Firelight 3 - Leuchtendes Herz (German Edition)
einzuwenden. Aber der graue Draki ist einfach zu groß. Er beansprucht den gesamten Platz für sich, sodass Tamra und ich uns dicht zusammenquetschen müssen. Sehnsüchtig denke ich an den Beifahrersitz vorne neben Will.
»Und, hast du auch einen Namen?«, vernehme ich überrascht Tamras Frage, die sie ihm stellt. Ihr Tonfall klingt etwas zu freundlich für meinen Geschmack. Ich werfe ihr einen missbilligenden Blick zu. Sie sieht mich an und zuckt mit den Schultern. Ich widerstehe dem Drang, die Augen zu verdrehen. Natürlich hat er einen Namen. Er hat schließlich irgendwo gelebt, bevor die Enkros ihn entführt haben, wahrscheinlich sogar in diesem Land.
Er nickt. »Deghan«, sagt er.
Deghan. Der Name klingt sehr alt. Und er passt perfekt zu ihm.
»Warum konzentrierst du dich nicht und versuchst, deine Menschengestalt anzunehmen, während wir hier festsitzen?«, schlägt Cassian vor.
Deghan sieht Cassian voller Abscheu an und seine Lippen kräuseln sich fast dabei. Ich kann es ihm nicht verübeln. Wer möchte schon gern vor Publikum verzweifelt versuchen, etwas zu tun, wozu er nicht in der Lage ist?
»Vielleicht ein andermal«, wirft Tamra schnell mit sanfter, beruhigender Stimme ein. »Du hast einfach nur vergessen, wie es geht, das ist alles. Es wird dir schon wieder einfallen.«
Deghan beobachtet sie aufmerksam und verschlingt sie regelrecht mit seinen zinnfarbenen Augen. Ich habe keine Ahnung, was in ihm vorgeht. Ich weiß nur, dass es mir ganz und gar nicht gefällt, dass er sie so anstarrt. Punkt.
An einem weit abgelegenen Restaurant machen wir halt. Auf der zweispurigen Autobahn ist nur ab und zu ein wenig Verkehr zu hören. Ich kann den Duft von gebratenem Fleisch in der Luft riechen, noch bevor Will eine der Türen öffnet. Mein Magen knurrt. Heute Morgen haben wir uns eine Tüte zuckriger Donuts geteilt – nicht gerade die nahrhafteste Mahlzeit. Wir könnten alle etwas Richtiges zum Beißen vertragen. Helles Licht dringt durch den Spalt der geöffneten Tür und zwingt mich, die Augen zuzukneifen.
»Natürlich können wir nicht einfach alle da reinspazieren und uns an einen Tisch setzen«, verkündet Will und wirft einen Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass niemand zu nah an unserem Lieferwagen vorbeigeht und dabei zufällig ein zweieinhalb Meter großes, geflügeltes Wesen entdeckt. »Jacinda und ich könnten Essen für alle bestellen und es herbringen.«
Als niemand widerspricht, bedeutet er mir mit einem Nicken, dass ich aussteigen soll.
Zusammen gehen wir über den Parkplatz zum Restaurant. Loser Schotter knirscht unter meinen Schuhen. Es ist ein langer Weg. Will hat den Wagen ganz am hinteren Ende des Parkplatzes abgestellt, weit weg von dem Restaurant und von neugierigen Blicken.
»Danke«, murmle ich und strecke mich ausgiebig. »Eine Pause kann ich echt gut gebrauchen. Wir haben nicht gerade Spaß dahinten.«
»Ja, dachte ich mir«, entgegnet er und nimmt meine Hand in seine. »Miram scheint auch keine allzu große Lust auf Kontakt mit Menschen zu haben. Sie ist nicht gerade gesprächig.«
Wir betreten das Restaurant und bestellen Hamburger und Pommes. Ich bestelle etwas mehr, weil ich weiß, wie viel Cassian isst, und annehme, dass Deghan einen ähnlich großen Appetit hat.
Wir setzen uns auf zwei Barhocker an der Theke und warten auf unsere Bestellung. Es ist fast ein Stück Normalität. Da Tamra uns unterbrochen hat, als wir das letzte Mal allein waren, ist es schön, diese paar Minuten nur für uns zwei zu haben.
»Möchtet ihr etwas trinken, während ihr auf das Essen wartet?«, fragt uns die Kellnerin hinter der Theke. Wir nicken und sie stellt uns zwei Colas in roten Plastikbechern hin.
Ich spiele mit meinem Strohhalm. »Ein besseres Date bekommen wir wahrscheinlich erst mal eine Weile lang nicht.«
Er schüttelt den Kopf. »Nicht gerade das, was ich mir vorgestellt habe. Das können wir besser.« Er zwinkert mir zu. »Du wirst schon sehen.«
Ich nehme den überzähligen Strohhalm aus seinem Papier und streiche ihn mit den Fingern glatt. Ich führe ein Ende an die Lippen, bilde mit den Händen einen Hohlraum darum herum und blase hinein, bis ich ihm einen Ton entlocke. Ich lasse die Hände sinken und frage: »Beeindruckt?«
»Und wie.«
Ich nicke zufrieden. »Warte nur. Es wird noch besser.« Als Nächstes beginne ich, die Melodie von Old MacDonald hat ’ne Farm zu pfeifen.
»Okay«, sagt er mit gespieltem Ernst. »Jetzt turnst du mich einfach nur
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