Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Firkin 04 - Hundstage

Firkin 04 - Hundstage

Titel: Firkin 04 - Hundstage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
Vom Netzwerk:
sich irgend etwas an ihr nicht richtig angefühlt. Sie hatte sich irgendwie nicht pergamentig angefühlt. Aber vielleicht lag es daran, daß es sich um billige ausländische Fälschungen handelte? Oder wie oder was?
    Schaudernd überdachte er alle möglichen Erklärungen, warum eine unschuldige Pergamentschriftrolle nicht nur versagt hatte, sich in eine Million geschwärzte Fragmente zu verwandeln, nachdem zahllose Gigathaum reiner magischer Energie sie durchschossen hatten. Er fragte sich auch, warum sie den Eindruck erwecken sollte, persönliche Eigenschaften der Fortbewegung entwickelt zu haben. Die Antworten, die ihm einfielen, waren nicht nach seinem Geschmack. Ganz und gar nicht.
    Entweder waren drei Angehörige seines Stabes einer kleinen, doch sehr potenten örtlich begrenzten Massenhysterie zum Opfer gefallen, oder die Pergamentrollen, die Phlim mitgebracht hatte, waren gar keine solchen.
    Practz leerte seinen Krug mit einem Schluck, verließ die Partyhöhle und eilte in seine Unterkunft, wobei sich seine Panik, als er durch die verlassenen Korridore lief, noch steigerte. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken. Wenn sie nicht aus Pergament bestanden, woraus dann? Stimmten die Legenden etwa doch? War es möglich, daß sich in Losa Llamas eine einstmals tote Molluske auf freiem Fuß befand? Schon die Vorstellung ließ ihn gruseln.
    Noch bevor es ihm richtig bewußt wurde, hielt er mit quietschenden Schuhen vor seiner Tür und stürmte hinein. Eine Sekunde später hatte er dem Rönthexapparat an der Wand einen geübten Zauberspruch zugerufen, riß seine eigene Schriftrolle aus dem Regal und entrollte sie. Nun, da er darüber nachdachte, fühlte sich ihre Oberfläche ganz und gar nicht nach Pergament an … Und was waren die winzigen dünnen Striche und die beiden Punkte auf der Rückseite? Ein Maul und zwei Nüstern? Das konnte doch nicht sein!
    Er klemmte die Ecken der Schriftrolle auf den Rönthexapparat und schaute sie sich an. Blaues Licht erstrahlte rings um ihre rechteckigen Ränder. Practz trat näher heran. Seine Kinnlade sank nach unten, als seine Augen die Einzelheiten ausmachten. Sein Herz hämmerte schneller, als zum ersten Mal seit 85.000 Jahrhunderten die Wahrheit enthüllt wurde.
    Dort, vor ihm, feiner als das reinste Wasserzeichen, von den Rönthexstrahlen enthüllt, war eine feine knorpelige Knochenspur, die sich in ihrer ganzen uralten Pracht stolz reckte. Practz’ Finger fuhren über den Brustkorb der toten Molluske, über ihr flaches Haupt und einige noch erhaltene Organe. Es stimmte also doch!
    Er ließ sein Handgelenk nervös zitternd schnippen. Der Rönthexapparat schaltete sich aus, und Practz brach in seinem Sessel zusammen. Die Wahrheit pumpte seine Energie ab, Schnipsel uralter Legenden wirbelten schrillend in seinem Schädel umher.
    Die angezweifelten Indizien für die Existenz mesozoischer Magier entsprachen der Wahrheit. Die Legenden waren Tatsachen! Practz schnappte nach Luft. Wenn diese präkambrischen Trickser wirklich gelebt und Zauberformeln gewebt hatten, stimmte es möglicherweise auch, daß die Aufzeichnungen des fossilen Souvenirs, die er nun betrachtete, eine abscheuliche Wahrheit enthielten, eine uralte und tödliche Kette von Wahrheiten, die, wenn man sie losließ, schrecklichen … was?
    Die üppig wuchernden Gerüchte und Spekulationen über das, was in den toten Mollusken enthalten war, hatten alle ein verabscheuungswürdiges, nicht eben hilfreiches gemeinsames Thema: Vernichtung, Tod, Chaos, Rabbatz, Pestilenz. Und das war nur das erste Kapitel.
    Practz nahm seinen Kopf ächzend in die Hände. Er hatte gerade die Antwort auf das größte Rätsel aller Thaumaturgiehistoriker gefunden. Er hätte sich freuen sollen. Er war der einzige Mensch, der nicht nur mit unbestreitbarer Gewißheit wußte, daß in den verklärten und fernen Echos der Vergangenheit ein Volk von Magie-Anwendern existiert hatte, sondern auch, daß sie wertvolle und gefährliche Zauberformeln in maritimem Leben abgespeichert hatten.
    Und eine davon lebte und schleimte wie seit alters her in Losa Llamas herum.
    Wenn die Informationen, die sie enthielt, in die falschen Hände geriet … Practz schüttelte sich, stand auf und eilte zur Party zurück. Sie mußten sie finden. Und zwar sofort!
     
    Sie hatten drei Tage gebraucht, um ans Ziel zu gelangen – eine weite Reise durch Meilen windumtoster Tundra, in der sie sich verfahren hatten. Sie waren über Bergpfade in die Tiefen der östlichen Talpa-Berge

Weitere Kostenlose Bücher