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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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angenehmes Kribbeln im Bauch, und etliche knochige Ellenbogen stießen Naglfar auffordernd in die Rippen.
    »Ähm … aber wir können ja feilschen«, keuchte er zur allgemeinen Erleichterung.
    Flagit drehte sich so lässig wie möglich um und hoffte, daß es nicht zu interessiert aussah. Der Geldsack klimperte erneut.
    »Unter dreitausend Obolen läuft hier gar nichts!« verkündete Naglfar, dessen Stimme über den trägen schwarzen Fluß dröhnte. »Es sei denn, du berücksichtigst die jährlichen Reparaturen und Rentenansprüche, dann wären wir auch mit nur zwei Riesen zufrieden. Wenn die stufenweise Einführung eines zwanzigtägigen Jahresurlaubs, ausreichende Gesundheitsversorgung und Leistungszulagen inbegriffen sind, dann machen wir uns sofort wieder an die Ar … umpf!« Jede Menge Ellenbogen stießen ihm in die Rippen.
    »Kein Interesse«, winkte Flagit ab. Kein Wunder, daß Nabob besorgt war, ob der Streik bis zur Wahl noch anhalten würde.
    »Aber das ist doch ein gutes Angebot«, wimmerte Naglfar.
    »Wir wollen auch nur einen einzigen freien Tag im Jahr«, fügte ein anderer Fährmann hinzu.
    »Wir werden auch nie wieder streiken«, bekräftigte rasch ein dritter.
    »Ich will gar nicht, daß ihr nie wieder streikt. Ich will etwas ganz anderes«, verkündete Flagit geheimnisvoll.
    »Hä?« Naglfar kratzte sich verwirrt am Kopf und zog kräftig an der Pfeife.
    »Ich will nur, daß mir einer deiner besten Fährmänner einen einmaligen Gefallen tut, nicht mehr und nicht weniger«, fuhr Flagit fort und zog an dem Sack wie ein Fischer, an dessen Angel ein frischer Köder hing.
    »Was für ein Gefallen soll das denn sein?« erkundigte sich Naglfar neugierig, der langsam anzubeißen schien. »Ich mache keine krummen Sachen!«
    »Ich möchte eine Überfahrt mit der Fähre buchen. Genauer gesagt: eine Hin- und Rückfahrt für mich und eine einfache Fahrt für einen Gast.«
    Naglfar kniff argwöhnisch die Augen zusammen, während von allen Seiten Mißfallensäußerungen über ihn hereinbrachen. »Ähm, um welchen Gast handelt es sich denn? Um einen Verdammten oder um einen Teufel?«
    »Um einen Verdammten«, antwortete Flagit und sah dem zweifelnden Fährmann direkt in die Augen. »Es soll auch nicht dein Schaden sein«, fügte er grinsend hinzu und kippte einen großen Haufen Münzen auf dem steinigen Ufer aus.
    »Was? Willst du mich etwa bestechen, damit ich den Streik breche? Willst du etwa das solide Fundament erschüttern, auf dem unser Arbeitskampf beruht?« empörte sich Naglfar unter den teuflischen Blicken der anderen Fährmänner.
    »Unsinn. Ich will nur kurzfristig die Fähre von einem von euch mieten.«
    »Ach so … na, dann geht das in Ordnung!« willigte Naglfar ein und trat einen Schritt vor.
    »Nein! Nichts geht in Ordnung!« protestierten seine Kollegen solidarisch im Chor.
    »Warum denn nicht? Schließlich geht’s hier um eine rein geschäftliche Angelegenheit«, rechtfertigte sich Naglfar.
    »Schwarzarbeiter!« schrie jemand aus dem Pulk der Fährmänner heraus.
    »Was heißt hier Schwarzarbeiter?« wehrte sich Naglfar.
    »Streikbrecher!« ertönte eine andere Stimme.
    »Wenn du das noch mal sagst, breche ich dir die Knochen!« fauchte Naglfar und drohte mit den Fäusten.
    »Streikbrecher! Streikbrecher!«
    »Von mir aus nennt mich auch Nasenbrecher!« schrie er und warf sich in die Menge. Knorrige Fingerknöchel prügelten wie verrückt auf die knochigen Reste ein, die man einst als Nasen bezeichnet hatte. Im Nu war Naglfar unter einem Haufen wild raufender Unterweltfährmänner begraben.
    Flagit schüttelte nur angewidert den Kopf und füllte den Geldsack lustlos wieder auf.
    Wahrscheinlich haben diese Plattköpfe noch nie zuvor fünfzehntausend Obolen auf einen Haufen gesehen, dachte er.
    »Du willst ein Fährmann sein?« kreischte eine Stimme aus dem Handgemenge. »Mit fair hat das wohl nichts zu tun! Du bist doch verrückt! Los mach weiter, schlag mich! Anständig … hol ordentlich aus und … aaah!« Das Geräusch von ausgespuckten Zähnen war zu hören. »Daf reicht! Jetft kannft du waf erleben!«
    »Du bist doch verrückt! Ha, ha, ha!« brüllte eine andere teuflische Stimme.
    »Komm furück, und ich werde dir die Augen aufkratfen …«
    »Zu spät …«, antwortete jemand.
    Kopfschüttelnd setzte sich Flagit in Bewegung und schlenderte betrübt am Ufer des Phlegethon entlang. Offenbar gab es nun keine Möglichkeit mehr, doch noch den Fluß zu überqueren. Selbst wenn ihm ein

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