Firkin 04 - Hundstage
es auch noch lauthals zu tun … »Eure vortreffliche Drako …«
»Ich höre kein Wort!« brüllte Tau.
Wampert wirbelte herum, riß einem kaiserlichen Wächter ein Megafon vom Gürtel und schrie: »Kaiserin, ich habe zwei der schönsten, prächtigsten Kreaturen, die je existiert haben! Ich garantiere, daß man Euch, o Schreckliche, als Gastgeberin des diesjährigen Haustierballes der Tyrannenvereinigung mit neidischen Blicken mustern wird, denen nur eines gleichkommt: der Hohn der tyrannischen Macht, den Ihr ausüben könnt. Ihr werdet wahrlich …«
»Kommt zur Sache!« fauchte Kaiserin Tau. »Um was handelt es sich?«
»Um zwei …« Konnte er wirklich so weit gehen? Würde es klappen? Erwartungsvolles Gemurmel wurde im Hof garten laut. Ob es ihm gelang, die Kaiserin zu beeindrucken? Wampert schluckte trotz seiner trockenen Kehle. »Um zwei Faultiere.«
»Faultiere!« kreischte Tau. »Mit Faultieren habt Ihr mich doch schon vor zwei Jahren auftreten lassen! – Sie haben sich ständig unter dem Tisch versteckt und die Party langweilig gemacht. Habt Ihr vergessen, daß ich stinkwütend auf sie war? Ich werde solche jämmerlichen haarigen Faulheitsklumpen nicht akzeptieren!«
Wampert zuckte zusammen, als die Menge ihn verhöhnte. »Diese hier sind … anders.«
»Ein Faultier ist ein Faultier!«
»Es sind neue Faultiere. Glaubt mir, Eure. Gnadenlosigkeit, sie werden Euch gefallen! Sie sind wie Ihr!«
Kaiserin Tau ließ ein schweinisches Grunzen ertönen. Ihre Bambusrüstung knarrte, als sie sich vorbeugte, um ihn aus der Höhe zu mustern. »Na schön, bringt sie her …«, knurrte sie. » …falls Ihr es wagt!« Ihre Finger spielten am Griff des Katana. Es war eine Geste, die Wampert und die ganze versammelte Menge nicht übersehen konnte.
Wampert schluckte und hob eine bebende Hand. »Eure kaiserliche Größe«, sagte er, »bevor ich sie einlasse, muß ich um ein paar winzige Sekunden bitten, um Euch mit all ihren Fähigkeiten vertraut zu machen. Faktoren, von denen ich genau weiß, daß sie einen zum Vergnügen bestimmten Abend in einen Abend von immensem strategischen Nutzen verwandeln werden.«
Die Kaiserin grunzte und lehnte sich in ihren Belagerungsturm zurück. »Na schön«, flötete sie, »dann laßt zuerst Eure Ausreden hören. Aber gut müssen sie sein!«
»Es ist mir zwar schmerzlich bewußt, Eure Herrlichkeit, daß es mir nicht zusteht, Fragen zu stellen, aber habt Ihr Euch je gefragt, ob es anderen Tyrannen überhaupt gebührt, ihre Position zu halten?«
Die Menge holte erschreckt Luft und ruckte auf ihren Sitzen nach vorn. Wampert bewegte sich auf gefährlichem Terrain – und das war natürlich weitaus interessanter.
Wampert sprach weiter. Er hatte keine Wahl. Die Flammen der hinter ihm befindlichen Brücken versengten ihm schon den Nacken. »Habt Ihr je das weibische Schnippen des Handgelenks eines vermeintlichen Kriegers gesehen, der fragend eine Braue hebt? Oder zugeschaut, wenn ein Pfähler, der Königreiche zerschmettert und dessen Siegesliste sich Jahrhunderte vor ihm ausstreckt, zusammenzuckt, wenn gewürzter Wein zu scharf ist? Habt Ihr Euch je gefragt, wie Ihr herausbekommen könnt, ob Eure Rivalen auch den richtigen Mumm für eine Welt der Tyrannei haben?«
General Zakkik stellte die Ohren auf Sturm. Die Stille im Hofgarten tröpfelte vor gebannter Erwartung. Entweder wurde man hier zum Zeugen einer äußerst undurchsichtigen Angelegenheit, oder die Sache endete mit einer Exekution.
»Was hat das mit den Faultieren zu tun?« fauchte Tau.
»Die Faultiere, die ich Euch vorstellen möchte, wurden mit einer Kost aus reinem Mut aufgezogen, in frühem Alter dem Haß entwöhnt und täglich in Skrupellosigkeit gebadet. Nur der Tyrannischste, Diktatorischste, Bösartigste, und dies meine ich auf die netteste Art, wird in der Lage sein, die Geschöpfe zu sehen, die ich nun vorstelle.«
Die Augen der Kaiserin brannten vor Neugier und List, als sie diese Vorstellung in ihrem Geist von allen Seiten betrachtete. Sie klang gut.
»Ihr werdet mit einem Blick das Herz Eurer Rivalen erkennen, Eure Diktatorialität …«
»Bringt Sie rein!« schrie Tau plötzlich. Ihr Atem ließ die schwarzen Strähnen des fest an ihrer Oberlippe klebenden Ehrenschnurrbarts flattern.
Wampert brauchte keine zweite Einladung. Er zischte in einer Staubwolke zur Tür.
Tau klatschte fast im gleichen Moment in die Hände. Vier riesige Wachen traten vor, zogen ihre Sumogürtel hoch, eilten zur kaiserlichen
Weitere Kostenlose Bücher