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Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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anderen Worten, um es auszudrücken. »Ich kann jetzt nichts mehr ohne Euren … toten Drachen tun.«
    Practz’ Gesicht glättete sich, dann brach er in ein Lachen aus.
    Mancini hatte bei sehr vielen unterschiedlichen Menschen sehr viele unterschiedliche Reaktionen erlebt, wenn er darum gebeten hatte, ›den Patienten‹ sehen zu dürfen. Alles, angefangen vom leichten Zucken einer steifen Oberlippe (wenn Würde die Trauer außer Gefecht setzte), bis zu erwachsenen Männern, die sich in Millisekunden in Rotz und Wasser heulende Wracks verwandelt hatten. Doch in seiner gesamten Laufbahn hatte ihn noch nie jemand ausgelacht.
    Zorn wallte in ihm auf. Er hatte einen harten Tag hinter sich, und das auch noch in eigenartiger Umgebung. Er war nicht zahllose Meilen durch den Urwald gelatscht, hatte sich entführen und in etwas verschleppen lassen, das im besten Falle der Höhlenforscherhimmel eines fetischistischen Lochkramers war, um sich jetzt auslachen zu lassen!
    »Hört zu!« rief er. »Schafft den toten Drachen her, und ich sorge dafür, daß er in ein paar Stunden wieder läuft, klar? Klar? Was lacht Ihr denn so? Klebt irgendwas an meiner Nase?« Mancini schäumte. Practz bemühte sich, sein Gelächter zu drosseln. Knapp kratzte sich am Kopf.
    »Ich … Verzeiht mir«, erwiderte der Thaumaturgiephysiker. »Ähem …« Und dann gestand er: »Ich habe gar keinen toten Drachen.«
    »Was? Was! Hört zu, Mann! Ich habe nichts mit Kryogenik zu schaffen. Es ist zu gefährlich! Habt Ihr je versucht, eine Katze in ein Eisbad zu schieben? Zähne, Krallen, Fauchen! Falls Ihr mich also dafür hergeholt habt …«
    »Laßt mich erklären. Wir haben etwas Ärger mit …«
    Mancini schwenkte abwehrend die Hand und wich zurück. »Nie und nimmer! Nie und nimmer! Etwas Ärger? Ja, dem armen alten Drachen sind die Eier flöten gegangen! Hat wohl zu viele preisgekrönte Dahlien der Nachbarin versengt. Hat übelriechendes Feuerzeugbenzin auf den Teppich gesabbert? – ›Laß uns ein Männchen nehmen, Liebling, das macht nicht so eine Sauerei!‹« höhnte er. »Euthanasie für Saurier? Sofort! Ruft mich, wenn er stubenrein ist, dann bin ich Euch gern zu Diensten. Drachen sollen ein Leben lang halten, nicht nur für ein Grillfest! Menschen wie Euch sollte man nie erlauben, Drachen zu halten …«
    »Ich hatte noch nie einen Drachen!« raunzte Practz. »Deswegen seid Ihr doch hier!«
    »Wie?«
    »Ich möchte einen haben«, sagte Practz.
    »Dazu braucht Ihr mich doch nicht! Ihr braucht einen Züchter! Ich kenne da einen tollen Burschen. Einen Ex-Zauberer. Hat mit seinen Drachen jede Menge Blumentöpfe gewonnen. Ihr solltet mal seine Feuersalamander sehen …«
    »Nein, nein«, fiel Practz ihm ins Wort, da er das Gefühl hatte, gleich ströme der nächste Redeschwall auf ihn ein. »Ich möchte einen echten.«
    »Nun macht aber mal halblang. Was wollt Ihr?«
    »Einen PET-Drachen.«
    Jetzt war Cheiro Mancini an der Reihe, seinen Mund in einem hämischen Grinsen zu verziehen. Nun hatte sein Magen Gelegenheit, in zunehmender Fröhlichkeit zu zucken, und sein Kopf eine Chance, sich in den Nacken zu werfen, den Mund zu öffnen und ein lautes, hysterisches Gelächter auszustoßen. Und wie aufs Stichwort geschah nun all dies. Practz stierte den zuckenden KUT an.
    »So einen guten Witz habe ich schon lange nicht mehr gehört!« schrie Mancini ein paar Minuten später und hielt sich vor Lachen den Bauch. »Einen PET-Drachen!« Und erneut verfiel er in ein hemmungsloses Grölen, während Practz, der alle Mühe hatte, die Fassung zu bewahren, ihn angaffte. Schließlich wischte Mancini sich den Mund ab und rappelte sich vom Boden auf.
    »Ähem«, machte er. »Verzeihung.« Seine Halsmuskeln taten weh. »Ich glaube, Ihr versteht mich nicht. Projizierte empathische Taxidermie – das Bewahren eines treuen Gefährten durch thaumische Mittel – basiert auf einem Bund zwischen dem Haustier und seinem Besitzer. Empathie, versteht Ihr? Der Besitzer muß sich wünschen, daß es existiert, sonst … Puff! Weg. Und was nie existiert hat …«
    » …kann man auch nicht bewahren!« beendete Practz den angefangenen Satz. Knapp zog still den Katalog aus dem Sack, den er auf Hagen Böcks Pelz- und Federviehmarkt gemopst hatte, und schaute sich die Erläuterungen auf der Umschlaginnenseite an.
    Mancini musterte den Thaumaturgiephysiker argwöhnisch. »Unternimmt man den Versuch, ein Nichts zu bewahren …«, fing er an, während Knapp dem Prüfungszitat mit dem

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