Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
… sondern dass sich dort ein mehrere Meter tiefes Loch befindet.
Will hat es geschafft. Er hat die Erde bewegt und uns einen Weg nach draußen gebahnt – zumindest den Anfang eines Wegs. Natürlich muss er noch ein bisschen weitermachen, damit wir wirklich von hier fliehen können.
»Woher hast du gewusst …?« Vor lauter Verwunderung fehlen mit die Worte. Mein verblüffter Blick trifft auf Wills. Er scheint die Frage in meinen Augen zu lesen.
»Ich weiß nicht. Irgendwie habe ich einfach gewusst, dass ich es schaffen kann. Es war so ein Gefühl … es ist einfach über mich gekommen.«
»Gute Arbeit«, sagt Tamra anerkennend und geht in das zerklüftete Loch hinein, das Will gerade geschaffen hat. »Kannst du das noch mal machen?« Um ihre Worte zu unterstreichen, gestikuliert sie in Richtung des Erdwalls, der sich vor uns befindet.
Wir folgen ihr und treten einer nach dem anderen in das Loch in der Wand … aber irgendetwas lässt mich innehalten. Ich spüre wieder das Kribbeln im Nacken. Die winzigen Haare dort kitzeln und vibrieren. Ich drehe mich um und blicke hinaus in den Korridor.
Ich höre, wie sie hinter mir Will bedrängen, noch mehr Erde zu verschieben, doch Cassians Stimme befindet sich nicht darunter.
Will erfüllt ihnen den Wunsch und ein weiteres Krachen erschüttert die Luft und lässt den Boden unter meinen Beinen vibrieren. Eine riesige Welle aus Wind, Staub und Lehmbrocken trifft mich mit voller Wucht von hinten. Ich schwanke einen Moment, ehe ich mein Gleichgewicht wiederfinde.
Angestrengt starre ich in den Korridor, aus dem wir geflohen sind, und sehe Cassian mitten in dem Sprühnebel stehen. Er hustet und bedeckt den Mund mit der Hand, aber etwas scheint ihn dort an Ort und Stelle zu halten. Irgendetwas rechts von ihm hat seine volle Aufmerksamkeit.
»Cassian? Was ist los?«
Er schüttelt den Kopf. »Keine Ahnung. Irgendwas ist …«
Er führt den Satz nicht zu Ende. Plötzlich ist er verschwunden. Ein grauer Blitz hat ihn aus meinem Blickfeld gerissen.
Der Draki, den wir freigelassen haben.
»Cassian!«, brülle ich und setze dazu an, ihm hinterherzustürzen, um ihn zu helfen. Ich weiß sehr wohl, worauf ich mich einlasse … und dass diesmal keine Enkros da sind, die uns trennen könnten.
7
I ch springe aus dem Krater in den vergifteten Flur. »Jacinda!« Will bekommt meine Hand zu fassen und hält mich zurück. Sein Gesicht wirkt ernst und verzweifelt und er will, dass ich stehen bleibe. Dass ich bei ihm bleibe. Das möchte ich auch, sehr sogar, aber ich kann nicht. Nicht jetzt.
»Wir müssen Cassian helfen«, stoße ich in Drakisprache hervor. Will zieht stärker an meiner Hand, um mir zu bedeuten, dass ich ihm zurück in den Tunnel folgen soll.
Grollend schüttle ich den Kopf. Ich kann Cassian nicht einfach so zurücklassen. Ich kann ihn nicht sich selbst überlassen. Sogar jetzt, in den paar Sekunden, die ich zu den anderen zurückblicke, spüre ich den tiefen Schmerz durch Cassians Körper pulsieren. Ich kann mich kaum aufrecht halten, so weh tut es.
Mit zusammengebissenen Zähnen atme ich tief ein und zwinge mich dazu, die Qualen zu ignorieren. Ich rufe mir in Erinnerung, dass sie für mich nicht echt sind. Es sind nicht meine Schmerzen. Es sind seine. Und dem muss ich ein Ende bereiten.
Entschlossen löse ich meine Hand aus Wills Griff, stürze den Flur hinunter und gelange an eine T-Kreuzung. Fieberhaft schaue ich nach links und rechts – und sehe Cassian am Ende des linken Korridors, in einen Kampf mit dem grauen Draki verstrickt. Sie bewegen sich so schnell, dass ich sie gar nicht richtig erkennen kann. Der Geruch nach Blut hängt in der Luft – und ich weiß auch, ohne die Wunden zu sehen, dass es Cassians Blut ist.
Ich stürze auf sie zu, halb laufend, halb fliegend. Grau auf Schwarz. Kämpfend verhaken sich die beiden immer mehr ineinander und es ist schwer, sie auseinanderzuhalten. Ich schreie laut auf, als in hohem Bogen Blut durch die Luft spritzt und mich knapp verfehlt.
Ich muss dem Ganzen Einhalt gebieten. Ich darf nicht zulassen, dass das so weitergeht. Sonst bleibt von Cassian nichts übrig.
Ich richte meine Aufmerksamkeit auf den größten grauen Bereich, den ich erkennen kann, und speie Feuer. Ich hoffe inständig, dass ich gut gezielt habe.
Der Draki heult auf und reißt sich von Cassian los. Mit auf der Zunge tanzenden Flammen konzentriere ich mich auf den Grauen und mache mich bereit, ihm einen weiteren Feuerstrahl
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