, dass es besser ist, die anderen zu warnen und ihnen offen zu sagen, worauf genau wir uns da eingelassen haben – dass es einen zweieinhalb Meter großen grauen Draki gibt, der jemanden mit einer einzigen Handbewegung abschlachten kann. Dass er einem einen Arm oder ein Bein abtrennen kann, wenn man ihn auch nur streift.
Nur dass wir zuerst mit einer neuen Gefahr fertig werden müssen.
Die dünnen Rohre entlang des Deckenrandes erwachen mit einem leisen Zischen zum Leben und spucken einen wolkigen Nebel aus, wie ein Sprinkler.
Will zeigt nach oben und stellt mit bitterer Stimme fest: »Sie räuchern das Gebäude mit Gas aus!«
»Was für ein Gas?«, grolle ich, obwohl er mich nicht verstehen kann. Ich starre auf die anschwellenden Nebelschwaden und meine Gedanken überschlagen sich. Ich glaube nicht, dass die Enkros uns töten werden; lebendig sind wir viel wertvoller für sie.
Cassian schüttelt den Kopf und blickt mit zusammengekniffenen Augen auf den feinen Sprühregen. »Ich weiß nicht … vielleicht soll uns das Zeug bewusstlos machen.«
Ich nicke. Das ergibt mehr Sinn, als dass sie uns mit Gas töten und alle gefangenen Drakis umbringen wollen. Sie würden ihre gesamte Sammlung verlieren und könnten ihre Experimente nicht zu Ende führen.
Tamra geht auf den lichtlosen Knopf des Fahrstuhls los und versucht, ihn durch energisches Drücken zum Funktionieren zu bringen. »Was auch immer sie damit bezwecken, wir sind so oder so aufgeschmissen, wenn wir nicht bald von hier verschwinden!«
Lia schlingt die Arme eng um sich und lässt sich wie ein nasser Sack gegen die Wand fallen, als könnten ihre Beine auf einmal ihr Gewicht nicht mehr tragen. »Es tut mir leid. Wir kommen hier nicht raus, oder?«, flüstert sie kopfschüttelnd und ihre blauen Haare fliegen ihr um die schmalen Schultern.
Und der Anblick dieses kleinen, hilflosen Mädchens löst etwas in mir aus.
Sie sollte nicht hier sein. Das sollte keiner von uns.
Ich spüre eine Enge und einen Schmerz in meiner Brust. Ich presse vier Finger in die Mitte, aber es hilft nichts. Der Schmerz verschwindet nicht. Ich atme tief ein und versuche, mich wieder zu fangen. Ich starre auf die Rauchschwaden, die hoch über uns kreisen. Irgendwann werden sie zu uns heruntersinken, uns einhüllen und die Wirkung haben, die die Enkros von ihnen erwarten. Eine plötzliche Ruhe macht sich in mir breit. Ich lasse die Hand auf meiner Brust sinken, blicke von meiner Schwester zu Cassian und schließlich zu Will und mir wird klar, dass das vielleicht unser Ende ist. Und wenn das stimmt, dann weiß ich genau, in wessen Armen ich meinen letzten Atemzug machen werde.
Will erwidert meinen Blick und scheint meine Gedanken lesen zu können. Er sieht mir lange in die Augen, wendet dann den Blick wieder ab und richtet ihn auf die Rohre, aus denen die Rauchschwaden dringen. Mir wird ganz übel bei dem Gedanken daran, was die Enkros ihm alles antun könnten, wenn sie ihn hier finden, zusammen mit uns. Wenn sie entdecken, dass er nicht hundertprozentig so ist wie sie – nicht ganz Mensch, nicht ganz Draki, sondern ein bisschen von beidem …
Diese Vorstellung bereitet mir fast körperliche Schmerzen. Ich hole tief Luft. Es mag ja sein, dass ich Cassians Gefühle spüren kann, aber Will ist derjenige, den ich liebe.
Ich gehe zu Will hinüber. Er ist immer noch damit beschäftigt, die Rohre zu mustern, und will unbedingt eine Möglichkeit finden, wie wir uns retten können. Zweifellos sucht er nach einem Weg, um zu verhindern, dass das Gas Schaden anrichtet. Aber das ist
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