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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Kabriosänfte und rannten mit ihr zum Fundament des Belagerungsturms. Fünfzig Fuß über ihnen wurde das Ende eines Seidengewandes über das Bambus-Treppengeländer geworfen, dem Sekunden später die Kaiserin folgte, die sich rasch an ihrer roten Sänfte abseilte.
    Eine halbe Meile weiter entfernt schluckte General Zakkik und eilte zur Leiter, denn ihm fiel geschwind Paragraph zwölf der 6003 vorgeschriebenen murrhanischen Gesetze ein, der das Gebot behandelte, daß jedermann zur Kaiserin aufschauen mußte, weil es sonst was setzt.
    Mit einem erwartungsvollen Aufkeuchen der Menge wurden die Flügeltüren aufgetreten, und Wampert trat ins Freie. Er lehnte sich weit von zwei leeren Hundeleinen zurück, als könne er die imaginären schnaubenden Rottweiler, denen sie umgelegt waren, kaum halten. »Darf ich vorstellen?« schrie er. »Die neuen Faultiere der Kaiserin!«
    Zustimmendes Geschrei brach aus, als die Menge, die sich alle Mühe gab, tyrannisch, diktatorisch und außerdem noch bösartig zu sein, beifällig aufschrie.
    Wampert trat langsam vor, die imaginären Kreaturen rissen ihn offenbar voran. Er verhielt sich angesichts der horizontal vor ihm hängenden Leinen zurückhaltend.
    Die Kaiserin gaffte. Sie gaffte Nichts an. Sie konnte es nicht fassen. Warum sahen alle anderen die Kreaturen, obwohl sie – die tyrannischste der ganzen Bande, in deren kleinem Zeh mehr Despotismus pulsierte als in der Menge zusammen – nicht das geringste erblickte?
    Ein plötzlicher Blitz extrem wirksamer Bedrängnis schoß durch ihren wütenden Geist und verlangte nach sofortiger Erleichterung. Sie stand auf, sprang von der Sänfte, zischte vorwärts, stach eine jubelnde Hofschranze ab und stierte die sich nähernde Gestalt erneut an. Sie sah noch immer nichts!
    Es konnte nicht wahr sein! Eine solch gemeine Tat hätte sie doch zumindest etwas sehen lassen müssen.
    Wampert blieb vor der Kaiserin stehen, die das Messer gedankenverloren an ihrem Schenkel abwischte.
    »Haben sie nicht eine wunderschöne Farbe?« sagte er in aller Gemütsruhe. »Ich glaube, sie mögen Euch – schaut nur, der eine wedelt mit dem Schwanz!«
    Taus Schultern spannten sich, als sie die beiden Halsbänder anstarrte, die die unsichtbaren Faultiere hielten. Sie drehte sich blitzartig herum, packte Admiral Trillefitz an der Gurgel und funkelte ihn an. »Welche Farbe haben sie?« verlangte sie zu wissen; die Sehnen auf ihrem Handrücken standen wie Kabel vor.
    »B-b-braun«, würgte Trillefitz hervor und errötete, als General Zakkik sich brutal einen Weg um die Terrakotta-Rösser herumbahnte.
    Tau wirbelte auf dem Absatz herum, warf Trillefitz mit einem Schnellen des Handgelenks beiseite und nahm General Zakkiks Adamsapfel in einen schraubstockartigen Griff. »Welche Farbe?« knurrte sie und deutete auf die leeren Halsbänder in Wamperts Händen.
    Zakkik geriet in Panik. Was hatte Trillefitz geantwortet? Was war, wenn er ihm widersprach? Was geschah dann?
    »Welche Farbe?« knirschte Tau. Sie schüttelte den General und hob ihn in die Luft.
    »Grrr …«, setzte Zakkik würgend an. Admiral Trillefitz schüttelte wild den Kopf.
    »Antwortet!« knirschte Kaiserin Tau.
    »B-b …«, krächzte Zakkik und warf einen Blick über ihre Schulter auf den Flottenadmiral, der ihm lautlos die Farbe nannte. »B-blau!« krächzte er und betete, daß es so richtig war. Admiral Trillefitz bedeckte seine Ohren, doch statt der Tirade, die Zakkik erwartete, stellte die Kaiserin ihn sanft hin, wandte sich in vorgetäuschter Ruhe um und bewegte sich langsam und knurrend auf Wampert zu.
    General Zakkik rieb sich die Kehle und dankte seinem Glückslichtlein im Baldachin der Nacht, daß er richtig geraten hatte.
    Ihre kaiserliche Hoheit Tau schaute Wampert an, lächelte ein Lächeln, das ein Krokodil beschämt hätte, und sagte so leise, daß irgendwie jeder im Hofgarten ihre Stimme vernahm: »Admiral Trillefitz sagt, sie sind braun. General Zakkik sagt, sie sind blau. Was stimmt nun, Wampert?«
    Ein kalter Schweißtropfen lief Wamperts Schläfe hinab, als ihm eine Reihe möglicher Antworten durch den Kopf gingen:
    »Soll das heißen, Ihr wißt es nicht, Hoheit?« (Dann war er eine Leiche.)
    »Blau. Ich habe noch nie was vom Urteilsvermögen des Admirals gehalten.« (Dann war Zakkik eine Leiche; und er kurz darauf auch, dafür würde dessen Verwandtschaft sorgen.)
    »Braun. Trillefitz war für mich schon immer eine Flasche.« (Dann war Trillefitz tot, und ihn erwartete ein Leben in

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