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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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zustießen und selbige in ebenso viele Richtungen ausrichteten.
    »Nach irgend ’nem besonderen Ort unterwegs …?«
    »Ihr verlaufen?« fragte Praquat. »Brauchen Führer?« Sein Akzent wurde dicker, und er grinste hungrig. In den vergangenen Jahren hatte er im Güldenen Dreieck Führungen durch die weniger geheimen narkotischen Gegenden veranstaltet und dabei gelernt, daß Touristen mehr Spaß hatten, wenn sie nur die Hälfte dessen verstanden, was er sagte. Vor ungefähr acht Jahren hatte er ganz unfeierlich seinen einheimischen kompottschanischen Akzent zugunsten einer subtilen Mischung aus Mynymymmisch, Bayufarisch und ausgewähltem Kauderwelsch aufgegeben. Er war nun der beliebteste Reiseführer im gesamten Güldenen Dreieck. »Brauchen Fiehrer?« wiederholte er und trug noch etwas dicker auf.
    Zakkik zuckte die Achseln und musterte seine Fingernägel.
    »Ich mich denken«, grunzte der Kompottschaner. »Gutt Glick, Ihr mir treffen. Ich perfekte Fiehrer. Mir losbinden! Bringen Euch hin, wo wollen hin. Gutte Preis. Mir losbinden!«
    Sekunden später handelte Praquat seinen Stundenlohn als kaiserlicher Pfadfinder aus, und Minuten darauf war er schon unterwegs. Fort von Wollwott, einen mehrstündigen Umweg rund um die örtlichen Sehenswürdigkeiten. Sein Ziel: faszinierende Felsformationen und ein Haufen Geld.
     
    Fettu Tschini lenkte Herrn Murx von Kap Putschinos Mohnfeld fort und führte den Ungeziefervernichter den Fuß des Tortellini hinauf. Cranachan verschwand aus ihrer Sicht, als sie ein Hügelchen umritten und vor sich den Höhleneingang erblickten. Er sah genauso aus, wie Rosettchen ihn beschrieben hatte. Eine Einstockhöhle mit Frischluftgrundstück bot herrlichen Ausblick über ein im Südosten liegendes, sauber aufgeräumtes Tal. Großes Expansionspotential. Ideal für alle, denen der Sinn nach Abgeschiedenheit stand oder die eine religiöse Gemeinschaft gründen wollten.
    Der Ritter blickte die Höhle mit einem Schauer widerstreitender Gefühle an. Aufregung: Der letzte Drache auf der Welt, und ich erlege ihn! Er gehört mir, mir, mir! Furcht: Was ist, wenn er mich erlegt? Bedauern: Warum verkauft hier niemand Eintrittskarten? Hier mußten die Massen doch nur so zusammenströmen, um seinen schönsten und ruhmreichsten Moment mitzuerleben. Minnesänger, um ihn in Gesängen zu lobpreisen und in Sonetten und mit Lautenklängen zu verewigen; Poeten, um den Moment einzufangen. Reporter, die sein Foto auf die Titelseite der Wild-Zeitung knallten, auf der er den Kopf der toten Bestie hochhielt. Und T-Shirt-Verkäufer … Ach, was hätte man aus dieser Sache alles an Merchandising machen können. Doch statt dessen stand er allein hier – mit einem Schläger. Und es sah nach Regen aus.
    Sein Roß kaute müßig an einem Gänseblümchenhäuflein und schnaubte in roßhafter Verwirrung, als eine kleine Rosenknospe sich auf ihrem Stengel drehte, herumfuhr und es ohne mit der Wimper zu zucken anschaute. Nacheinander wandten sich auch die anderen Rosen unbemerkt um und konzentrierten sich auf die beiden Berittenen, sandten stumme thaumische Signale in die Höhle und aktivierten das erst kürzlich installierte saurische Sicherheitssystem.
    Herr Murx schielte den Höhleneingang an, schätzte die Größe eines Drachen, der in sie hineinpassen konnte, und fragte sich, welches Schwert er wohl für den tödlichen Hieb nehmen sollte – ein Fünfereisen vielleicht? Zweckdienlich, damit konnte man was bewegen. Oder sollte er einen Achter nehmen? Besseres Gleichgewicht, hatte mehr Schwung und war genau das Richtige zum Hacken. Ein Zweierholz kam nicht in Frage. Nicht zuletzt deswegen, weil er seine Lanze daheimgelassen hatte. Tja, er hatte nie Grund, Schlangen aufzuspießen. Und er hatte nie damit gerechnet, es mit einem Drachen zu tun zu kriegen.
    Ein Donnergrollen echote aus dem Tal herauf, ein meteorologisches Knöchelknacken, als das Wetter sich auf einen verdammt guten Niederschlag vorbereitete. Als Herr Murx in seinem Caddy herumkramte, erklang im Unterholz ein Rascheln, und Fettu Tschini, der sich links von ihm aufhielt, stieß einen Kreischer aus. Herr Murx schaute auf, genau in die schweinisch grinsende Visage des größten grünen Drachen, den er je in seinem Leben erblickt hatte. Es war auch der einzige große grüne Drache, den er je erblickt hatte. Sein Geist wirbelte fast so fachmännisch, wie er konnte. Also einen Achter. Es mußte ein Achter sein. Höchstwahrscheinlich.
    »Töte ihn! Töte ihn!« krächzte

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