Firkin 04 - Hundstage
attackierten die Hyperbohrer die Türoberfläche und illustrierten perfekt das Ergebnis, das mehrere Generationen thaumisch erhöhter Inzucht auf den gemeinen Holzwurm ausüben konnten. Kuck mal, wie sie rennen! dachte Mancini stolz, als die Holzwürmer in einem Hagel von Holzspänen unter die Oberfläche abtauchten.
Während sie arbeiteten, kramte Knapp in seinem Sack herum, entnahm ihm eine schrottig aussehende Ansammlung von Drähten und Kreidestücken sowie zwei rosafarbene psychoterrine Kristalle, paßte selbige in ihre Halter ein und wartete darauf, daß Mancini das Gerät einschaltete.
Die Kristalle waren Knapps beste Erwerbung seit vielen Wochen. Ein stolzer Schauer durchpulste ihn, als ihm Mancinis Gesicht einfiel, als er sie erstmals in Venasht gesehen hatte. Zwei der größten psychoterrinen Kristalle aller Zeiten, makellos und perfekt aufeinander abgestimmt. Mancini hatte nicht lange gebraucht, um sie mit dem leicht verstimmten Ausstoß eines Stereo-Empathie-Kraftverstärkers zu verbinden und die Energie hochzudrehen. Er hatte erregt zugeschaut, als die Bilder einander zu stützen begannen, positiv aufeinander einwirkten und das erste PET mit Masse hervorbrachten. Innerhalb einer Woche hatte er es so frisiert, daß es stabil genug war, um sich dreidimensional zu zeigen, und entscheidend war, daß es kleine Gegenstände transportieren konnte. Auch der Rest seines Plans hatte nicht lange gebraucht, um sich bequem zusammenzufügen … In wenigen Augenblicken war der Preis sein!
Mit einer raschen Fingerbewegung und einem leisen Summen leuchtete der Empathie-Kraftverstärker auf. Mancini zwinkerte der massigen Gestalt zu, die im Korridor erschien, wandte sich dann wieder der Bibliothekstür zu und rappelte ungeduldig an der Klinke.
Plötzlich wurde er sich eines dumpfen Rumpelns an seiner linken Seite und eines panischen Zerrens am Ärmel seines Umhangs bewußt. Er drehte sich instinktiv um und peilte durch das Licht seines Stabes mit zusammengekniffenen Augen auf den bleichgesichtigen Knapp, der entsetzt in die Finsternis deutete. Dann sah Mancini es auch. Ein riesiger runder Stein fegte durch den Gang auf sie zu, nahm Tempo auf, blockierte den gesamten Korridor und ließ ihnen keinen Raum mehr zur Flucht. Mancini schüttelte sich, Eiszapfen des Grauens liefen über den Gletscher seines entsetzten Rückgrats, als Tonnen von Gestein in der Absicht vorwärtsdonnerten, sie an Ort und Stelle zu zermalmen. Er ratterte an der Klinke der Bibliothekstür und wurde sich schlagartig der Veränderungen bewußt, die die Thaumaturgiephysiker vorgenommen hatten. Hier hatte er ganz eindeutig keinen PET-Felsen installiert. Hatten sie nur einen der seinen an einen anderen Ort verlegt? Oder war der rasch beschleunigende Fünfzigtonnen-Granitblock echt?
Mit einem entsetzten Zusammenzucken wurde ihm klar, daß er viel zu lange über diese Frage nachgedacht hatte. Der Stein war zu nahe, um ihm jetzt noch zu entkommen. Er schoß auf sie zu, willig und bereit, sie zu seinen ersten Opfern zu machen. Aufwallendes Adrenalin zischte durch Mancinis Körper und aktivierte seine Beinmuskeln. Er flog herum, hob die Knie, um zu fliehen, und stolperte über Knapp. Im gleichen Moment erreichte das holperig rotierende steinige Gerumpel seine Höchstgeschwindigkeit und schlug gegen seinen Körper. Mancini öffnete den Mund, füllte seine Lunge mit Luft und brach zusammen – während der Stein geradewegs durch ihn hindurchrollte.
»Schweinebande!« fluchte er, während Knapp zu seinen Füßen vor sich hinwinselte. »Dreimal verfluchte Arschlöcher! Das werdet ihr mir büßen!« Er riß sich mit ungeheurer Willensanstrengung zusammen und hoffte, daß die Hyperbohrer nicht ebenso entsetzt auf den PET-Felsen reagiert hatten. Während sich seine Furcht langsam in Ärger verwandelte, blickte er auf den Sägespänehaufen, der sich auf dem Boden vor der Tür gebildet hatte. Eine Sekunde später hatte er den gesamten Griff samt Zapfenloch und Schloß in der Hand. Die Tür schwang lautlos auf, und er pirschte in den Raum hinein, in den zu gelangen er alles aufgeboten hatte.
Sein Ziel! Die Bibliothek von Losa Llamas. Die größte Lagerstatt magischen Wissens in Praxis und Theorie, das man auf der ganzen … Nun ja, überall kannte. Eine ungeheure Wissensansammlung, die potentiell so gefährlich war, daß sie von Thaumaturgiephysikern bewacht werden mußte.
Und die in den Schutzumschlag eines Buches mit dem Titel Transmogrifikation: Alles, was Ihr
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